Vonovia: Enteignungen sind keine Lösung!
Am vergangenen Wochenende kam es zu massiven Protesten gegen steigende Mieten in mehreren deutschen Städten. In diesem Zusammenhang wird derzeit in Deutschland ernsthaft ein Thema diskutiert, dass man eigentlich nur aus sozialistischen Staaten kennt, nämlich Enteignungen. So heißt das Motto in Berlin: „Deutsche Wohnen enteignen!“. Aber natürlich ist die Deutsche Wohnen dabei nur ein Synonym für Immobilienkonzerne generell. Zumal der größte deutsche Immobilienkonzern ja eigentlich, die inzwischen sogar im DAX gelistete, Vonovia (WKN: A1ML7J) ist.
Angesichts der Proteste haben natürlich auch einige Politiker schon ihre Statements zu den geforderten Enteignungen abgegeben. Besonders der Grüne Robert Habeck steht dem Thema dabei nach eigenen Angaben sehr offen gegenüber. Anscheinend jedoch hat er da nicht so richtig nachgedacht. Denn zwar hat er durchaus Recht, wenn er betont, dass Enteignungen auf Basis des Grundgesetzes grundsätzlich möglich wären. Allerdings sieht das Grundgesetz für solche Fälle Entschädigungsleistungen vor.
Letztlich wären die Enteignungen somit gar keine wirklichen Enteignungen, sondern eher ein staatlich verordneter Zwangsverkauf. Egal ob Enteignungen jedoch möglich sind oder nicht, stellt sich mir eine ganz andere Frage, nämlich: Was soll das bringen? Die Immobilienpreise und Mieten steigen doch seit einiger Zeit, wie das eben in einer Marktwirtschaft so ist, weil Angebot und Nachfrage weit auseinander gedriftet sind. So trifft eine starke Nachfrage eben auf ein relativ eng begrenztes Angebot.
Sozialismus ist immer zum scheitern verurteilt
Durch Enteignungen jedoch wird weder die Nachfrage gedämpft noch das Angebot ausgeweitet. Ergo bringen Enteignungen generell gar nichts. Okay, im Einzelfall mag das anders aussehen. Denn wenn nach einer Enteignung der Staat im Besitz der Immobilie ist, kann dieser natürlich auf Mieterhöhungen verzichten. Womit wir dann endgültig zurück im sozialistischen Paradies wären, dass seinerzeit unter dem Namen DDR untergegangen ist. Wie gut der Sozialismus in der Realität funktioniert, sehen wir übrigens gerade – mal wieder – in Venezuela.
Dort hat der Staat seinerzeit die Ölindustrie verstaatlicht – und die Einnahmen aus den Ölverkäufen sozialistisch umverteilt. Leider haben die staatlichen Stellen jedoch die notwendigen Investitionen in die Infrastruktur, also bspw. den Bau bzw. wenigstens die Instandhaltung von Pipelines, im Zuge ihrer Umverteilungsorgie, schlicht „vergessen“. Dies führt nun dazu, dass das Land mit den höchsten Ölreserven der Welt eine stetig sinkende Ölförderung beklagt, was natürlich nur die Schuld der bösen Amerikaner ist.
Ob die bösen Amerikaner auch Schuld wären, wenn der deutsche Staat nach den Enteignungen Investitionen in die Instandhaltung der Immobilien „vergisst“ und die Mieter irgendwann in verschimmelten Abbruchbuden leben müssen? Ich hoffe wir werden es niemals erfahren. Denn das würde bedeuten, dass sich diese sozialistischen Schnapsideen doch nicht durchgesetzt haben. Allerdings existiert natürlich das Problem steigender Immobilienpreise und Mieten. Wie also kann man es kapitalistisch lösen?
Bauen, bauen, bauen!
Nun, wir haben aktuell ein Nullzins- bzw. Negativzinsumfeld. Das heißt, dass der Staat sich sehr günstig verschulden kann. Um das Problem steigender Immobilienpreise und Mieten zu lösen, braucht es entweder eine Senkung der Nachfrage oder eine Erhöhung des Angebots. Die Nachfrageseite wird man kurzfristig kaum beeinflussen können. Einzig weiter steigende Immobilienpreise und Mieten könnten diese senken, aber diese sind ja gerade das ausgemachte Problem. Ergo bleibt nur eine Erhöhung des Angebots.
