NorCom Information Technology: Bodenbildung oder nicht?
Am vergangenen Freitag vermeldete NorCom Information Technology (WKN: A12UP3) seine aktuellen Halbjahreszahlen sowie einen Ausblick auf das laufende Geschäftsjahr 2019. Die Halbjahreszahlen hatten man zuvor bereits den eigenen Anteilseignern auf der ordentlichen Hauptversammlung präsentiert – und diese fielen insgesamt doch recht durchwachsen aus.
So bezifferte das Management um CEO Viggo Nordbaak den Umsatz im ersten Halbjahr 2019 auf 7,2 Mio. Euro, was nur marginal über dem vergleichbaren Vorjahreswert von 7,1 Mio. Euro lag. Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) lag mit 0,6 Mio. Euro sogar leicht unter dem vergleichbaren Vorjahreswert von 0,7 Mio. Euro. Hauptgrund für diese doch etwas enttäuschenden Halbjahreszahlen ist die laut Vorstand unverändert angespannte Marktlage der Automobilbranche gewesen, aus der das Gros der Kunden stammt.
In der Vergangenheit war hingegen gerade die Entwicklung in Richtung Elektromobilität und autonom fahrender Auto ein wichtiger Grund für Anleger, bei der Aktie zuzugreifen. Umso schlimmer, dass inzwischen zahlreiche Automobilzulieferer – erst zuletzt äußerte sich Schaeffler dahingehend – von keiner deutlichen Markterholung im zweiten Halbjahr 2019 ausgehen. Zumindest das sieht man bei NorCom in München wohl etwas anders.
Management macht Aktionären Hoffnung, aber...
So spricht das Management von sich sehr gut entwickelnden Projekten (EAGLE, DaSense) sowie einigen vielversprechenden Bewegungen bei den Kunden, die einen positiven Ausblick auf das zweite Halbjahr rechtfertigen würden. Konkrete Planungen bezüglich der weiteren Umsatz- und Gewinnentwicklung bleibt man dabei jedoch schuldig. Insgesamt komme ich daher leider zu dem Schluss, dass es mir bei dieser Aktie zu viele Fragezeichen gibt.
Denn wenn zahlreiche große Autozulieferer von massiven Problemen berichten, kann ich mir nicht vorstellen, dass diese ausgerechnet an NorCom spurlos vorbei gehen. Zumal das Unternehmen in den vergangenen Jahren keine besonders gute Entwicklung durchgemacht hat. So fiel der Jahresumsatz von 2016 bis 2018 von einem Hoch bei 17,8 Mio. – um gut ein Drittel – auf zuletzt 11,8 Mio. Euro bei einer gleichzeitigen Schrumpfung des Jahresüberschuss um mehr als die Hälfte.
Fundamentale Bewertung war absurd und ist immer noch sehr hoch!
Generell stellt sich mir daher die Frage wie die Aktie in der Spitze Kurse von fast 70 Euro erreichen konnte, womit die Marktkapitalisierung bei ca. 150 Mio. Euro lag. Denn damit lag die Bewertung des Microcaps zu Spitzenzeiten bei einem KUV von ca. 8,2 bei einem KGV von knapp 90, was m.E. jenseits von gut und böse lag. Hier hatten einige Anleger wohl einfach zu viel Phantasie, die jedoch auch von anhaltend positiven Berichten eines Anlegermagazins noch befeuert wurde.
Doch selbst nach dem zwischenzeitlichen scharfen Kursrückgang wird die Aktie noch immer mit einem aktuellen KUV 2019e von rund vier bei einem KGV 2019e von knapp 50 bewertet. Dies ist allerdings – angesichts des zuletzt fehlenden Umsatz- und Gewinnwachstums – noch immer nicht gerade günstig. Zumal die unverändert schlechten Aussichten für die Automobilbranche sowie der sehr vage Ausblick des Managements auch nicht gerade für Vertrauen sorgen.
Ich kann mir daher durchaus weitere Kursverluste der Aktie vorstellen. Mit Kursrücksetzern unter die Marke von 20 Euro jedenfalls würde die Aktie ein charttechnisches Verkaufssignal mit Kurszielen bei zunächst 16 sowie später 12 bis 12,50 Euro generieren. Es ist daher in meinen Augen sehr, sehr fraglich, ob der Titel aktuell wirklich schon seinen Boden gefunden hat?! Vor diesem Hintergrund sollten Anleger hier sehr zurückhaltend bleiben.