KUKA: Darum belastet die Umsatz- und Gewinnwarnung kaum
Wie der Robotikspezialist KUKA (WKN: 620440) gestern Abend per Ad hoc-Meldung mitteilte, können auch die Augsburger ihre eigenen Prognosen im laufenden Geschäftsjahr 2019e nicht einhalten. Bisher wollte das Management den Konzernumsatz leicht auf 3,3 Mrd. Euro steigern und dabei eine EBIT-Marge von 3,5% vor finaler Evaluierung der Kosten der laufenden Restrukturierung erzielen. Als Grund nannte der Vorstand die Abkühlung der Weltkonjunktur, insbesondere in den beiden Fokusmärkten von KUKA, Automotive und Electronics.
Besonders betroffen hiervon sieht das Management um CEO Peter Mohnen dabei die Regionen Europa und China. Darüber hinaus gibt es jedoch noch weitere Belastungen aus bereits bestehenden Aufträgen sowie die daraus resultierende Notwendigkeit einer Restrukturierung eines Teilgeschäftsbereichs. All dies wird sich belastend auf die Umsatz- und Gewinnentwicklung des Konzerns, der sich allerdings zu 94,55% in den Händen seines chinesischen Großaktionär Midea Group Co. befindet, auswirken.
Daher erwartet KUKA nunmehr im laufenden Geschäftsjahr 2019e einen Konzernumsatz in etwa auf Vorjahresniveau (rund 3,2 Mrd. Euro) bei einer EBIT-Marge, die inklusive aller Restrukturierungsaufwendungen zumindest noch über dem Vorjahresniveau von 1,1% liegen soll. Konkreter kann sich das Management aktuell wohl nicht dazu äußern. Folgerichtig gibt es auch noch keine Guidance für das kommende Geschäftsjahr 2020e. Auch bei KUKA regiert somit derzeit die Unsicherheit.
Aktie verzeichnet heute nur leichte Kursverluste...
Wenn man sich die Auswirkungen anderer Umsatz- und Gewinnwarnungen auf die entsprechenden Aktienkurse, beispielsweise gestern bei SAF Holland, anschaut, kann einen die Kursentwicklung bei KUKA heute durchaus etwas verwundern. Denn trotz dieser Umsatz- und Gewinnwarnung verliert die Aktie nur leicht. Allerdings gibt es hier ja auch zwei Sonderfaktoren, die berücksichtigt werden müssen.
So liefen die Geschäfte bei KUKA schon seit einiger Zeit schleppender, was angesichts der tiefen Krise der Automobilindustrie auch logisch war. Daher haben Anleger sich bereits in den vergangenen Monaten massiv von der Aktie getrennt, so dass diese sich auf Sicht eines Jahres halbiert hatte. Vom Allzeithoch knapp unter 250 Euro im Oktober 2017 ganz zu schweigen. Darüber hinaus liegen fast 95% der Aktien in festen Händen, nämlich bei der chinesischen Midea Group Co.
Großaktionär könnte Kursrutsch zur vollständigen Übernahme nutzen!
Dieser chinesische Großaktionär verfolgte und verfolgt dabei strategische Interessen. Das bedeutet, dass er sich unter keinen Umständen von Aktien trennen möchte. Vielmehr haben die Chinesen in der Vergangenheit bereits Interesse an einer vollständigen Übernahme von KUKA bekundet. Insofern spielen der Midea Group solche schlechte Nachrichten, am besten mit entsprechend negativen Auswirkungen auf die Aktienkursentwicklung, sogar in die Karten.
So wäre nach dem deutschen Aktiengesetz (AktG) ein sogenannter Squeeze-Out möglich, sofern der Großaktionär mindestens 95% des Aktienkapitals der Gesellschaft hielte. Die Midea Group sollte daher früher oder später versuchen die dazu noch fehlenden 0,45% des Aktienkapitals (entspricht knapp 179.000 Aktien im aktuellen Gegenwert von rund 6,8 Mio. Euro) einzusammeln. Wer daher bis heute seine KUKA-Aktien durchgehalten hatte, sollte sie jetzt unbedingt weiter durchhalten!
Denn was mit der Aktie passieren kann, wenn die Chinesen Ernst machen sollten, haben wir im Oktober 2017 gesehen. Man muss schließlich bedenken, dass eine komplette Übernahme von KUKA durch Midea auch zu massiven Kosteneinsparungen, sowohl bei KUKA als auch bei Midea führen würde. Zwar halte ich Kurse von knapp 250 Euro, wie im Oktober 2017, für absurd. Aber im Mai 2016 hat Midea den KUKA-Aktionären immerhin 115 Euro je Aktie angeboten und schließlich am Ende auch bezahlt...