Osram Licht: Übernahme – oder etwa doch nicht?

04.07.19

Nachdem die Aktie von Osram Licht (WKN: LED400) gestern zunächst vor sich hin dümpelte, kam es zwischen 16:00 und 17:00 Uhr plötzlich zu einem Kurssprung. Der Grund hierfür war ein Bericht der Nachrichtenagentur Reuters, wonach diese erfahren haben wollte, dass sich die beiden Finanzinvestoren Bain Capital und The Carlyle Group mit kreditgebenden Banken auf eine Finanzierung der Übernahme der ehemaligen Lichttechniktochter von Siemens geeinigt hätten. Damit war klar, dass es auf jeden Fall zu einem Übernahmeangebot kommen würde.

Denn warum sollten sich Finanzinvestoren entsprechende Kredite sichern, wenn sie diese am Ende gar nicht benötigen? Fraglich war also plötzlich nur noch wann es zu einem Übernahmeangebot kommen würde und wie viel die beiden Finanzinvestoren bieten würden. Anscheinend glaubten viele Anleger an ein Übernahmeangebot in Höhe von 32,00 Euro, denn um diese Marke pendelte sich der Kurs zunächst ein. Aus meiner Sicht wären 32,00 Euro je Aktie jedoch zu wenig gewesen, zumal man mit dem Übernahmeangebot auch einige institutionelle Anleger begeistern muss.

Am Abend trat OSRAM selbst dann die Flucht nach vorn an und veröffentlichte schließlich in einer Pflichtmitteilung, dass dem Management tatsächlich eine Offerte von Bain Capital und The Carlyle Group über 35,00 Euro je Aktie vorliege. Die entsprechenden Gremien des Unternehmens, insbesondere natürlich der Aufsichtsrat, wollten daher heute über dieses Übernahmeangebot beraten und anschließend eine Stellungnahme veröffentlichen.

35,00 Euro je Aktie vergleichsweise wenig, was machen die Großaktionäre?

Bereits am Nachmittag war durchgesickert, dass der Aufsichtsrat von Osram Licht heute Abend zusammentreten wolle. Man darf nun gespannt sein wie sich das Management um den zuletzt angeschlagenen CEO Olaf Berlien sowie der Aufsichtsrat um den Aufsichtsratsvorsitzenden, Ex-Infineon-Chef Peter Bauer, positionieren werden. Denn einerseits bewertet dieses Übernahmeangebot die Aktie deutlich höher als sie zuletzt an der Börse gehandelt wurde (dort konnte man nämlich zu Kursen unter 30,00 Euro zugreifen).

Andererseits liegen die nun gebotenen 35,00 Euro pro Aktie jedoch auch deutlich unter den Anfang 2018 noch bezahlten knapp 80,00 Euro, wenngleich die Aktie seinerzeit meines Erachtens viel zu teuer war. Die Kursentwicklung seit der Erreichung dieser Allzeithochs gibt mir ja auch im Nachhinein Recht. Allerdings hat sich auch das Marktumfeld – Osram Licht ist ja auch ein sehr wichtiger Automobilzulieferer und die Automobilindustrie steckt bekanntlich in der Krise – deutlich eingetrübt.

Osram Licht setzt inzwischen voll auf LED-Lampen und produziert diese überwiegend in Asien...

Insofern bin ich schon sehr gespannt, ob Vorstand und Aufsichtsrat ihren Aktionären wirklich eine Annahme dieses Übernahmeangebots empfehlen werden. Wobei eine solche Empfehlung, im Sinne von Bain Capital und The Carlyle Group, zwar durchaus wichtig wäre. Man sich aber gleichzeitig trotzdem die Frage stellen sollte, ob die Großaktionäre wie bspw. die Allianz (alleine Allianz Global Investors hält 10,17% des Aktienkapitals) diesem Übernahmeangebot zustimmen werden.

Bieterkampf um OSRAM doch noch möglich?

Ohne eine Zustimmung der Großaktionäre wird es jedoch für die beiden Finanzinvestoren sehr schwierig. Denn insgesamt liegen sage und schreibe fast 40% des Aktienkapitals in den Händen von Großaktionären wie der Allianz, BlackRock oder auch den Staatsfonds von Katar und Norwegen und einigen anderen mehr. Ich selbst hatte ja hier im Februar eher auf ein Übernahmeangebot zwischen 42,00 und 45,00 Euro spekuliert, was sich leider als falsch erwiesen hat. Denn leider zeigten die zuvor mehrfachen Umsatz- und Gewinnwarnungen länger Wirkung als angenommen.

Zudem wirkten auch Presseberichte, dass die beiden Finanzinvestoren – mit denen das Unternehmen ja entsprechende Verhandlungen offiziell bestätigt hatte – von einer Übernahme Abstand nehmen könnten, kurzfristig sehr negativ auf den Titel. Umso interessanter ist somit der gestrige Bericht des "Handelsblatt" einzustufen, dass es durchaus weitere Interessenten an OSRAM geben könnte. Namentlich erwähnt hat das "Handelsblatt" dabei die österreichische AMS, die inzwischen jedoch abgewunken habe.

Früher Glühbirnen, heute solche Energiesparlampen (LEDs) - das ist die (neue) OSRAM!

Nichtsdestotrotz könnte Osram Licht tatsächlich das Interesse anderer Marktteilnehmer wecken. Insofern befinden sich alle OSRAM-Aktionäre derzeit in einer sehr komfortablen Position. Denn nach unten hin wird die Aktie durch das Übernahmeangebot entsprechend abgesichert und nach oben hin bestehen durchaus Chancen. Daher sollten bereits investierte Anleger aktuell erst einmal abwarten – sowohl auf die Stellungnahme von Vorstand und Aufsichtsrat als auch auf die Entscheidungen der Großaktionäre.

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