USU Software: Potenzieller Verdopplungskandidat
Ich habe Ende letzten Jahres auf dem EigenKapitalForum (EKF) der Deutschen Börse ein Interview mit dem CEO von USU Software (WKN: A0BVU2), Bernhard Oberschmidt, geführt. Damals äußerte er sich vorsichtig optimistisch bezüglich der zukünftigen Wachstumsperspektiven, da der Wechsel auf das Software-as-a-Service (SaaS) Geschäftsmodell langsamer vonstatten gehe als mancher Marktanalyst glaube. Grundsätzlich peilte er daher in den kommenden Jahren ein durchschnittliches organisches Wachstum von 10% p.a. an.
Heute nun hat USU Software seine aktuellen Quartalszahlen vorgelegt, die der Aktie trotz eines eher schwachen Marktumfelds zu einem kleinen Kurssprung verhelfen. Schauen wir uns diese Geschäftszahlen daher doch mal gemeinsam etwas genauer an. Was kann die Anleger an dem Zahlenwerk wohl derart begeistern? Das vom Management besonders herausgehobene Umsatzwachstum um +4,6% auf 22,0 Mio. Euro wird es wohl nicht sein. Aber vielleicht der Rekord-Auftragsbestand per 31. März 2019?
Nun, zwar konnte USU Software den Quartalsumsatz nur um +4,6% auf 22,0 Mio. Euro steigern, das Cloud-Business verzeichnete jedoch mit einem Umsatzplus von +14,7% auf 6,7 Mio. Euro ein deutlich überproportionales Wachstum. Aber selbst das etwas albackene Lizenzgeschäft konnte noch um +7,1% auf 3,0 Mio. Euro zulegen. Das starke Wachstum des Cloudgeschäfts führte jedoch zu kurzfristigen Einbußen beim Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA). Hier gab es folglich einen Rückgang um -6,3% auf nur noch 1,0 Mio. Euro.
Was auf den ersten Blick kritisch wirkt, ist in Wirklichkeit jedoch normal. Schon andere Softwareunternehmen, die ihr Geschäftsmodell transferieren mussten, litten kurzfristig unter solchen Problemen, das prominenteste Beispiel hierfür ist wohl SAP. Denn zum einen werden für diese Transformation Investitionen notwendig, zum anderen verteilt sich der Gewinn gleichmäßiger über das ganze Jahr, was natürlich bisher eher starke Quartale belastet, wohingegen man in bisher schwachen Quartalen davon profitiert.
Glaubwürdige Planungen des Managements
Daher kann man dem Vorstand um CEO Oberschmidt wohl auch Glauben schenken, wenn er das Unternehmen auf einem guten Weg zu einem erfolgreichen Geschäftsjahr 2019 sieht. Untermauert wird die Aussage dann eben noch von dem eben erwähnten Rekord-Auftragsbestand, der ja auch für eine relativ hohe Visibilität des Managements sorgt. Ich rechne daher im laufenden Geschäftsjahr 2019 mit einer Erreichung der Umsatzprognose von 98-101 Mio. Euro bei einem bereinigten Gewinn vor Zinsen und Steuern (EBIT) zwischen 7,5-10 Mio. Euro.
Wie realistisch die Erreichung der mittelfristigen Ziele (bis 2021) ist, vermag ich allerdings heute noch nicht abzusehen. Hier peilen die Mannen um CEO Oberschmidt einen Jahresumsatz von 140 Mio. Euro bei einem bereinigten EBIT von 20 Mio. Euro an. Allerdings sollen zur Erreichung dieser mittelfristigen Ziele auch Akquisitionen eine Rolle spielen. Konkret möchte man wohl bis zu 15 Mio. Euro an Jahresumsatz hinzu kaufen, was ich grundsätzlich für absolut machbar halte.
Umsatz- und Gewinnwachstum zuletzt
Zwischen 2015 und 2018 gelang es USU Software den Jahresumsatz von 66,1 auf zuletzt 90,5 Mio. Euro und somit ca. +37% respektive ca. +11% p.a. zu steigern. Zeitgleich entwickelte sich der Gewinn jedoch rückläufig, was bei einem solchen Technologieunternehmen jedoch durchaus normal ist. Denn hier wird halt jeder verfügbare Euro in das weitere Wachstum investiert, was ja auch richtig ist. Immerhin war die USU Software jedoch durchgehend profitabel.
Sollte die Gesellschaft jedoch ihre Geschäftsziele für 2019e erreichen, wäre dies im arithmetischen Mittel gleichbedeutend mit einem Umsatzwachstum um ca. +10% sowie einem Gewinnwachstum (auf EBIT-Basis) um ca. +224%. Mittelfristig werden dann Wachstumsraten von ca. +12,1% p.a. (ohne Akquisitionen) bzw. ca. +18,6% (inklusive Akquisitionen) beim Umsatz sowie ca. +51,2% beim Gewinn (auf EBIT-Basis) angestrebt.
Vor diesem Hintergrund halte ich die aktuelle Bewertung der Aktie mit einem KGV 2019e von nur ca. 27 für zu günstig. Sollte das Management die selbst gesetzten Ziele für 2019e erreichen, müsste die Aktie m.E. eher im Bereich um 16,00 Euro notieren. Werden dann auch noch die mittelfristigen Planungen bis 2021 erfüllt, würde die Aktie zu einem Verdopplungskandidaten. Konkret liegt mein Kursziel auf Sicht von 18-24 Monaten daher zwischen 28,00 und 30,00 Euro.