Slack Technologies: Insiderverkäufe mahnen zur Vorsicht

06.09.19

Zuletzt legten einige Highflyer aus dem US-Technologiesektor ihre aktuellen Quartalszahlen vor. Obwohl die meisten Unternehmen dabei zu überzeugen wussten, wurden doch einige Aktien abgestraft. Zumeist war hieran der nicht mehr so rosige Ausblick Schuld. Doch die Anleger haben derzeit ein kurzes Gedächtnis, so dass zum Teil sogar recht starke kurzfristige Kursverluste umgehend wieder zum Kauf genutzt wurden. So auch bei Slack Technologies (WKN: A2PGZL), auf die wir an dieser Stelle gemeinsam blicken möchten.

Wer Slack Technologies noch nicht kennen sollte: Das Unternehmen steckt hinter einer Art Messengerdienst, der jedoch professionellen Anforderungen (beispielsweise in Sachen Datenschutz) genügt und daher gerne innerhalb von Unternehmen zur Kommunikation eingesetzt wird. Da die Nutzung des Messengers grundsätzlich kostenlos möglich ist, gewann dieser sehr schnell sehr stark an Popularität. Jetzt werden Sie als Anleger jedoch wohl – zu Recht! – fragen, wie Slack dann Geld verdienen möchte.

Nun, in der Regel kommt an dieser Stelle natürlich die Antwort: mit Werbung. Bei Slack ist das jedoch anders. Werbebanner würden ja auch schlecht zur internen Kommunikation in einem Unternehmen passen. Daher sind bei Slacks Messenger nur wenige Grundfunktionen kostenlos zu haben. Wer den Dienst hingegen vollständig nutzen möchte, muss bezahlen. Wenn man so will ist das also eine Art Freemium-Geschäftsmodell, das – wie mir ein Kollege, der ähnlich arbeitet, berichtet hat – sehr gut funktioniert.

Slack Technologies verzichtete beim Börsengang auf die Hilfe von Banken

Bevor wir uns das Unternehmen Slack Technologies gleich näher ansehen, muss ich noch kurz den Börsengang besprechen. Denn das Management um Mitgründer und CEO Daniel S. Butterfield entschied sich hier kürzlich für einen Börsengang mit Hilfe eines Auktionsverfahrens. So ist zuvor beispielsweise auch Spotify an die Börse gegangen. Der Vorteil: Es fallen deutlich geringere Kosten für das Unternehmen an. Der Nachteil: Da ein Makler, der die Interessen von Unternehmen und Investoren ausgleicht fehlt, kommt es oftmals zu einem sehr hohen Emissionspreis.

Zumindest dann, wenn ein solcher Börsengang – was bei Slack Technologies der Fall war – deutlich überzeichnet ist. Wobei das für das Unternehmen selbst, das ja ein Interesse daran hat möglichst viel Geld durch die Ausgabe seiner Aktien aufzunehmen, gar kein Nachteil ist. Zu einem Problem kann es allerdings dann werden, wenn die Aktien platziert sind, der reguläre Börsenhandel startet und viele Investoren ihre Aktien verkaufen möchten, so dass der Kurs deutlich fällt. Denn dann fehlen eben auch die sonst üblichen Stützungskäufe der begleitenden Banken.

Der Börsengang von Slack Technologies wurde an der Wall Street in New York gefeiert...

Die Aktie war und ist sehr teuer und fiel seit dem IPO deutlich, weil...

Aus diesem Grund trauen sich nur sehr wenige Unternehmen einen derartigen Börsengang zu. Slack Technologies tat dies – und bekam zuletzt die Quittung dafür. So hatte die New York Stock Exchange (NYSE) einen Referenzpreis von 26 US-Dollar für die Aktie festgelegt, die dann jedoch deutlich höher, zu Kursen um 41 US-Dollar in den Handel ging. Doch die Anfangseuphorie ebbte schnell wieder ab und so notiert der Titel heute, wenige Wochen danach, um 28 US-Dollar.