Dieses erreicht man, in dem man das Baurecht entbürokratisiert. Das hieße, dass man in der Vergangenheit verschärfte Vorschriften lockert (z.B. die vorgeschriebene Wärmedämmung, die ohnehin oftmals zu Schimmel führt) und Baugenehmigungen schneller erteilt. Zudem könnte man den Bau bestimmter Wohnungen durch staatliche Zuschüsse fördern. Allerdings wirken alle diese Maßnahmen eher mittelfristig. Denn bis neue Wohnungen gebaut und bezugsfertig sind, dauert es wohl zwei bis drei Jahre.
Allerdings gäbe es in besonders angespannten Märkten auch kurzfristige Lösungen. So könnte der Staat die schwarze Null endlich mal eine schwarze Null sein lassen – und die extrem niedrigen Zinsen auch hier für Investitionen nutzen. Dies ginge, in dem er sich über eine Anleihe frisches Geld besorgen und dieses Geld gezielt in angespannten Märkten in den Bau neuer Wohnungen investieren würde. Zwar dauert auch dann der Bau solcher Wohnungen zwei bis drei Jahre. Aber schon die Ankündigung einer solchen Maßnahme hätte einen preisdämpfenden Effekt.
Wie steht es um die Aktien der deutschen Immobilienunternehmen?
Denn Immobilieninvestoren könnten sich natürlich ausrechnen, dass durch solche staatlichen Baumaßnahmen das Angebot in absehbarer Zeit deutlich ausgeweitet würde, so dass sie nicht mehr so stark auf steigende Preise wetten würden. Damit wäre das sozialistische Ziel die Spekulation einzudämmen erreicht. Für die Immobilienkonzerne wäre eine solche Ankündigung sicherlich nicht so gut, aber immer noch besser als mögliche Enteignungen.
Allerdings scheint in der Bundesregierung das Mantra der schwarzen Null zu herrschen. Insofern wird es am Ende wohl darauf hinauslaufen, dass großen Worten – wie immer – wenig bis keine Taten folgen werden. Es wird also, da ja nicht einmal die SPD auf dieses Thema aufgesprungen ist, zum Glück wohl nicht zu Enteignungen kommen, wobei schon die Diskussion darüber kontraproduktiv war und die Situation eher noch verschärft hat.
Aber auch ein solches staatliches Bauprogramm wird es wohl nicht geben. Daher bleibt für Deutsche Wohnen, Vonovia und Co. das Marktumfeld weiterhin extrem gut. Die zuletzt gesehenen Rücksetzer in den Aktien der Immobilienkonzerne erscheinen somit eine extrem gute (Nach)Kaufgelegenheit zu sein. Dabei gehört insbesondere das Papier der Vonovia auch aus rein charttechnischer Sicht zu den wenigen Leckerbissen im DAX.
Fazit: Vonovia bis 45,00 Euro kaufen
So hat die Aktie des größten deutschen Immobilienkonzerns erst kürzlich neue Allzeithochs erklommen und konsolidiert diese Kursgewinne aktuell ein wenig aus. Zu Kursen um oder unter 45,00 Euro erscheint mir die Aktie jedoch aussichtsreich und somit kaufenswert. Denn sobald die laufende Konsolidierung abgeschlossen ist, sollte der Titel weiter Fahrt nach oben aufnehmen. Schließlich würde sie mit neuen Allzeithochs das stärkste Kaufsignal generieren, dass es überhaupt gibt. Das Kursziel läge sodann bei zunächst 50,00 Euro.
Höchstwahrscheinlich wäre jedoch auch das noch längst nicht das Ende der Fahnenstange. Denn angesichts der anhaltenden Nullzins- bzw. Negativzinspolitik der EZB wird die bereits existierende Spekulationsblase am deutschen Immobilienmarkt weiter aufgepumpt. Zumal das Verhältnis von Angebot und Nachfrage so schnell nicht austariert werden kann. Ich rechne daher auf Sicht von 12 Monaten sogar mit Kurszielen im Bereich um 54,00 bis 55,00 Euro – und halte die Aktie selbst dann noch nicht für ausgereizt! Es sei denn... aber wer glaubt schon an vernünftige Politiker?