Adidas: Anleger vertrauen Kasper Rorsted
Größter Gewinner im DAX ist heute die Aktie des deutschen Sportartikelunternehmens Adidas (WKN: A1EWWW). Der Grund hierfür sind die heute früh vom Unternehmen vorgelegten aktuellen Quartalszahlen. Denn zwar konnten die Herzogenauracher die Umsatzschätzungen von Analysten und Anlegern nicht ganz erfüllen, überzeugte jedoch mit einem Gewinnsprung. Ferner sind die leicht verfehlten Umsatzerwartungen im Prinzip sogar eine erfreuliche Nachricht.
Denn der Grund hierfür lag in der Stärke des Nordamerikageschäfts. Ja, Sie lesen in richtig, in der Stärke. Denn Adidas bekam seine T-Shirts und Trikots von den Amerikanern geradezu aus den Händen gerissen, so dass man mit der Produktion nicht mehr hinterher kam. So wird CEO Kasper Rorsted mit den Worten "Wir tun alles, was wir kurzfristig tun können, um die Nachfrage zu befriedigen", zitiert.
Aktuell schaue man sich daher nach möglichen Zukäufen von Produktionskapazitäten um. In der Zwischenzeit müsse man sich jedoch mit teuren Luftfracht-Lieferungen behelfen. Bis Ende des Jahres möchte der CEO die Probleme jedoch gelöst haben. Darüber hinaus sollen bis dahin dann auch die zurzeit noch schwächelnden Geschäfte in Europa wieder besser in Fahrt kommen. Alles in allem somit ein sehr rosiger Ausblick.
Kasper Rorsted, der aktuell wohl beste DAX-CEO
Wichtig ist, dass die Anleger CEO Kasper Rorsted glauben was er sagt, insbesondere vertrauen sie seinem Ausblick. Kein Wunder, denn der Däne gilt schon seit längerem als der absolute Star unter den Vorstandsvorsitzenden der DAX-Unternehmen. Kein Wunder, denn Rorsted macht nicht erst seit 2016 bei Adidas einen tollen Job. Vielmehr hat er zuvor fast acht Jahre lang den Konsumgüterhersteller Henkel fit gemacht.
Wie gut er seine Arbeit dort erledigt hat, zeigte dabei auch die Entwicklung des Aktienkurses. Denn dieser konnte sich in der Amtszeit des Dänen etwa vervierfachen, was Kursgewinnen von mehr als +18% p.a. entsprach. Dabei gehörte der Titel zuvor nicht gerade zu den Stars des deutschen Auswahlindex. Wie gut Rorsted jedoch wirklich war, zeigt sich besonders seit seinem Wechsel an die Spitze von Adidas. Denn seitdem hat das Henkel Papier knapp -20% an Wert verloren.
Insbesondere die institutionellen Anleger wissen daher seit nunmehr über zehn Jahren, dass sie sich auf die Worte von Rorsted verlassen können. Folgerichtig zweifeln sie auch nicht daran, dass die Geschäfte bei Adidas weiter boomen werden. Dies jedoch ist die Grundvoraussetzung für eine auch weiterhin überdurchschnittlich gute Geschäftsentwicklung und diese wiederum die Basis für weitere Kursgewinne.
Analysten voll des Lobes – war ich vielleicht zu kritisch?
Auch die Analysten zeigen sich natürlich vom heute vorgelegten Zahlenwerk beeindruckt und ignorieren die etwas schwächere Umsatzentwicklung. Daher wird die Aktie gelobt und Kursziele reihenweise bestätigt oder gar angehoben. Bei Adidas herrscht derzeit also wirklich die beste aller Börsenwelten. Etwas zerknirscht muss auch ich daher einräumen, dass ich die Aktie in der Vergangenheit womöglich ein wenig zu kritisch beurteilt habe.
Generell sah ich Adidas zwar nicht negativ, allerdings erschien mir die fundamentale Bewertung mit einem KGV 2019e von knapp 24 zu hoch. Zwar ist auch die Bewertung der Aktie meines Favoriten im Sektor, Nike, sehr hoch. Allerdings handelt es sich bei Nike immer noch um den Weltmarktführer, so dass hier ein gewisser Bewertungsaufschlag gerechtfertigt erschien und erscheint. Zumal Nike eine kleine Unternehmenskrise zu überwinden hatte und schon deshalb kurzfristig – durch Lösung der Probleme – mit einem Wachstumsschub gerechnet werden konnte.
Fazit: Adidas unter CEO Rorsted kaufenswert, aber...
Allerdings bin ich bei Adidas in gewisser Weise auch ein gebranntes Kind. Denn der Konzern hat in der Vergangenheit schon öfter solche Boomphasen wie gerade aktuell erlebt, die dann – aufgrund von schlechten Management-Entscheidungen – beinahe im Desaster endeten. So hat beispielsweise ein guter Bekannter meines Vaters mal so viel Geld mit Adidas Aktien verloren, dass er sich selbst das Leben genommen hat.
Insofern war, bin und bleibe ich auch weiterhin etwas misstrauisch. Allerdings scheint dieses, an sich gesunde, Misstrauen unter Führung von Kasper Rorsted tatsächlich unangebracht zu sein. Daher sehe ich die Zukunft des Unternehmens zumindest so lange als rosig an, wie der dänische Kapitän noch an Bord bleibt. Sollte er jedoch zu einem anderen Unternehmen wechseln oder in den Ruhestand gehen, wird es sicherlich kritisch.
Generell lautet mein Motto, dass man gute Aktien möglichst günstig einsammeln sollte. Nach einem Kurssprung um knapp +10% heute ist die Aktie natürlich kein Schnäppchen mehr. Daher würde ich auch nicht in die heutige Euphorie hinein kaufen. Aber Rücksetzer unter die Marke von 240,00 Euro, im – je nach Sichtweise - "Best Case" oder "Worst Case" möglicherweise sogar in Richtung 225,00 Euro, sind nun Einstiegs- bzw. Nachkaufgelegenheiten.
Denn zwar hat die Aktie ihre kurzfristigen Kursziele nun allesamt abgearbeitet, mittelfristig (auf Sicht von 6-12 Monaten) winken jedoch durchaus noch die 300,00 Euro!