Pantaflix: Das wird wohl leider nix mehr!
Wenn man sich die Kursentwicklung manch einer Aktie anschaut, kann man schon mal den Glauben an die Menschheit verlieren. Eine Aktie, bei der dies in der Vergangenheit bei mir der Fall war, ist sicherlich das Papier von Pantaflix (WKN: A12UPJ). Denn diese Aktie wurde als "neue, deutsche Netflix" gehyped, was absoluter Blödsinn war. Das Schlimme daran war nur, dass das eigentlich jeder ganz einfach hätte erkennen können, ich denke sogar müssen. Warum?
Nun, schauen wir uns mal andere deutsche Netflix-Konkurrenten an. Damit meine ich jetzt gar nicht mal neue Anbieter wie TVnow von RTL, sondern wirklich schon länger existierende wie bspw. Maxdome. So wurde Maxdome schon im August 2006 gegründet und zunächst von United Internet und ProSiebenSat.1 Media gemeinsam weiter entwickelt, ehe der TV-Konzern dann 2011 die volle Kontrolle übernahm.
Obwohl Maxdome mit dem Mutterkonzern ProSiebenSat.1 Media einen DAX-Konzern im Rücken hatte und bis heute hat, bekommt man jedoch gegen die US-Konkurrenten Amazon.com (mit Prime Video) sowie Netflix kein Bein auf den Boden. Wie aber soll ein kleines Startup wie Pantaflix, dass sich zudem mit seinem Angebot sehr spezialisiert hat, dann gegen diese Giganten im Wettbewerb bestehen?
Wurde die Aktie durch geschicktes Marketing in luftige Höhen "gepusht"?
Trotzdem ließen sich viele deutsche (Klein)Anleger von der Story einer "deutschen Netflix" begeistern. Natürlich wurde diese Phantasie vom Management des Unternehmens befeuert. Hier stellt sich mir dann auch die Frage nach der Verantwortung. Einerseits kann ich nachvollziehen, dass kein Vorstand sein eigenes Unternehmen schlechter darstellen möchte als es ist. Aber andererseits sollten die Versprechungen dann auch nicht allzu blumig sein, besonders wenn man sie dann nicht einhalten kann.
Dank zahlreicher Jubelmeldungen, auf die die euphorisierten (Klein)Anleger natürlich begeistert reagierten, stieg die Aktie so in luftige Höhen. Böse Zungen behaupten daher, dass die Aktie – auch mit Hilfe entsprechender Finanzmedien und somit geschicktem Marketing – schlicht und einfach in diese luftigen Höhen "gepusht" wurde. Ob man das so bewerten möchte oder nicht, überlasse ich jedem selbst. Fakt ist jedenfalls, dass dem Unternehmen und damit der Aktie die Substanz fehlte und fehlt, so dass der folgende Absturz in meinen Augen quasi vorprogrammiert war.
Aktuelle Geschäftszahlen schlecht, aber im Rahmen der gesenkten Erwartungen...
Doch wie sieht es, auf dem nun deutlich niedrigeren Kursniveau, eigentlich mit der Substanz aus? Schaut man sich die heute vorgelegten Geschäftszahlen für 2018 an, fallen diese eher durchwachsen aus. Zwar gelang dem Unternehmen eine Umsatzsteigerung um ca. +25% auf 35,1 Mio. Euro (Vorjahr: 28,1 Mio. Euro). Zugleich sank jedoch der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) deutlich von 17,5 Mio. Euro auf nur noch 2,9 Mio. Euro.
Aufgrund von Abschreibungen, im Wesentlichen infolge aktivierter Herstellungskosten von Filmprojekten, in Höhe von 11,9 Mio. Euro (Vorjahr: 15,3 Mio. Euro) verwandelte sich auch der Gewinn vor Zinsen und Steuerung (EBIT) in Höhe von 2,2 Mio. Euro aus dem Vorjahr nunmehr in einen Verlust in Höhe von -9,0 Mio. Euro. Angesichts dieser Geschäftszahlen sowie einem weiterhin nicht rund laufenden Videostreaming-Business halte ich die gemeldeten liquiden Mittel von knapp 14 Mio. Euro nicht für eine "solide Finanzausstattung". Aber das liegt dann wohl immer im Auge des Betrachters...
Vage Umsatzprognose, aber trotzdem deutliche Verbesserung des EBIT?
Einmal mehr sehr erstaunlich sind die Versprechungen des Managements bzgl. der Entwicklung im laufenden Geschäftsjahr 2019e. So erwartet man nämlich im laufenden Geschäftsjahr 2019e nur noch einen leichten Umsatzanstieg, warnt dabei aber zugleich schon, dass es bei Filmprojekten immer zu zeitlichen Verzögerungen kommen kann. Daher könne die tatsächliche Entwicklung durchaus deutlich von der der eigentlichen Planung abweichen.
Vor diesem Hintergrund stellt sich mir dann jedoch die Frage, wie man trotz gleichzeitig auch noch höherer Investitionen in Marketing, Technologie und Vertrieb dann eine deutliche Verbesserung des EBIT erreichen möchte. Aus meiner Sicht käme ein Erfüllung dieser, zwar ebenfalls nur sehr vagen, letztlich ja aber doch positiven Gewinnprognose, einer Quadratur des Kreises gleich. Gewinnwarnung, ick hör dir trapsen!
Fazit: Heutiger Kurssprung der Aktie ist eine sehr gute Verkaufsgelegenheit!
Die Anleger reagieren zunächst sehr positiv auf die heute vorgelegten Geschäftszahlen für 2018 sowie die Prognose für 2019e. Aus meiner Sicht besteht dazu jedoch nur wenig Anlass. Zwar war die Umsatzentwicklung in 2018 durchaus okay, die viel relevantere Gewinnentwicklung muss man jedoch als katastrophal bezeichnen. Darüber hinaus halte ich die, wenngleich sehr vage gehaltenen, Umsatz- und Gewinnprognosen des Managements für 2019e für wenig glaubhaft. Wahrscheinlich zweifelt der Vorstand sogar selbst an seinen eigenen Prognosen.
Denn nur so lässt sich die explizite Warnung vor möglichen Projektverzögerungen, die zu einer Verfehlung der Umsatzprognose führen könnten, erklären. Ich jedenfalls hielt noch nie viel von diesem Unternehmen/dieser Aktie, was sich ja auch als absolut richtige Einschätzung erwiesen hat. Ich würde die Aktie jedoch auch heute nicht kaufen, sondern sehe in dem aktuellen, nicht wirklich nachvollziehbaren Kurssprung eher eine nochmalige sehr gute Verkaufsgelegenheit für investierte Anleger. Mein Kursziel jedenfalls liegt bei unter 1,00 Euro auf Sicht eines Jahres!