MorphoSys: Anleger würdigen Hammermeldung nur unzureichend...
Erst gestern habe ich an dieser Stelle über die Aktie der Hamburger Evotec geschrieben und das Unternehmen als derzeit bestes deutsches Biotechunternehmen geadelt. Vielleicht hat man das im Hause MorphoSys (WKN: 663200) gelesen – und beschlossen sich zu wehren. Auf jeden Fall hat es die heute veröffentlichte Pflichtmitteilung in sich. Denn darin gibt MorphoSys bekannt, dass man eine Meilensteinzahlung aus dem Hause GlaxoSmithKline (GSK) erhalten habe.
Dabei geht es um eine Meilensteinzahlung für den Antikörper Otilimab (MOR103/GSK3196165), der gegen rheumatoide Arthritis (RA) eingesetzt werden soll. Denn GlaxoSmithKline ist es gelungen diesen Medikamentenkandidaten in die klinische Phase III zu bringen. In der Folge wurde eine Meilensteinzahlung von 22 Mio. Euro von GlaxoSmithKline an MorphoSys ausgelöst, was dort wiederum zu einer Erhöhung der Finanzprognose führt.
So erwartet das Management um den scheidenden CEO Dr. Simon Moroney nun einen Jahresumsatz zwischen 65 und 72 Mio. Euro anstatt wie bisher nur 43 bis 50 Mio. Euro. Auch das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) soll mit -105 bis -115 Mio. Euro deutlich besser ausfallen als die bis dato noch in Aussicht gestellten -127 bis -137 Mio. Euro. Die übrigen Zahlen der Finanzprognose bleiben jedoch von der Meilensteinzahlung unberührt und daher unverändert.
Aktie springt kurzfristig bis auf knapp 90,00 Euro, aber...
Zunächst zeigten sich die Anleger von diesen Nachrichten begeistert. Kurzzeitig sprang die Aktie daher um knapp +8% bis auf knapp 90,00 Euro. Allerdings konnten diese Kursgewinne leider nicht gehalten werden, so dass inzwischen nur noch ein Kursplus von weniger als +3% übrig geblieben ist. Damit kann der Börsenwert der Gesellschaft aktuell um ca. 75 Mio. Euro gesteigert werden, was in meinen Augen zu wenig ist.
Natürlich kann man argumentieren, dass der Jahresumsatz durch diese Meilensteinzahlung ja „nur“ um 22 Mio. Euro besser ausfällt. Allerdings verbessert er eben auch das EBIT um 22 Mio. Euro, was beweist, dass diesem zusätzlichen Umsatz so gut wie keinerlei Kosten gegenüber stehen. Zudem kommt der Antikörper nun in die dritte und damit letzte Phase der klinischen Tests, was eine Marktzulassung deutlich wahrscheinlicher werden lässt.
Sollte MOR103/GSK3196165 (Otilimab) am Ende jedoch tatsächlich zur Marktreife geführt werden können, dürften GlaxoSmithKline Jahresumsätze im dreistelligen Millionen Euro Bereich winken. Davon wird man einen Teil in Form von Tantiemen auch an den Forschungspartner MorphoSys weiter reichen müssen. Auch dies würde bei MorphoSys zu entsprechenden Zuwächsen bei Umsatz sowie – nahezu 1:1 – Gewinn führen.
Fazit: MorphoSys war, ist und bleibt ein langfristiger Kaufkandidat!
Grundsätzlich halte ich die Aktie von MorphoSys eigentlich für einen langfristigen Kaufkandidaten. Die heutigen Nachrichten untermauern dies im Prinzip. Allerdings gibt es durchaus auch Dinge, die mir Sorgen bereiten. Dazu gehört, dass anscheinend einige Anleger Probleme mit der Wahl des neuen CEO Jean-Paul Kress zu haben scheinen. Daher drückten und drücken sie verstärkt auf den Verkaufsbutton, was zuletzt zu einer gewissen relativen Schwäche der Aktie führte – und relative Schwäche ist immer schlecht.
Obwohl es mir daher ein bisschen weh tut, komme ich nicht umhin, auch an dieser Stelle zu betonen, dass gegenwärtig Evotec unter der Leitung von CEO Dr. Werner Lanthaler dem innerdeutschen Konkurrenten MorphoSys ein wenig den Rang abgelaufen hat. Daher würde ich nach wie vor die Aktie des Hamburger Wettbewerbers, die zudem charttechnische sehr stark aussieht, bevorzugen. Die MorphoSys-Aktie würde ich nach Möglichkeit um oder unter 80,00 Euro einsammeln mit einem Kursziel von 100,00 Euro auf Sicht eines Jahres.