Beyond Meat mit Quartalszahlen: Höchste Vorsicht!

Marc Rendenbach
30.07.19

Bereits gestern Abend nachbörslich legte der Hersteller von veganen Fleischersatzprodukten, Beyond Meat (WKN: A2N7XQ), seine aktuellen Quartalszahlen vor. Ich hatte ja erst kürzlich einen sehr kontrovers diskutierten Artikel zu der Aktie geschrieben – und diese als völlig überteuert bezeichnet. Dabei bleibe ich auch, zumal ich durch die gestrigen Nachrichten neue Nahrung für meine sehr kritische Bewertung der Aktie bekommen habe.

Das Problem waren dabei weniger die vorgelegten Quartalszahlen an sich. Hier schnitt Beyond Meat beim Quartalsumsatz sogar deutlich besser ab als erwartet. So verzeichnete das Startup einen Quartalsumsatz von 67,3 Mio. US-Dollar, was einer Steigerung gegenüber dem vergleichbaren Vorjahresquartal um satte +286,8% entspricht und schlug damit auch die Konsensschätzungen der Analysten von nur 52,7 Mio. US-Dollar deutlich.

Da wäre der etwas höher als erwartet ausgefallene Verlust je Aktie von -0,24 US-Dollar (erwartet: -0,08 US-Dollar je Aktie) prinzipiell eigentlich zu vernachlässigen gewesen. Zumal auch der Ausblick sehr positiv ausfiel. So erwartet das Management nun nämlich einen Jahresumsatz 2019e von 240 Mio. US-Dollar (anstatt den bisher in Aussicht gestellten 210 Mio. US-Dollar) sowie ein positives Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) (anstatt wie bisher nur den Break-Even).

Altaktionäre machen massiv Kasse!

Zunächst reagierte die Aktie daher auf die Vorlage dieser Quartalszahlen noch kaum. Doch dann kam eine weitere Nachrichten hinzu, die es – im negativen Sinne – in sich hatte. Denn wie das Management darlegte, plant man den Verkauf von 3,25 Mio. Aktien. Okay, angesichts der starken Kursrally zuletzt würde eine entsprechende Kapitalerhöhung, die das Unternehmen langfristig durch finanziert, ja durchaus Sinn ergeben.

Nur stammen drei Millionen der zu platzierenden Aktien von den Altaktionären, unter anderem auch von Gründer und CEO Ethan Brown. Nur 250.000 Aktien werden dagegen vom Unternehmen selbst neu ausgegeben. Kein Wunder, dass die Aktie daher nachbörslich auf Tauchstation ging. Denn bei einem Platzierungspreis von 200 US-Dollar würden den Altaktionären brutto 600 Mio. US-Dollar und dem Unternehmen selbst brutto nur 50 Mio. US-Dollar zufließen.

Beyond Meat Produkte im Supermarkt - noch kann das junge Unternehmen sehr hohe Preise durchsetzen, was mit zunehmender Konkurrenz immer schwieriger werden dürfte!

Dabei scheinen die Altaktionäre sehr scharf darauf zu sein hier möglichst schnell Kasse zu machen. Denn im Rahmen des IPOs wurden insgesamt ca. 60 Mio. Aktien an die Börse gebracht, von denen ca. 50 Mio. jedoch eigentlich einer sechsmonatigen Haltefrist ("Lockup Period") unterliegen. Für die drei Millionen Aktien, die die Altaktionäre jetzt platzieren möchten, wurde diese Haltefrist nun jedoch mit Zustimmung der zuständigen Konsortialbanken kurzfristig aufgehoben.

Warum verkaufen die Altaktionäre wohl?

Die Aktie von Beyond Meat erinnert mich daher inzwischen immer mehr an manche Internetaktie zur Zeit der damaligen "Dotcom Bubble". Die Bewertung ist mit einem KUV 2019e von fast 50 (und das auf Basis der angehobenen Umsatzprognose sowie es nachbörslichen Kursrutsches auf nur noch ca. 190 US-Dollar) völlig aberwitzig. Zumal das, was Beyond Meat tut, wie kürzlich ja von mir dargelegt, auch etliche andere – zum Teil sehr große – Unternehmen (wie beispielsweise Nestlé) können.

Hinzu kommen nun auch noch Altaktionäre, die zum Teil extra die eigentlich bestehenden Haltefristen aufheben lassen, nur um möglichst schnell Aktien veräußern zu können. Ein Vertrauensbeweis des Managements um Gründer und CEO Ethan Brown in sein eigenes Unternehmen sieht wohl anders aus. Doch als CEO des Unternehmens ist der gute Mann natürlich Realist – und weiß daher wohl selbst am besten, dass die gegenwärtige Bewertung der Aktie so nicht lange haltbar sein wird.

Zuletzt hat das Startup beständig neue Produkte auf den Markt gebracht, was so auch nicht ewig gehen wird...

Daher kann ich persönlich ihm den Aktienverkauf nicht mal verdenken. Wobei es sicherlich cleverer wäre, wenn er den absurd hohen Aktienkurs zur Durchführung einer deutlichen Kapitalerhöhung genutzt hätte, um das Unternehmen langfristig auf finanziell solide Füße zu stellen. So wirkt es eher, als ob langsam schon die Ratten das sinkende Schiff zu verlassen beginnen. Der fundamental faire Wert der Aktie jedenfalls bleibt meines Erachtens bei unter 50 US-Dollar, was daher auch meinem Kursziel auf Sicht von 12-18 Monaten entspricht.

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