HolidayCheck: Trotz Gewinnwarnung relativ stabil

20.09.19

Noch im Jahr 2015 gehörte die Aktie von HolidayCheck (WKN: 549532) zu den Highflyern am deutschen Aktienmarkt. Hervorgegangen aus der einst am Neuen Markt notierten TomorrowFocus, schienen die Zukunftsaussichten ja auch blendend. Seit den damaligen Höchstkursen um 5,50 Euro hat sich die Aktie zwischenzeitlich jedoch mehr als halbiert. Erst gestern kam es dann im Zuge einer Umsatz- und Gewinnwarnung zu weiteren Abgaben, die sich allerdings – angesichts der Nachrichtenlage – sogar noch in Grenzen hielten.

Konkret vermeldete das Management um CEO Georg Hesse, dass der Vorstand im laufenden Geschäftsjahr 2019 nur noch von einer Steigerung der Umsatzerlöse um 3-6% sowie einem operativen Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) zwischen 7,5 und 10,5 Mio. Euro ausgeht. Bisher lagen diese Prognosen noch bei einem Umsatzwachstum um 7-9% sowie einem EBITDA zwischen 8,5 und 11,5 Mio. Euro. Als Grund für die Umsatz- und Gewinnwarnung wurde dabei ein schwacher Geschäftsverlauf im dritten Quartal genannt.

Zumal das Management nach diesem relativ schwachen dritten Quartal auch für das vierte Quartal noch keine Hoffnung auf Besserung sieht. Daher könne die Geschäftsentwicklung im zweiten Halbjahr des laufenden Geschäftsjahres 2019, anders als bisher gedacht, die ebenfalls schon etwas schwächere Geschäftsentwicklung des ersten Halbjahres nicht mehr ausgleichen. Allerdings fiel die Umsatz- und Gewinnwarnung alles in allem durchaus moderat aus, so dass die Anleger nicht mehr in Panik auf den Verkaufsknopf drückten.

Umsatz- und Gewinnschätzungen auf Basis der neuen Informationen

Im vergangenen Geschäftsjahr (2018) hatte HolidayCheck noch einen Jahresumsatz von 138,9 Mio. Euro (+14,2%) sowie ein EBITDA von 10 Mio. Euro eingefahren. Auf Basis der bisherigen Prognosen wäre somit für 2019e ein Jahresumsatz von circa 150 Mio. Euro bei einem EBITDA von erneut 10 Mio. Euro zu erwarten gewesen. Nach der nun erfolgten Umsatz- und Gewinnwarnung ist jetzt jedoch nur mehr mit einem Jahresumsatz von rund 145 Mio. Euro bei einem EBITDA von etwa neun Millionen Euro zu kalkulieren.

Die durchschnittlichen Umsatzschätzungen müssen also um gut -3% und die durchschnittlichen Gewinnschätzungen (auf EBITDA-Basis) um gut -10% gesenkt werden. Das ist unschön, aber eben auch nicht so gravierend. Vor allen Dingen, da die Aktie ja in den vergangenen Wochen und Monaten schon deutlich unter Abgabedruck stand und fast -30% an Wert verlor. Insofern kann man die nun erfolgte Umsatz- und Gewinnwarnung durchaus als schon im Vorfeld eingepreist erachten.

Die Mitarbeiter der HolidayCheck Group...

Fundamentale Bewertung auf Basis meiner Umsatz- und Gewinnschätzungen für 2020e/2021e

Stand heute ist zwar davon auszugehen, dass sich das weltwirtschaftliche Umfeld weiter eintrüben sollte. Allerdings haben die wichtigsten Notenbanken bereits damit begonnen gegen zu steuern. Darüber hinaus zeigt sich insbesondere der Dienstleistungssektor, dem ja auch HolidayCheck zuzuordnen ist, zuletzt sogar global einigermaßen konjunkturresistent. Die eher kleine Umsatz- und Gewinnwarnung der Gesellschaft untermauert dies ja sogar.

Insofern kann man zwar davon ausgehen, dass sich das Umsatz- und Gewinnwachstum bei HolidayCheck vorübergehend etwas abschwächt, es gibt aber wohl immerhin noch ein solches Wachstum. Konkret lauten meine Umsatz- und Gewinnprognosen für 2020e daher auf einen Jahresumsatz von 152,5 Mio. Euro (+5%) bei einem EBITDA von 10,5 Mio. Euro (+16,7%) sowie für 2021e auf einen Jahresumsatz von 161,8 Mio. Euro (+6,1%) bei einem EBITDA von 11,5 Mio. Euro (+9,5%).

Somit weist die Aktie ein aktuelles KUV 2019e von circa 0,92 sowie ein aktuelles KGV 2019e von etwa 85 auf. Auf Basis meiner Umsatz- und Gewinnschätzungen für 2020e/2021e sollte das KUV 2020e dann auf etwa 0,88 sowie das KUV 2021e auf unter 0,83 sowie das KGV 2020e auf etwa 67 sowie das KGV 2021e in Richtung 50 sinken. Meines Erachtens sollte die Aktie jedoch mit einem KUV von eins bewertet werden. Daraus ergibt sich ein fundamental fairer Wert für 2020e in Höhe von 2,60 Euro sowie für 2021e in Höhe von 2,75 Euro.

Mit solchen Werbeanzeigen wirbt die HolidayCheck heute. Denn inzwischen kann man dort nicht mehr nur Hotels bewerten, sondern gleich auch seinen Urlaub buchen.

Fazit: Die Aktie ist ein spekulativer Kaufkandidat!

Zusammenfassend ergibt sich somit folgendes Bild. Die nun erfolgte Umsatz- und Gewinnwarnung haben die Anleger an der Börse bereits im Vorfeld vorausgesehen und entsprechend eingepreist. Dies erklärt auch die eher verhaltene Reaktion auf diese Meldung gestern. Zu Kursen um respektive unter 2,25 Euro ist die Aktie somit in meinen Augen ein Kaufkandidat, wenngleich natürlich ein spekulativer Kaufkandidat. Denn der fundamental faire Wert der Aktie dürfte in 2020e um 2,60 Euro sowie in 2021e um 2,75 Euro liegen.

Da die Anleger an der Börse in der Regel ohnehin bis zu 12 Monate in die Zukunft schauen und sich das Jahr 2019 immer mehr dem Ende nähert, würde ich als Kursziel auf Sicht von 12 Monaten den fundamental fairen Wert für 2021e wählen. Das Kursziel liegt also (auf Sicht eines Jahres) bei 2,75 Euro, was einem Kurspotenzial von gut +22% (auf Sicht eines Jahres) entspricht. Oben drauf kommt dann auch noch die Dividende in Höhe von immerhin rund 1,7%. So schlecht sieht das also hier – trotz der Umsatz- und Gewinnwarnung – gar nicht aus!

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