Thomas Cook: Anleger fliehen aus Aktie - wirklich so schlimm?
Der Aktie des kriselnden Thomas Cook-Konzerns (WKN: A0MR3W) muss heute einen herben Rückschlag verkraften. Das Papier rauscht an der Börse in London um -39,74% tiefer auf 8,00 GBp, in der Spitze fiel der Titel sogar auf 6,25 GBp. Ein Investorenkonsortium aus China und Hongkong rundum Großaktionär Fosun will zur Rettung des britischen Reiseveranstalters 750 Millionen britische Pfund bereit stellen. Dazu sei man laut Thomas Cook in "fortgeschrittenen Verhandlungen".
Bei deutschen Anlegern zählt die Thomas Cook-Aktie gerade zu den beliebtesten Spekulationsobjekten. Die neuen Pläne sehen vor, einen großen Teil der Schulden in Aktien umzuwandeln, was Aktionäre immens verwässern würde. Die Entwicklungen bedeuten auch: Ein Verkauf der Fluggesellschaft Condor ist vorerst vom Tisch. Spekulativ gesinnte Anleger, die auf den Verkauf der Airline-Gesellschaft gesetzt hatten, verabschieden sich heute aus der Aktie.
Rettungsgespräche führen zu Lösung
Insgesamt handelt es sich nach Angaben von Thomas Cook um 750 Millionen Pfund, die von den Investoren rund um Fosun bereitgestellt werden würden. Das wäre laut britischem Reiseveranstalter ausreichend, um die Wintersaison 2019/2020 zu überbrücken und würde on top Zukunftsinvestitionen erlauben.
Um die Rekapitalisierung umzusetzen, ist es laut Thomas Cook notwendig, einen "erheblichen Teil" der Konzernschulden in Eigenkapital umzuwandeln. Dies wird voraussichtlich dazu führen, dass Fosun eine bedeutende Mehrheitsbeteiligung am Group Tour Operator und eine bedeutende Minderheitsbeteiligung an der Group Airline besitzen wird. Die Bankengläubiger hätten bereits ihr Entgegenkommen signalisiert, so Thomas Cook.
Die Schulden in der Konzernbilanz von Thomas Cook summierten sich zuletzt auf deutlich mehr als 1,25 Milliarden Pfund.
Pläne kehren die Machtverhältnisse um
Die Rekapitalisierung wird dazu führen, dass Fosun als gestärkter Großaktionär hervorgehen wird. Für (Klein)aktionäre hat die Rekapitalisierungsstrategie mitunter nicht nur positive Seiten, was den Marktwert der Aktien anbetrifft. Thomas Cook-Vorstandschef Peter Fankhauser wird mit folgenden Worten in der Telefonkonferenz zitiert:
Das ist zwar nicht das Ergebnis, das wir uns für unsere Aktionäre gewünscht hätten, aber der Vorschlag ist eine pragmatische und verantwortliche Lösung, die uns die Mittel gibt, die Zukunft von Thomas Cook zu sichern.
Wir empfehlen Aktionären, für eine Investmententscheidung die genauen Konditionen der Rekapitalisierung abzuwarten. Entscheidend wird zudem sein, wie sich die Urlaubsgeschäfte des Konzerns weiterentwickeln. Der TC-Konzern hatte für das erste Halbjahr einen Verlust von 1,5 Milliarden Pfund ausgewiesen, darunter eine Abschreibung von 1,1 Milliarden Pfund auf die Tochter MyTravel. Das Sommergeschäft läuft durchwachsen. Dem Vernehmen nach lägen die Reisebuchungen 9% unter den Vorjahreszahlen, die Flugbuchungen 3%. In der zweiten Jahreshälfte sei mit einem noch schlechteren Ergebnis zu rechnen als in der ersten.
Fosun bekannt für Investments im Ausland
Der chinesische Mischkonzern Fosun ist mit 18% an Thomas Cook beteiligt und damit größter Aktionär des seit 1841 bestehenden Traditionsunternehmens. In Deutschland ist Fosun Anlegern beispielweise durch den Bieterwettkampf um die BHF-Bank oder durch Investments wie in die Naga Group AG bekannt.
Übrigens: Urlaubsreife können derzeit große Schnäppchen bei Reisen mit Thomas Cook ergattern.