Canopy Growth: Die Cannabis-Spekulationsblase ist geplatzt!
Es ist noch gar nicht so lange her, da rissen sich die Anleger um alle Aktien, die nur im entferntesten Sinne etwas mit Cannabis zu tun hatten. Denn schließlich sollte Cannabis ja plötzlich nahezu weltweit freigegeben werden, so dass hier ein neuer Milliarden-Markt entstehen sollte.
Aufgrund der dementsprechend hervorragenden Wachstumsperspektiven waren Anleger bereit wirklich jeden Preis, selbst für die absurdesten Investmentstories, hinzublättern.
So wiesen zahlreiche Cannabis-Aktien nicht nur absurd hohe oder – aufgrund von anfallenden Verlusten – letztlich sogar gar kein KGV auf, sondern auch noch reihenweise KUVs von 50 oder mehr. Was ich von Aktien, die derartig hoch bewertet sind, ganz grundsätzlich halte, dürften die meisten Leserinnen und Leser wissen. Nämlich, wie auch das Beispiel Beyond Meat gezeigt hat bzw. immer noch zeigt, wenig bis gar nichts.
Dementsprechend riet ich auch bei Cannabis-Aktien seinerzeit zu höchster Vorsicht. Wie immer jedoch, wussten zahlreiche – insbesondere neu dazu gekommene – Börsianer es besser. Denn "dieses Mal ist ja alles anders". Dieser Satz, den ich erstmals um die Jahrtausendwende im Zuge der damaligen "Dotcom Bubble" hörte, war, ist und bleibt jedoch der teuerste Satz an der Börse. Denn leider sind solch absurde Bewertungen auf Dauer eben niemals haltbar.
In der Regel erfolgt früher oder später der Absturz...
Prinzipiell gibt es natürlich zwei Möglichkeiten wie sich solch absurde Bewertungen auflösen können. Entweder es handelt sich wirklich um ein absolutes Wachstumswunder, ähnlich wie Alibaba oder Amazon.com. Dann halten die Aktie ihre Bewertung und wachsen über die Zeit in sie hinein, was zumindest langfristig sogar noch weiteres Kurspotenzial eröffnet. Aber wie viele Amazons gab es bisher an der Börse?
Alternativ stürzen die kurzfristig gehypten Aktien hingegen irgendwann ab. Leider ist dieser zweite Fall eher die Regel denn die Ausnahme. Kein Wunder also, dass auch die ganzen Cannabis-Aktien in den letzten Monaten abgestürzt sind. Dabei war das sogar ziemlich vorhersehbar. Denn schließlich gibt es in diesem Markt keine besonders hohen Markteintrittsbarrieren, nicht umsonst wurden ja manche Kleinkriminelle schon mit eigenen kleinen Hanfplantagen erwischt.
Genauso, wie die Anleger zuvor beim Einstieg jedoch nicht mehr die einzelnen Unternehmen individuell bewertet haben, bewerten sie nun beim "Crash" diese nicht mehr individuell. Daher steigen zunächst alle Aktien einer Branche, um eben anschließend allesamt auch wieder einzubrechen. Allerdings gibt es natürlich – wie in jeder Branche – auch in der Cannabis-Branche bessere und schlechtere Unternehmen und damit Aktien. Womit ich bei Canopy Growth (WKN: A140QA) angekommen bin...
Braukonzern Constellation Brands sieht wohl großes Potenzial
Denn Canopy Growth galt und gilt auch weiterhin als eines der führenden, wenn nicht sogar das führende, Unternehmen der Cannabis-Branche. Dies zeigt nicht nur ein Blick auf die aktuelle Marktkapitalisierung, sondern auch auf die Partnerschaften. So ist beispielsweise mit Constellation Brands (bekannt unter anderem für Marken wie Corona) einer der größten Brauereikonzerne der Welt nicht nur eine Kooperation mit Canopy Growth eingegangen, sondern hat sich dort seinerzeit sogar auf relativ spektakuläre Art und Weise eingekauft.
Generell wurde Canopy Growth damit in gewisser Weise geadelt. Zumal durch diese Beteiligung, die im Rahmen einer Kapitalerhöhung eingegangen wurde, auch noch viel Geld in die Kassen des Unternehmens geflossen ist, so dass dieses als bestens durchfinanziert gilt. Trotzdem ist selbst eine solche Beteiligung keine Garantie für einen Erfolg von Canopy Growth. Wer das nicht glauben mag, dem hilft vielleicht auch ein Blick zurück zur "Dotcom Bubble". Denn seinerzeit hatte sich der Softwarekonzern SAP bei Commerce One eingekauft – die trotzdem nicht überlebten!
