CTS Eventim: Kursrutsch wegen deutscher Pkw-Maut?
Bereits am gestrigen Dienstag wurde bekannt, dass der Europäische Gerichtshof (EuGH) die sogenannte deutsche Infrastrukturabgabe ("Pkw-Maut"), so wie sie von der Bundesregierung geplant wurde, für nicht mit EU-Recht vereinbar hält. Denn dadurch, dass deutsche Autofahrer die Maut über die Kfz-Steuer zurückerhalten sollten, würden ausländische Autofahrer diskriminiert. In der Folge gerieten die Aktien von Kapsch TrafficCom und CTS Eventim (WKN: 547030) kurzfristig unter Abgabedruck.
Insbesondere das Papier der CTS Eventim konnte sich jedoch sehr schnell von den Kursverlusten erholen, so dass am Ende des Handelstages sogar ein kleines Plus auf der Anzeigetafel stand. Heute nun hat sich das Unternehmen in einer Ad-hoc-Mitteilung erstmals selbst zu den Auswirkungen dieses EuGH-Urteils, dass die Bundesregierung akzeptieren möchte, geäußert. Demnach hat das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur den ursprünglich geschlossenen Betreibervertrag einseitig gekündigt. Diese Kündigung werde nun juristisch geprüft.
Hintergrund ist, dass der mit dem Bund geschlossene Vertrag Schutzbestimmungen enthalte, die Vermögensschäden für die Betreibergesellschaft und ihre Gesellschafter verhindern sollen. Diese würden dabei auch für den Fall, dass die Infrastrukturabgabe nicht eingeführt werde, gelten. Daher scheint es natürlich absolut geboten, dass CTS Eventim und Joint Venture-Partner Kapsch TrafficCom die Gründe sowie die Auswirkungen der Kündigung von Juristen überprüfen lassen. Die Frage ist jetzt nur, zu was diese Prüfungen am Ende führen werden.
Welche Auswirkungen könnten die juristischen Überprüfungen haben?
Die Aktie von CTS Eventim verliert heute, infolge der Ad-hoc-Meldung, erneut mehr als -2%. Hier zeigt sich meines Erachtens die Verunsicherung der Anleger ob dieser Nachricht. Einerseits hat das Management gut gearbeitet und Schutzklauseln in die Verträge eingebaut. Andererseits könnte es jedoch gerade aufgrund dieser Klauseln jetzt zu juristischen Auseinandersetzungen mit dem Bund kommen. Solche Gerichtsverfahren dauern in der Regel jahrelang, da sie über alle Instanzen hinweg geführt werden. Dabei steht das Ergebnis in den Sternen.
Denn bekanntlich ist man "vor Gericht und auf hoher See in Gottes Hand", wie der Volksmund sagt. Sollte CTS Eventim daher seine Recht einklagen müssen, könnte dies a) lange dauern, b) sehr teuer werden (auch wenn man bei einem Sieg vor Gericht dann die Kosten erstattet bekommen mag) und damit c) durchaus auch auf die Geschäftsentwicklung durchschlagen. Sollten hier noch keine Rückstellungen in der Bilanz vorgenommen worden sein, wovon ich nicht ausgehe, wäre kurzfristig somit prinzipiell sogar eine Gewinnwarnung möglich.
Aktie zuletzt schon mehrfach unter Abgabedruck...
Dabei stand die Aktie in den letzten Monaten schon mehrfach kurzfristig unter Abgabedruck, konnte sich letztlich jedoch immer sehr schnell wieder erholen. So wurden Anfang des Jahres 2015 kartellrechtliche Ermittlungen gegen das Unternehmen eingeleitet, die 2017 in einem Verbot von Exklusivvereinbarungen mit Veranstaltern und Vorverkaufsstellen mündeten. Zuletzt legte der Konzern dann für seine Verhältnisse relativ schwache Quartalszahlen für Q1/2019 vor, wobei die Gesamtjahresprognose die Anleger beruhigen konnte, so dass sie in Kursschwäche zugriffen.
Nun also scheint der Milliardendeal um die deutsche Pkw-Maut geplatzt, was noch zu langwierigen juristischen Auseinandersetzungen und damit einer gewissen Verunsicherung bei den Anteilseignern führen könnte. Da braut sich also kurzfristig durchaus etwas zusammen, so dass man als Aktionär auf kurzfristige Kursrückgänge vorbereitet sein sollte. Mittel- bis langfristig jedoch war, ist und bleibt CTS Eventim meines Erachtens eines der am besten aufgestellten und geführten Wachstumsunternehmen in Deutschland.
Fazit: Vertrauen in Management war, ist und bleibt hoch!
Dass der Milliardendeal um die deutsche Pkw-Maut nun geplatzt ist, ist unschön. Wenngleich ich glaube, dass eine solche Pkw-Maut früher oder später doch noch kommen wird. Insofern könnte es durchaus sein, dass Kapsch TrafficCom und CTS Eventim dann wieder im Spiel sind. Aber so schön dieser Deal gewesen wäre, letzten Endes gehört die Erhebung einer solchen Maut nicht zum Kerngeschäft des Unternehmens, das deshalb – davon völlig unberührt – weiterhin stark wächst.
So hat das Management um CEO Klaus-Peter Schulenberg bis dato ja noch keine Gewinnwarnung veröffentlicht. Aber selbst wenn man dies tun müsste, so wüsste natürlich jeder Aktionär woran es liegt. Auch dürften sich die Auswirkungen in Grenzen halten, wenngleich das Wort Einmaleffekt vielleicht nicht ganz zutreffend sein mag (da Gerichtsverfahren ja, wie thematisiert, über Jahre laufen können).
Kursrücksetzer unter 40,00 Euro, optimalerweise bis an die 35,00 Euro Marke, würde ich daher hier vorerst weiterhin als sehr gute (Nach)Kaufgelegenheit betrachten. Denn trotz konjunktureller Eintrübung sowie möglicher juristischer Auseinandersetzungen um die Pkw-Maut mit dem Bund halte ich an meinem Kursziel in Höhe von 50,00 Euro auf Sicht von 2-3 Jahren unverändert weiterhin fest!