Abivax: Im Wettlauf mit MorphoSys wohl chancenlos!
Wie das kleine französische Biotechnologie-Unternehmen Abivax (WKN: A14UQC) gestern Abend per Ad hoc-Meldung bekannt gab, hat man eine klinische Phase-2a-Studie mit seinem Medikamenten-Kandidaten ABX464 in der Indikation rheumatoide Arthritis starten können. Dazu wurde von den entsprechenden Aufsichtsbehörden die Genehmigung zur Durchführung der Studie mit 60 Patienten in vier europäischen Ländern erteilt.
Rheumatoide Arthritis ist dabei eine schwere, den Körper auszehrende Erkrankung, an der schätzungsweise 4,2 Mio. Patienten alleine in den G7-Staaten (Deutschland, Frankreich, Italien, Japan, Kanada, das Vereinigte Königreich sowie die Vereinigten Staaten) leiden. Der Gesamtumsatz in diesem Marktsegment lag im vergangenen Jahr 2018 bei zusammen genommen knapp 25 Mrd. US-Dollar.
Insofern wäre eine erfolgreiche Markteinführung von ABX464 ein Meilenstein für Abivax. Allerdings arbeiten sehr viele Unternehmen an entsprechenden Medikamenten und insbesondere die beiden Partner MorphoSys und GlaxoSmithKline (GSK) scheinen hier derzeit die Nase vorn zu haben. So gab MorphoSys bereits im Jahr 2012 den Abschluss einer klinischen Studie der Phase 1b/2a für seinen Medikamenten-Kandidaten MOR103 bekannt.
Auslizenzierung von MOR103/GSK3196165 an GlaxoSmithKline erfolgreich...
Im Juni 2013 erfolgte dann die Auslizenzierung von MOR103 an den britischen Pharmagiganten GlaxoSmithKline. Dieser hat den auch GSK3196165 (Otilimab) genannten Antikörper inzwischen sogar schon in eine abschließende klinische Phase III-Studie geführt. So erhöhte der Vorstand von MorphoSys um den scheidenden CEO Dr. Simon Moroney erst vor wenigen Wochen die eigenen Umsatz- und Gewinnprognosen aufgrund entsprechender Meilensteinzahlungen durch GlaxoSmithKline (wir berichteten).
Schaut man sich den Weg von MOR103/GSK3196165 (Otilimab) an, so erkennt man schnell, dass MorphoSys und GlaxoSmithKline nicht nur deutlich größere Unternehmen als Abivax sind. Vielmehr lässt sich deren Entwicklungsvorsprung auch auf ziemlich genau sieben Jahre beziffern. Insofern mag die Nachricht aus dem Hause Abivax grundsätzlich positiv zu bewerten sein. Eine echte Chance dürfte ABX464 jedoch nur haben, wenn MorphoSys/GlaxoSmithKline mit ihrem Konkurrenzprodukt doch noch scheitern.
Abivax stellt in der Ad hoc-Meldung weitere positive Entwicklungen heraus
Das weiß das Management von Abivax um CEO Prof. Hartmut Ehrlich natürlich auch. Darum werden in der besagten Ad hoc-Meldung auch gezielt weitere positive Entwicklungen aus der Forschungspipeline herausgestellt. So schreitet die laufende Phase-2b-Studie mit ABX464 in der Indikation Colitis ulcerosa (dabei handelt es sich um eine chronische Darmerkrankung) gut voran. Ferner plant man den Start einer Phase-2a-Studie von ABX464 in der Indikation Morbus Crohn (eine weitere chronische Darmerkrankung) noch in Q4/2019 respektive Q1/2020.
Doch so gut das alles klingen mag, eins dürfen Anleger nicht außer Acht lassen. Und zwar, dass das Unternehmen nur noch über knapp acht Mio. Euro Cash/Cash äquivalente Mittel sowie weitere rund fünf Mio. Euro kurzfristig verfügbare Mittel verfügt. Zwar ist die Gesellschaft nur mit weniger als 20 Mio. Euro verschuldet, wovon rund die Hälfte langfristige Verbindlichkeiten sind. Zur Finanzierung der weiteren Forschung dürfte das vorhandene Geld jedoch nicht reichen.
Fazit: Es gibt deutlich bessere Biotechaktien!
Zumal zuletzt ein Jahresumsatz von weniger als eine Mio. Euro erzielt wurde und der Verlust in den vergangenen vier Jahren stets über zehn Mio. Euro pro Jahr betrug. Mit anderen Worten: Früher oder später – und wahrscheinlich eher früher als später – wird sich Abivax frisches Kapital beschaffen müssen. Am wahrscheinlichsten erscheint hierfür eine Kapitalerhöhung, die jedoch die bestehenden Altaktionäre – sofern sie nicht mitziehen – entsprechend verwässern würde.
Angesichts des Rückstands von ABX464 (in der Indikation rheumatoide Arthritis) auf Konkurrenten wie MorphoSys/GlaxoSmithKline (mit MOR103/GSK3196165) erscheint mir eine Investition in die Aktie des kleinen französischen Konkurrenten deutlich zu spekulativ. Zumal diese aktuell auch schon einen Börsenwert von rund 108 Mio. Euro aufweist. Ich würde daher die Aktien der beiden deutschen Biotechs Evotec und MorphoSys einer Abivax eindeutig vorziehen!