Leoni: Existenz des Unternehmens scheint gefährdet!
Voll getroffen von der schon länger anhaltenden Krise der (deutschen) Automobilindustrie wird auch weiterhin der Kabelspezialist Leoni (WKN: 540888). So fiel die Aktie schon im Vorfeld der heute veröffentlichten Quartalszahlen deutlich zurück. Anlegern schwante also nichts gutes und tatsächlich wurden die Befürchtungen dann heute auch bestätigt. Obwohl sich das Zahlenwerk auf den ersten Blick gar nicht mal so schlecht liest, scheint das Unternehmen in seiner Existenz gefährdet.
Doch schauen wir uns zunächst einmal die heute vorgelegten Quartalszahlen im Detail an. Demnach erzielte Leoni im abgelaufenen zweiten Quartal des laufenden Geschäftsjahres 2019e einen Quartalsumsatz von 1,25 Mrd. Euro (-6%) sowie einen Gewinn vor Zinsen und Steuern (EBIT) von -30 Mio. Euro. Unter dem Strich lag der Verlust, allein im zweiten Quartal, somit bei -44 Mio. Euro (nach einem Gewinn von +41 Mio. Euro im Vorjahr).
Besonders besorgniserregend dabei ist jedoch der unverändert hohe Barmittelabfluss. So lag der sogenannte Free Cashflow bei -72 Mio. Euro. Genau hierin liegt nun das Problem. Denn die finanzielle Basis des angeschlagenen Konzerns ist schon seit längerer Zeit extrem dünn und wird durch den anhaltenden Kapitalabfluss immer prekärer. Nicht von ungefähr wurde daher kürzlich mit Hans-Joachim Ziems ein erfahrener Sanierer ins Haus geholt.
Management zeigt sich weiter optimistisch...
Daher wurde kürzlich schon diskutiert, ob Leoni sich von seiner Kabelnetzsparte trennen könnte. Dabei würde diese wohl zunächst in eine eigene Gesellschaft ausgelagert und anschließend verkauft. Damit würde Leoni allerdings nicht nur die Wiege des Unternehmens aufgeben, sondern auch ca. -40% des Konzernumsatzes. Zwar wäre die anschließende Konzentration auf die Bordnetzsparte prinzipiell positiv zu werten.
Allerdings würde man damit die eigene Abhängigkeit von der Automobilindustrie noch weiter erhöhen. Ob dies in der aktuellen Verfassung der Branche sowie Leoni selbst erfolgversprechend ist, halte ich persönlich für fraglich. Das Management um CEO Aldo Kamper zeigt sich denn auch optimistisch die Gesellschaft mit dem eingeleiteten Sanierungsprogramm „Value 21“ wieder auf Vordermann bringen zu können.
Daran hegen jedoch viele Analysten, Anleger und auch ich große Zweifel. Denn die aktuelle finanzielle Basis ist wohl zu schwach, um die weiterhin andauernde Krise der (deutschen) Automobilindustrie überstehen zu können. Insofern scheint die letzte Hoffnung der Zusammenschluss mit einem finanziell stärker aufgestellten Konkurrenten. Als Interessent galt hier zuletzt der indische Wettbewerber Motherson Sumi Group.
Mutige Spekulanten greifen zwischen sechs und acht Euro zu!
Fundamental droht Leoni, ohne frisches Kapital (Kapitalerhöhung, ick hör dir trapsen!), inzwischen wohl über kurz oder lang die Insolvenz. Demnach läge das Kursziel dann im Bereich von Null. Gegen eine solche Pleite spricht jedoch ganz klar die Bedeutung des Zulieferers für die (deutsche) Automobilindustrie. Daher glaube ich in der Tat, dass vor einer Insolvenz eine Übernahme – durch wen auch immer – auf dem Programm stehen dürfte.
Charttechnisch sieht die Lage wie folgt aus: Mit Bruch der charttechnischen Unterstützung zwischen 12 und 12,50 Euro wurde hier ein weiteres Verkaufssignal mit Kursziel 10 Euro generiert. Unterhalb von 10 Euro droht ein weiterer Absturz der Aktie in Richtung 7,50 bis acht Euro sowie später dann in Richtung sechs Euro. Zu solchen Ausverkaufskursen können mutige Spekulanten dann zugreifen.
Denn sollte es zu einer, wie auch immer gearteten Rettung – wahrscheinlich eben durch eine Übernahme – kommen, sollte die Aktie anschließend wieder in zweistellige Kursregionen steigen können. Nur für den unwahrscheinlichen Fall einer Insolvenz läge das Kursziel um Null. Da an einer Insolvenz jedoch nahezu niemand – insbesondere die deutsche Automobilindustrie nicht – ein gesteigertes Interesse haben dürfte, sollten die Chancen auf eine Rettung gar nicht so schlecht stehen.