Aurelius verkauft Solidus-Gruppe und erhöht die Dividende
Kurz vor Mitternacht gestern Abend vermeldete Aurelius (WKN: A0JK2A) den Verkauf der Solidus-Gruppe an von Centerbridge L.P. Beratene Private Equity Fonds. Den Verkaufspreis beziffert das Management auf ca. 330 Mio. Euro, wobei die Transaktion noch unter dem Vorbehalt der Zustimmung der zuständigen Kartellbehörden sowie dem Abschluss der Konsultation mit dem zentralen Betriebsrat der Solidus Solutions in den Niederlanden steht.
Insbesondere die Zustimmung der Kartellbehörden sollte jedoch reine Formsache sein, so dass man bei Aurelius mit einem Abschluss in den kommenden acht bis zwölf Wochen rechnet. Heute früh legte der Vorstand um CEO Dr. Dirk Markus dann nochmals nach und gab in einer weiteren Pflichtmitteilung bekannt der ordentlichen Hauptversammlung am 19. Juli die Ausschüttung einer höheren Dividende vorschlagen zu wollen.
Dabei nennt man den erfolgreichen Verkauf der Solidus-Gruppe explizit als Grund für die nun geplante höhere Ausschüttung. Konkret sollen die Anteilseigner die Ausschüttung einer Dividende in Höhe von 3,00 Euro je Aktie zustimmen, die sich aus einer Basisdividende in Höhe von 1,50 Euro je Aktie zzgl. einer Partizipationsdividende von ebenfalls 1,50 Euro je Aktie zusammensetzt. Denn nach vorläufigen Berechnungen bringt der Solidus-Deal der Gesellschaft in 2019 einen positiven Ergebniseffekt von ca. 102 Mio. Euro.
Management setzt sich selbst, ohne Not, unter erheblichen Erfolgsdruck!
Der Verkauf der Solidus-Gruppe ist prinzipiell ein positiv zu bewertender Deal für Aurelius, die damit noch einmal die Funktionsfähigkeit des Geschäftsmodells des Unternehmens unter Beweis stellen können. Das Management scheint auch überhaupt keine Probleme mit den Kartellbehörden und dem Betriebsrat in den Niederlanden zu erwarten. Denn obwohl das Closing dieses Deals ja selbst vom Vorstand erst in acht bis zwölf Wochen erwartet wird, schlägt man schon heute eine Dividendenerhöhung vor, die auf der Hauptversammlung in drei Wochen abgesegnet werden soll.
Wenn ich dazu schreibe, dass hier das Fell des Bären schon verteilt werden soll, ehe er überhaupt erlegt ist, würden mir wohl die meisten von Ihnen zustimmen. Zwar erwarte auch ich keine Probleme mit den Kartellbehörden, aber ein Betriebsrat kann sich immer mal quer stellen. Insofern setzt sich das Management mit diesem Vorgehen selbst unter erheblichen Erfolgsdruck. Geht das gut, ist alles okay. Aber wehe wenn nicht! Dann muss im Zweifel möglicherweise ja die Dividende gekürzt werden – mit entsprechenden Auswirkungen auf den Aktienkurs.
Heutiger Kurssprung der Aktie ist nachvollziehbar, aber...
Grundsätzlich begrüße ich es ja eigentlich, wenn sich Manager selbst unter Erfolgsdruck setzen und diesem dann Stand halten. Bei Aurelius bin ich jedoch etwas skeptischer. Denn letztlich halte ich dieses Vorgehen für etwas fragwürdig. Allerdings reiht sich das fragwürdige Vorgehen in eine ganze Reihe anderer, vergangener fragwürdiger Entscheidungen ein, aufgrund derer die Aktie heute immer noch mehr als -35% niedriger notiert als noch im März 2017.
Die Freude der Anleger über den Solidus-Verkauf in Verbindung mit einer dadurch zu erwartenden höheren Dividende und damit den heutigen Kurssprung kann ich zwar durchaus nachvollziehen. Es bleibt aber abzuwarten, ob Aurelius am Ende auch liefern kann und wird. Generell bin ich bei dieser Aktie, aufgrund des mir persönlich etwas suspekten Managements, hier grundsätzlich sehr kritisch. Andererseits erscheint die fundamentale Bewertung mit einem KGV 2019e unter acht bei einer Dividendenrendite (auf Basis des neuen Vorschlags) von über 7% durchaus attraktiv.
Daher muss ich mich, entgegen meiner üblichen Art, hier leider ein wenig um eine klare Bewertung der Aktie drücken. Auf Basis der Fundamentaldaten ist die Aktie nämlich ein klarer Kaufkandidat, wohingegen sie auf Basis der charttechnischen Analyse derzeit neutral zu bewerten ist. Da mir persönlich das Vertrauen in das Management fehlt, würde ich persönlich die Aktie auf dieser Basis somit nicht kaufen. Wer jedoch dem Management vertraut, kann dies durchaus tun. Ich habe Ihnen den Grund bzw. die Gründe für mein fehlendes Vertrauen dargelegt – jetzt müssen Sie entscheiden!