ThyssenKrupp: Die Spekulationen überschlagen sich

16.05.19

Zu den größeren Gewinnern im DAX zählt heute das Papier des Stahlkonzerns ThyssenKrupp (WKN: 750000). Dies war vor wenigen Tagen schon einmal der Fall, anschließend fiel der Titel jedoch wieder in sich zusammen. Generell hatten die Aktionäre des Konzerns in den vergangenen Jahren nicht viel zu lachen. Ob sich das nun ändert, ist fraglich. Allerdings besteht durchaus die Chance dazu. Schauen wir uns daher mal an, was bei ThyssenKrupp aktuell so alles diskutiert wird.

Gefallen hat den Anteilseignern zuletzt zumindest die Nachricht, dass ThyssenKrupp seinem Stahlgeschäft nun doch treu bleiben wird. Eigentlich wollte man dieses mit der indischen Tata Steel fusionieren und so mittelfristig aus der Stahlproduktion aussteigen. Prinzipiell schien dies eigentlich der richtige Schritt zu sein, anscheinend haben den Anlegern an der Börse die ausgehandelten Konditionen nicht gefallen.

Auf jeden Fall schoss die Aktie nach Absage des Deals kurzfristig stark nach oben. Viele, insbesondere charttechnisch orientierte, Analysten riefen daraufhin schon die Trendwende aus. Aber die Bären waren noch nicht fertig und so wurde die Aktie noch einmal ab- und damit ausverkauft. Allerdings fiel sie trotz dieses erneuten Sell Offs nicht mehr unter das bisherige Korrekturtief bei ca. 11,25 Euro zurück.

Neue Spekulationen sorgen für erneuten Kurssprung der Aktie

In den vergangenen drei Handelstagen wurde von Seiten der Analysten der mögliche Abstieg von ThyssenKrupp aus dem deutschen Auswahlindex DAX diskutiert. Dies war auch der Grund für die schlechte Performance nach dem Kurssprung vom vergangenen Freitag. Heute jedoch kamen dann neue Spekulationen um den Konzern auf. So unterstellen einige Analysten dem finnischen Konzern Kone ein Interesse an einer Übernahme.

Sollten sich diese Spekulationen bewahrheiten, hätte die Aktie sicherlich kurzfristig noch ein wenig Luft nach oben. Zumal es am Ende durchaus zu einem Bieterstreit um ThyssenKrupp kommen könnte. Das Problem dabei ist aber, dass wahrscheinlich jeder potenziell in Frage kommende Käufer in erster Linie Interesse an der Aufzugsparte haben dürfte. Umso unverständlicher ist daher aus meiner Sicht die Freude der Anleger über den geplatzten Deal mit Tata Steel.

Ein Deal mit Kone könnte mittelfristig das Ende von ThyssenKrupp sein!

Die Börsianer setzen aktuell wohl ganz stark auf einen Deal von Kone und ThyssenKrupp, zumal ein solcher den Essenern bis zu vier Milliarden Euro in die Kassen spülen könnte. Damit wäre ein solcher Deal auch noch besser als der sonst angedachte Börsengang der Aufzugsparte. Allerdings vergessen Sie dabei ein wenig, dass ein Verkauf der quasi letzten verbliebenen Perle des Konzerns am Ende nichts anderes als der Verkauf des Tafelsilbers ist.

ThyssenKrupp, Test-Turm für neue Aufzugtechnologien

Konkret bedeutet dies, dass ein Verkauf der Aufzugsparte an Kone mittelfristig das Ende von ThyssenKrupp sein könnte. Denn die ursprünglichen Geschäftsbereiche schaffen es schon seit langer Zeit nicht mehr Gewinne zu generieren, so dass sie durch die erfolgreiche Aufzugsparte quersubventioniert werden. Die Anleger an der Börse haben also bei ihren Spekulationen eine extrem kurzfristige Perspektive, das Motto lautet wohl "nach uns die Sintflut".

Fazit: Kurzfristige Kursrally bis 14,50 oder sogar 18,00 Euro möglich, aber...

Kommt es zur Veräußerung der Aufzugsparte an Kone könnte die Aktie von ThyssenKrupp kurzfristig einen Satz in Richtung 14,50 Euro sowie darüber hinaus sogar bis 18,00 Euro machen. Dies wäre aller Voraussicht nach jedoch nur ein kurzfristiger Freudensprung, da ein solcher Verkauf des Tafelsilbers die grundsätzlichen Probleme des Unternehmens nicht löst. Schon ein Börsengang der Aufzugsparte wäre vor diesem Hintergrund durchaus kritisch zu sehen, wenngleich nicht ganz so kritisch.

Denn damit würde ThyssenKrupp zumindest noch einen Anteil an der erfolgreichsten Sparte des angeschlagenen Konzerns halten und somit ein wenig von den guten Geschäften profitieren. Allerdings wird man mit einem Börsengang deutlich weniger Geld erlösen und Geld brauchen die Essener in der Tat ebenfalls sehr dringend. Sei es wie es sei, letztlich läuft ohnehin alles darauf hinaus, dass sich die Aktie des DAX-Konzerns aktuell nur noch für Spekulanten eignet.

Kurserholungen bis 14,50 Euro sind dabei in jedem Szenario möglich, ändern aber leider zunächst noch nichts am übergeordnet schwachen (Chart)Bild. Eine längerfristige Trendwende für die Geschäftsentwicklung ("Turn Around") und damit die Aktie sehe ich jedoch nicht. Allerdings würde ein Verkauf der Aufzugsparte an Kone kurzfristig eine Kursrally bis 18,00 Euro ermöglichen. Spätestens hier sollte man dann aber seine Gewinne mitnehmen!

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