Leoni: Die beste Lösung für alle?!

Wie am Mittwoch bekannt gegeben, plant Leoni (WKN: 540888) entweder einen Börsengang oder den Verkauf seiner Kabelsparte. Auch eine Anteilsveräußerung an dem Unternehmensbereich stelle eine Option dar. Laut Leoni seien die dargelegten Alternativen für den Geschäftsbereich Wire & Cable Solutions (WCS) aufgrund der "geringen Synergien" mit dem Bordnetzbereich (WSD) im Interesse des SDAX-Konzerns. 

Noch sei nach Unternehmensangaben keine abschließende Entscheidung getroffen. Gespräche mit potenziellen Käufern laufen nach Medienberichten noch nicht. Für die gebeutelten Leoni-Aktionäre sind die Veräußerungsabsichten des Managements angesichts des dahin dümpelnden Kurses wohl nicht die schlechteste Nachricht. Nun stellt sich die Frage, wie schnell der Umbau vorangetrieben wird.

Weniger Umsatz, mehr Marge

Die Marschroute lautet wohl "weniger Umsatz, mehr Marge". Denn mit einem vollständigen Verkauf der Kabelsparte würde Leoni etwa ein Drittel des Konzernumsatzes in fremde Hände geben. Das Segment erwirtschaftete 2018 einen Umsatz von rund 1,9 Milliarden Euro.

Leoni will bis 2022 durch sein Sparprogramm "VALUE 21" jährlich die Kosten um 500 Millionen Euro senken. Das Einsparpotenzial ist im Bordnetzbereich (Wiring Systems Division) wohl am größten. Denn auf diesen Bereich will sich der Konzern fokussieren und in diesem Segment werden rund drei Viertel der geplanten Einsparungen vorgenommen. Gegenüber Reuters äußerte sich Leoni-Chef Aldo Kamper wie folgt:

Wir brauchen die Mittel, um die Bordnetzsparte strategisch weiterzuentwickeln.

"Alle Optionen" für zukünftige Finanzierung

Eine Kapitalerhöhung will das Management nicht explizit ausschließen. Von Leoni hieß es, das Unternehmen arbeite am bestehenden Refinanzierungsbedarf und ziehe dabei "alle Optionen" in Betracht. Aufgrund des stark zurückgekommenen Kurses wäre das Niveau für Aktionäre wohl suboptimal, da die Verwässerung - aller Wahrscheinlichkeit nach - je größer ausfällt, desto tiefer der Kurs notiert. Der Börsenwert Leonis beträgt zur Stunde "nur" noch etwas über 400 Millionen Euro.

Über eine Kapitalerhöhung wird von einigen Marktteilnehmern schon seit gewisser Zeit spekuliert. Leoni hat seit mehreren Quartalen mit schwindender Liquidität zu kämpfen. Die Nettofinanzverschuldung stieg Ende des ersten Quartals auf 1 Milliarde Euro.

Quelle: Leoni

Leoni im Sog der Automobilindustrie

Leoni macht - ähnlich wie einer Reihe weiterer Zulieferer des Automobilsektors - eine Abkühlung des globalen Automarktes zu schaffen. In diesem Zusammenhang ist in erster Linie die heutige Gewinnwarnung von Daimler zu nennen. Laut Automobil-Experte Ferdinand Dudenhöffer vom Center Automotive Research wird der weltweite Absatz von Neuwagen im laufenden Jahr von knapp 84 Millionen Fahrzeugen auf 79,5 Millionen zurückgehen.

Die Leoni-Aktie war zuletzt vermehrt ins Visier von Shortsellern geraten, die auf fallende Kurse des fränkischen Autozulieferers hofften (wir berichteten).

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