Westwing nach Flop-Zahlen: Die nächste Pleite-Aktie?
Das kurze Börsenleben der Westwing-Aktie (WKN: A2N4H0) – die erst seit Oktober 2018 öffentlich notiert ist – entwickelt sich zum Mega-Flop. Am Tag nach der Handelspremiere bezahlten Anleger für das Papier fast 27 Euro. Seitdem haben die Anteile am Möbel-Startup enorm an Wert eingebüßt. Am Dienstag fällt die Westwing-Aktie zeitweise um -25,12% auf 3,80 Euro.
Die heute veröffentlichten Zahlen verbessern die Situation kaum. Die Ergebnisse für die erste Jahreshälfte können nur wenige Anleger überzeugen. Die Online-Plattform schreibt bei einem leichten Umsatzrückgang in Höhe von -1% höhere Verluste. Zu wenig Neukunden sowie Schwierigkeiten im europäischen Ausland seien laut Westwing dafür verantwortlich.
Ein Halbjahr zum Vergessen
Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (bereinigtes EBITDA) knickte in den ersten sechs Monaten um -7,3% ein auf -8,8 Millionen Euro bei stagnierenden Erlösen um 120 Millionen Euro. Positiv: Die Bruttomarge blieb stabil bei knapp 43%. Und die aktive Kundenzahl stieg um 20%.
Zu "verdanken" hat Westwing diese Entwicklung einem umkämpften Marktumfeld in Europa. Im internationalen Segment lässt die Entwicklung auf mehreren Märkten zu wünschen übrig. Auch Probleme beim verspäteten und teurer als geplanten Neubezug eines Warenlagers sowie ineffiziente Logistikprozesse bereiten Schwierigkeiten. Die mit dem Umzug im Zusammenhang stehenden Kosten belaufen sich auf rund 3% des in der abgelaufenen Jahreshälfte erzielten Umsatzes.
Guidance aktualisiert: Weiteres Umsatzwachstum für 2019 avisiert
In der zweiten Jahreshälfte will Westwing nach abgeschlossenem Lagerumzug den Fokus wieder auf das Alltagsgeschäft legen. Um die formulierten Wachstumsziele zu erreichen, soll für 2019 laut Vorstandsprognose ein Umsatzwachstum von mindestens 6% stehen und eine ausgeglichene EBITDA-Marge. Damit gibt Westwing nun das untere Ende der eigenen Schätzung für 2019 (6-12% Umsatzanstieg) als Ziel aus.
Im vierten Quartal will Westwing dann in die profitable Zone zurückkehren. Das Startup sehe dafür bereits deutliche Anzeichen. Für das zweite Halbjahr erwartet der Konzern einen neutralen freien Cashflow. Um die Ziele zu erreichen, plant das Vorstandstrio rund um Co-Founderin Delia Fischer verstärkte Aktivitäten auf Social-Media-Plattformen.
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IPO entwickelt sich zum Mega-Flop
Klar ist: Westwing hat als Startup bei stagnierenden Umsatzzahlen und unprofitablen Ergebnissen einen schweren Stand bei Anlegern. Das neueste Zahlenwerk dürfte nur wenige überzeugen. Dazu kommt: Am Montag informierte Westwing darüber, dass das Unternehmen im Rahmen der anteilsbasierten Vergütungsstrategie 800.000 eigene Aktien – das entspricht knapp 4% des Grundkapitals – für maximal 5 Euro je Aktie zurückerwirbt. Die zurückgekauften Aktien dienen dazu, gegenwärtige oder ehemalige Mitarbeiter beziehungsweise Organmitglieder von Westwing oder mit Westwing verbundene Unternehmen mit Aktien auszustatten.
Rund 120 Millionen Euro wurden der Westwing AG durch den IPO im Oktober 2018 in die Kassen gespült. Aktuell stehen die Cashreserven des Online-Anbieters von Möbeln und Textilwaren bei 92 Millionen Euro. Die Ertragslage bleibt eine große Baustelle, die Finanzlage mit dem Cashpolster von über 90 Millionen Euro (entspricht in etwa der Marktkapitalisierung) ist komfortabel und dürfte vorerst vor Schlimmerem bewahren.