Nach Kursrutsch und vor den Quartalszahlen – wie geht es weiter?
Die Aktie von Canopy Growth notierte auf dem Höhepunkt der Cannabis-Euphorie noch bei fast 60 US-Dollar. Selbst Ende April/Anfang Mai diesen Jahres musste Anleger für eine Aktie noch mehr als 50 US-Dollar für eine Aktie hinblättern. Inzwischen jedoch ist die Spekulationsblase auch hier geplatzt und die Aktie notiert im Bereich zwischen 18 und 19 US-Dollar. Gegenüber den Höchstkursen hat sie sich also mal eben gedrittelt und selbst auf Sicht von nur sechs Monaten liegt das Kursminus bei über -60%.
Da kann man sich natürlich berechtigterweise mal die Frage stellen, wie es hier wohl weiter gehen wird. Dabei scheint der gegenwärtige Zeitpunkt für diese Frage sogar relativ optimal gewählt zu sein, denn immerhin wird Canopy Growth am morgigen Donnerstag Rechenschaft über sein kürzlich zu Ende gegangenes zweite Fiskalquartal ablegen. Dabei erwarten Analysten und Anleger im arithmetischen Mittel einen Quartalsumsatz von knapp 113 Mio. CAD (85,25 Mio. US-Dollar) sowie bereinigtes EBITDA von gut -92 Mio. CAD (-69,63 Mio. US-Dollar).
Damit würde sich der Gesamtumsatz im Fiskaljahr 2020 auf 547,16 Mio. CAD (413,26 Mio. US-Dollar) sowie das bereinigte EBITDA auf -320,18 Mio. CAD (-241,82 Mio. US-Dollar) belaufen. Zwar weist der Konzern damit ein immer noch beeindruckendes Umsatzwachstum um knapp +142% auf. Allerdings ist er damit trotzdem weit von dem, vor kurzem noch von den Analysten erwarteten, Jahresumsatz von einer Milliarde CAD (755,7 Mio. US-Dollar) entfernt – und natürlich weiterhin höchst unprofitabel.
Fazit: Aktie an starken Tagen weiterhin verkaufen!
Positiv ist, dass das Management des Konzerns seinen Anteilseignern gegenüber sehr ehrlich ist. So spricht man klar davon, dass man erst in drei bis fünf Jahren die Rentabilität erreichen wird. Dies bedeutet jedoch im Umkehrschluss eben auch, dass man noch mindestens drei Jahre lang eine ganze Menge Geld verbrennen wird. Allerdings ist das zumindest insofern noch unproblematisch, da die Gesellschaft – auch dank Constellation Brands – über rund 4,5 Mrd. US-Dollar an Cash bzw. Cash äquivalenten Mitteln sowie kurzfristig monetarisierbare Investments verfügt.
Dieser große Cashberg bei gleichzeitig einer sehr geringen Verschuldung ist daher eines der wenigen Argumente, dass für die Aktie spricht. Denn der aktuelle Börsenwert von rund 6,5 Mrd. US-Dollar wird schließlich schon zu großen Teilen durch eben jenen Cashberg abgedeckt. Ohne diesen Cashberg jedoch sähe es düster aus. Denn ein nicht um die Cashposition bereinigtes KUV von rund 16 bei gleichzeitig, aufgrund hoher Verluste, keinem KGV spricht sicherlich nicht für einen Kauf der Aktie.
Daher würde ich die Aktie auch nicht kaufen, wenngleich jederzeit eine Gegenbewegung auf die zuletzt massiven Kursverluste möglich erscheint. Aus rein charttechnischer Sicht müsste diese jedoch um 18 US-Dollar kommen, ansonsten nämlich drohen weitere Kursrückgänge auf 14,50 sowie unter 12 US-Dollar. Ein Trade auf solch eine Gegenbewegung im übergeordneten Abwärtstrend ist daher riskant und schwierig. Die Lösung für clevere Trader: Warten Sie doch einfach auf einen solchen Kurssprung – und shorten Sie die Aktie dann einfach in diesen hinein!