Grund hierfür waren sicherlich fehlende Anschluss- und besonders natürlich Stützungskäufe. Aber das ist natürlich nicht alles. Vielmehr haben darüber hinaus auch die Altaktionäre von Slack, insbesondere die Venture Capital-Geber, seit dem Börsengang massiv Kasse gemacht. So wurden in den wenigen Wochen seit dem Börsenstart weit über 100 Insidertransaktionen vermeldet, allesamt Verkäufe. Kein Wunder, dass der Kurs da unter Abgabedruck stand und steht.

Besser als erwartete Quartalszahlen, guter Ausblick – aber ein Haar in der Suppe

Dies erscheint auf den ersten Blick verwunderlich, denn die von Slack vorgelegten Quartalszahlen konnten sich sehen lassen. So vermeldete das Management einen Quartalsumsatz in Höhe von 145 Mio. US-Dollar, womit man die Erwartungen in Höhe von nur 140,7 Mio. US-Dollar schlagen konnte. Auch beim Gewinn je Aktie schnitt Slack Technologies mit -0,14 US-Dollar deutlich besser ab als erwartet. Denn hier hatten Analysten mit einem Gewinn je Aktie von -0,18 US-Dollar kalkuliert.

Doch warum fiel die Aktie dann nach Vorlage dieser Quartalszahlen zunächst um mehr als -12%? Nun, ganz einfach, wegen des Ausblicks. Denn für das bereits laufende Quartal stellte das Management nur einen Quartalsumsatz von 154 bis 156 Mio. US-Dollar bei einem Gewinn je Aktie zwischen -0,08 und -0,09 US-Dollar in Aussicht. Analysten hatten hier zwar nur mit einem Quartalsumsatz von 153,2 Mio. US-Dollar gerechnet, erwarteten aber zugleich einen etwas geringeren Verlust (-0,07 US-Dollar je Aktie).

Ähnlich sah es dann auch beim – insgesamt eigentlich dennoch recht positivem – Ausblick auf das Gesamtjahr 2019 aus. Hier nämlich stellte der Vorstand einen Jahresumsatz zwischen 603 und 610 Mio. US-Dollar (arithmetisches Mittel: 606,5 Mio. US-Dollar) bei einem Gewinn je Aktie zwischen -0,40 und -0,42 US-Dollar (arithmetisches Mittel: -0,41 US-Dollar) in Aussicht. Analysten hatten hingegen nur mit einem Jahresumsatz von 601 Mio. US-Dollar, aber eben auch nur mit einem geringeren Verlust (-0,40 US-Dollar je Aktie) kalkuliert.

Die Slack-App auf einem Smartphone (von Samsung).

Fundamentale Bewertung: Die Aktie ist (zu) teuer!

Selbst zu den aktuellen Kursen um 28 US-Dollar weist Slack Technologies einen Börsenwert von sage und schreibe knapp 14 Mrd. US-Dollar auf. Demgegenüber steht ein Jahresumsatz von leicht über 600 Mio. US-Dollar sowie einem Netto-Jahresverlust von über 200 Mio. US-Dollar. Zwar ist das Umsatzwachstum noch stark und das Unternehmen könnte in absehbarer Zeit die Profitabilität erreichen. Allerdings heißt der größte Konkurrent Microsoft (mit Microsoft Teams), was die Sache nicht einfacher macht.

Somit weist die Aktie selbst jetzt noch ein KUV 2019e von ca. 23 auf, ein KGV gibt es natürlich noch nicht. Angesichts der zuletzt gezeigten Wachstumsraten sinkt das KUV 2020e dann auf rund 16,5. Schon angesichts der massiven Konkurrenz aus dem Hause Microsoft halte ich jedoch eine Bewertung mit einem KUV 2020e jenseits von zehn für zu hoch gegriffen. Dies würde einem Börsenwert von weniger als neun Milliarden US-Dollar respektive weniger als 18 US-Dollar entsprechen. Die Aktie war, ist und bleibt also meines Erachtens noch immer zu teuer.

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