VARTA: Wo wird dieser Höhenflug wohl enden?
Bereits heute früh, um 7:00 Uhr, meldete der Batteriespezialist VARTA (WKN: A0TGJ5) seine aktuellen Geschäftszahlen. Diese fielen, wenig überraschend, hervorragend aus. Schließlich hatte VARTA ja erst kürzlich eine Kapitalerhöhung zur Finanzierung des sich immer weiter beschleunigenden Wachstums vorgenommen (wir berichteten). Doch neben der Vorlage hervorragender Halbjahreszahlen hob der Vorstand gleich auch noch die eigenen Umsatz- und Gewinnprognosen erneut an.
Normalerweise starten Aktien von Unternehmen, bei denen es so hervorragend läuft, stets zu einer Kursrally. Diese blieb jedoch zunächst einmal aus. Erst im Handelsverlauf gelang es der Aktie dann immer weiter zuzulegen und in der Spitze ein neues Rekordhoch bei über 70 Euro auszubilden. Dann setzten jedoch kräftige Gewinnmitnahmen ein, so dass die Aktie letzten Endes mit 66,50 Euro deutlich unter den Tages- sowie Allzeithochs aus dem Handel ging.
Grundsätzlich ist das eine kritische Situation. Natürlich ist es so, dass bei VARTA die Geschäfte bisher schon sehr gut liefen und das wohl auch im weiteren Jahresverlauf so bleiben wird. Nur ist das inzwischen auch in der Aktie schon eingepreist. Entscheidender sind somit die Zukunftsaussichten. Diese sind zwar nach wie vor ebenfalls sehr gut. Aber auch bei VARTA wachsen die Bäume am Ende eben nicht in den Himmel.
Ein Blick auf die vorgelegten Halbjahreszahlen...
Aber schauen wir uns an dieser Stelle doch einmal die heute früh vorgelegten Halbjahreszahlen gemeinsam in aller Ruhe an. Laut Management wuchs der Konzernumsatz der Gesellschaft im ersten Halbjahr sehr dynamisch, nämlich um +15,8% auf 151,5 Mio. Euro. Zugleich konnte die bereinigte EBITDA-Marge um sage und schreibe 6,2% auf 24,6% stark verbessert werden, was schließlich zu einem überdurchschnittlichen Wachstum beim bereinigten Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA), nämlich um +54,6% auf 37,2 Mio. Euro, führte.
Während sich das Segment „Power & Energy“ nur planmäßig entwickelte, verzeichnete das Segment „Microbatteries“ ein herausragendes erstes Halbjahr 20219. Darum kam es ja auch erst kürzlich zu einer Kapitalerhöhung. Denn dadurch konnte VARTA frisches Geld einwerben, das – wie angekündigt – denn auch umgehend in die erneute Erweiterung der Produktionskapazitäten von Lithium-Ionen-Batterien investiert wurde. So hat VARTA beispielsweise auch das Varta Consumer Batteries-Geschäft von Energizer gekauft.
Obwohl man dadurch alles in allem auch eine Kostensteigerung von bisher 65 bis 75 Mio. Euro auf nunmehr 75 bis 90 Mio. Euro in Kauf nehmen musste, sieht das Management das Unternehmen stark genug aufgestellt, um die bisherigen Umsatz- und Gewinnprognosen nicht nur zu erreichen, sondern zu übertreffen. Infolge dessen lauten die neuen Prognosen daher auf einen Jahresumsatz 2019e zwischen 320 und 330 Mio. Euro (bisher: 310 bis 315 Mio. Euro) sowie auf ein bereinigtes EBITDA zwischen 72 und 76 Mio. Euro (bisher: 64 bis 67 Mio. Euro).
Fundamentale Bewertung wirkt zunächst sehr hoch
An der Börse wird VARTA auf Basis des heutigen Schlusskurses von 66,50 Euro eine Marktkapitalisierung von knapp 2,7 Mrd. Euro zugestanden. Demgegenüber steht, selbst auf Basis der nochmals erhöhten Prognosen, letztlich nur ein Jahresumsatz 2019e zwischen 320 und 330 Mio. Euro sowie ein bereinigtes EBITDA zwischen 72 und 76 Mio. Euro. Im arithmetischen Mittel kann man also mit einem Jahresumsatz 2019e von 325 Mio. Euro bei einem bereinigten EBITDA von 74 Mio. Euro ausgehen.
Auf Basis dieser Umsatz- und Gewinnprognosen für 2019e weist die Aktie somit ein KUV 2019e von knapp 8,3 bei einem KGV 2019e von ca. 58 auf. Damit wirkt das KUV gleich auf den ersten Blick schon extrem hoch. Aber wie sieht es mit dem KGV aus? Nun, angesichts eines zuletzt durchschnittlichen jährlichen Gewinnwachstums von „nur“ ca. +21,4%, wirkt auch dieses sehr hoch. Allerdings verzeichnet man gegenwärtig ja eine deutliche Wachstumsbeschleunigung, so dass sich das EBITDA im laufenden Geschäftsjahr gegenüber dem Vorjahr fast verdoppeln soll.
Berücksichtige ich dies, steigt das durchschnittliche jährliche Gewinnwachstum plötzlich von bisher starken +21,4% auf dann noch deutlich stärkere ca. +37,8%. Demnach wäre für die Aktie in letzter Konsequenz sogar eine Bewertung mit einem KGV 2019e von bis zu 75 möglich. Ich glaube zwar nicht, dass die Anleger so euphorisch sind und die Aktie so weit hoch kaufen. Aber dies würde letztlich einem Aktienkurs von bis zu gut 85 Euro entsprechen.
Fazit: Aktie sollte jetzt engmaschig beobachtet werden!
Aus fundamentaler Sicht ist die Bewertung der Aktie zwar nicht mehr ganz günstig, sie hätte im „Best Case“ aber durchaus noch Luft nach oben bis etwa 85 Euro. Dies ist insofern ganz interessant, weil damit hier mal wieder das Ergebnis der fundamentalen Analyse sehr gut mit dem Ergebnis der charttechnischen Analyse zusammen passt. Denn charttechnisch ist die Lage relativ eindeutig: Mit einem Kurssprung auf neue Allzeithochs über 70 Euro generiert die Aktie ein Kaufsignal mit Kursziel um 85 Euro.
Heute allerdings, das gehört auch zur Wahrheit, hat die Aktie den Kurssprung über diese Marke noch nicht geschafft – und fiel folgerichtig nochmals etwas zurück. Daher muss der Titel jetzt in den kommenden Tagen engmaschig beobachtet werden. Erweist sich die 70 Euro Marke nämlich weiterhin als zu hohe Hürde, könnte es kurzfristig zu Gewinnmitnahmen und damit einer Korrektur unter 60 Euro kommen. Sollte der Aktie hingegen der charttechnische Ausbruch gelingen, winken hier schnell Kursziele bis 85 Euro. Dann heißt es aufspringen – aber bitte nicht zu gierig werden!