Deutsche Bank: Schreckensszenario Kapitalerhöhung!
Ein gutes Beispiel wohin es führen kann, wenn man kurzfristig zu hoch hinaus möchte, ist die Deutsche Bank (WKN: 514000). So wollte die Bank um den Jahrtausendwechsel besonders hoch hinaus, weshalb man schließlich im Jahr 2002 den 1996 von der Credit Suisse zur Deutschen Bank gewechselten Topmanager Josef Ackermann zum neuen Vorstandssprecher beförderte. Der klare Auftrag an den Schweizer: Die Deutsche Bank durch Ausbau des Investmentbankings zu eine der größten Banken der Welt machen.
Und Ackermann tat genau das, was man von ihm erwartete. Er setzte stark auf das seinerzeit boomende Investmentbanking und die Bank fuhr kurzfristig hohe Milliardengewinne ein. Diese wiederum wurden dazu genutzt die eigenen Aktionäre durch Aktienrückkaufprogramme sowie immer höhere Dividendenausschüttungen glücklich zu machen. So zahlte die Deutsche Bank bspw. im Jahr 2007 eine Dividende in Höhe von sage und schreibe 4,50 Euro je Aktie. Ja, Sie lesen richtig, die Dividende 2007 betrug 4,50 Euro je Aktie!
Das sind gerade einmal rund 2,00 Euro weniger als der aktuelle Aktienkurs und würde heute einer Dividendenrendite von knapp 70% entsprechen. Damals jedoch lag der Aktienkurs noch über 90,00 Euro, so dass die damalige Dividendenrendite bei "nur" ca. 5% lag. Ich schreibe das an dieser Stelle auch, um Sie zu noch einmal ausdrücklich zu warnen. Hohe Dividendenrenditen mögen nett ausschauen, können jedoch täuschen. Mit anderen Worten: Auch eine hohe Dividendenrendite schützt eine Aktie nicht generell vor einem Absturz.
Mutlose, überbezahlte Topmanager verwalten die marode Bank nur noch...
Wie aber kam es überhaupt zu diesem Absturz? Nun, zunächst einmal stürzten im Zuge der Finanzkrise 2007-2009 die Aktien aller Banken ab. Allerdings griff insbesondere die US-Regierung beherzt ein und rettete die großen US-Banken mit Hilfe vieler Milliarden US-Dollar. Wobei hier Regierung und US-Notenbanken Hand in Hand arbeiteten. In Europa und besonders Deutschland war das leider anders, so dass unsere Regierung – nach den Energieversorgern, aufgrund der völlig falschen "Energiewende" – auch unseren Bankensektor zum Abschuss freigab.
Aber man kann die schlechte Performance natürlich auch nicht nur auf die Politik schieben. Auch die Führung der Deutschen Bank machte vieles falsch. Das galt schon für Josef Ackermann und setzte sich unter der Doppelspitze Anshu Jain/Jürgen Fitschen weiter fort. Wobei alleine schon die Installation dieser Doppelspitze zeigte, dass in der Bank eigentlich niemand so recht wusste wo sie eigentlich hin möchte. Insofern war die Ablösung der Herren Jain/Fitschen durch John Cryan eine gute Entscheidung, zumal Cryan die Bank wirklich sanieren wollte.
Doch auch er fand nicht den notwendigen Rückhalt, so dass inzwischen Christian Sewing die einstmals stolze Deutsche Bank führt. Seine Amtsübernahme wurde zunächst als mutige Entscheidung gefeiert und gab Anteilseignern und Mitarbeitern neue Hoffnung. Leider hat aber auch er bisher die Bank nur verwaltet und keine mutigen Entscheidungen getroffen – sieht man einmal von der Entscheidung das Abenteuer "Zusammenschluss mit der Commerzbank" abzusagen ab. Da fragt man sich schon, warum die Topmanager der Bank nach wie vor so viel Geld verdienen!
Steigt die Deutsche Bank jetzt aus dem Investmentbanking aus?
Seit kurzem jedoch kursieren jetzt Spekulationen an der Börse, dass CEO Christian Sewing deutliche Einschnitte im Investmentbanking plant. Das Geschäft also, dass einst Josef Ackermann auf- und ausbauen sollte, wird jetzt wohl sukzessive abgewickelt. Wie aber ist diese Entscheidung zu bewerten? Nun, da die Deutsche Bank – nach anfänglichen Rekordgewinnen – in diesem Geschäftsbereich kaum noch Geld verdient, ist sie wohl folgerichtig. Die Deutsche Bank scheint also "back to the roots" zu wollen.
Allerdings ist das Problem des Investmentbankings ein sehr spezifisches Problem der Bank selbst. So hat man in der Vergangenheit viel Geld mit krummen Geschäften verdient und letztlich wohl mehr Strafen bezahlen müssen als man verdient hat. Andererseits zeigen insbesondere die großen US-Banken wie Bank of America, Goldman Sachs, JPMorgan und Co, dass man in diesem Geschäft auch ohne krumme Geschäfte durchaus Milliardengewinne einfahren kann.
Mit anderen Worten: Die Deutsche Bank kann offensichtlich kein Investmentbanking, daher scheint der Ausstieg positiv. Wenn man es aber könnte, könnte man hier Milliarden verdienen. Dieser Möglichkeit beraubt man sich, womit das Kurspotenzial für diese Aktie beschnitten wird. Zumal der Ausstieg aus dem Investmentbanking erneut mit hohen Kosten verbunden sein dürfte, weshalb an der Börse bereits eine erneute Kapitalerhöhung erwartet wird.
Kapitalerhöhung zu 5,50 Euro mit anschließendem Kursrutsch unter 5,00 Euro!
Tatsächlich halte ich vor dem Hintergrund der kolportierten Pläne von CEO Christian Sewing eine erneute Kapitalerhöhung der Bank für sehr wahrscheinlich. Das Problem dabei: Da die Aktie schon so stark abgestürzt ist, wird man – um ausreichend Kapital einsammeln zu können – sehr viele neue Aktien ausgeben müssen. Darüber hinaus muss man potenziellen Kapitalgebern sehr günstige Konditionen bieten, damit diese die neuen Aktien auch zeichnen.
Ich rechne daher mit einer Kapitalerhöhung, in deren Rahmen mindestens eine Milliarde neue Aktien zu Kursen um 5,50 Euro angeboten werden, was der Deutschen Bank brutto rund 5,5 Mrd. Euro einbringen würde. Daher sollte die Aktie kurzfristig in Richtung von 5,50 Euro fallen. Nach Abschluss der Kapitalerhöhung mag es kurzfristig etwas aufwärts gehen, letztlich aber dürfte der Titel noch unter die 5,00 Euro Marke rutschen. Die Aktie der Deutschen Bank sollte man daher zurzeit weiterhin meiden!