Paketeria / INJEX - «Müssen Zahlen liefern»

Marc Rendenbach
28.12.11

Bereits im Frühjahr 2011 berichtete sharedeals.de ausführlich über die einzigartige Insolvenzstory der Paketeria AG (WKN: A0STYL). Mittlerweile ist das Unternehmen rund um Marketing-Guru und "Steh auf Mann" Andy Rösch nicht nur der Insolvenz entflohen: Mit der neuen INJEX Pharma AG sollen schon sehr bald große Gewinne sprudeln. Klappt es mit dem weltweiten Durchbruch des nadelfreien Injektionssystems im zweiten Anlauf? Die Chancen scheinen nicht schlecht, wie unser Vorstandsinterview zeigt.

Auf der jüngsten Hauptversammlung der Paketeria AG haben Sie erfolgreich die Grundlage für die zukünftige INJEX Pharma AG gelegt. Mit dem nadelfreien Injektionssystem INJEX soll nun endlich der weltweite Markt aufgerollt werden. Warum sind die Voraussetzungen heute besser als noch vor über 10 Jahren, als Sie mit der Rösch AG das gleiche Vorhaben verfolgten?

Andy Rösch: 1. Aus Erfahrungen lernt man 2. Die abgeschlossenen Vertriebsverträge und die Qualität der Partner belegen das Interesse an der nadelfreien Spritze INJEX 3. Die Konzentration auf Schwellenländer ist sinnvoll. In diesen Ländern wird noch häufig konventionell die Nadel eingesetzt 4. In den Schwellenländern sind die Gesundheitsstrukturen einfacher 5. Konzentration auf weitere Anwendungen Lokalanästhesie, Botox etc. 6. Neue Marketing-Konzepte (wurden auf der HV vorgestellt) 7. Diamant des Unternehmens aus Rösch-AG-Zeiten: der alte Pharmacia-Vertrag. 2001 hatte die Rösch AG einen weltweiten Exklusivvertrag mit dem Pharmakonzern Pharmacia zum Wachstumshormon Genotropin unterzeichnet. Alle Studien waren positiv – die Qualitätsstandards stimmten – CE- und FDA-Zulassung erfolgen. Pharmacia vermarktete Genotropin erfolgreich bis zum Ende durch die Insolvenz der Rösch AG. Heute stehen wir in Verhandlungen mit Pharmakonzernen zur gemeinsamen Vermarktung. Ein Termin in der letzten Woche verlief sehr gut. Damals mussten wir INJEX noch zur Marktreife entwickeln, Studien machen lassen, Produktionsanlagen entwickeln und bauen lassen. All diese Assets gibt es heute – bezahlt vor 10 Jahren durch die Rösch AG. Und ich könnte noch umfangreich weiter ausführen…

Sie haben ehrgeizige Planzahlen veröffentlicht. Bereits im kommenden Jahr sollen 40 Millionen Euro Umsatz erreicht und 3,7 Millionen Euro vor Steuern verdient werden. Welche Märkte gehen Sie hierfür an?

Andy Rösch: Zunächst einmal: Der "neue" Diabetiker ist ein Objekt der Begierde für die Insulinhersteller. Wenn ein Diabetiker von der oralen Behandlung umgestellt wird und täglich bis zu seinem Lebensende Insulin injizieren muss bzw. "verkonsumiert", wollen die Insulinhersteller diesen "Neukunden" gewinnen. Es ist leider so, dass der Patient und seine Wünsche nicht im Vordergrund stehen! Leider. Der Arzt wird den Patienten einen ersten kostenlosen Pen übergeben, den er vom jeweiligen Insulinhersteller in der Praxis hat. Jetzt ist der Patient gebunden, denn in einen Pen vom Hersteller A passt auch nur die Insulinkartusche des Herstellers A. Für diese Neukundenwerbung des Arztes wird dieser vom Insulinhersteller honoriert. Ich weiß wie der Markt hier funktioniert. In Schwellenländern wie China, Indien, Brasilien, Afrika, Mittlerer Osten funktionieren die Märkte anders und die ursprüngliche Nadel belastet noch die Diabetiker. Hier setzen wir zuerst mit INJEX an. In Deutschland gibt es einen Anteil Diabetiker, die vom ständigen injizieren mit der Nadel teilweise erhebliche Hautprobleme haben. Hier ist das hautschonende INJEX dann sehr hilfreich. Oder natürlich bei den Patienten mit einer Nadelphobie. In Deutschland werden wir INJEX zunächst in der ärztlichen Praxis platzieren. Hier kann es sehr gut z.B. zur nadelfreien und schmerzarmen Lokalanästhesie bei Allgemeinärzten, Dermatologen etc. eingesetzt werden. Die Lokalanästhesie im Bereich Hand und Füße z.B ist mit Nadel sehr schmerzhaft.

Man hörte von Verhandlungen mit großen Pharmakonzernen. Was darf man sich hiervon erwarten?

Andy Rösch: Ich greif hier noch einmal das Beispiel Wachstumshormone auf: Die Rösch AG hatte damals einen weltweiten Exklusivvertrag mit Pharmacia, dem Marktführer unterzeichnet und eine Exklusivitätszahlung in beachtlicher Höhe erhalten. Der Vorteil liegt hier darin, dass wir nicht selbst vermarkten. Dies findet im Rahmen des professionellen Marketings des Pharmakonzerns statt. Heute, 10 Jahre später, gibt es viele hochwertige Medikamente, die entwickelt wurden und heute vom Volumen und der Applikation für das INJEX geeignet sind.

Wie finanzieren Sie derzeit die INJEX-Produktion? Müssen Sie hierfür kurz- oder mittelfristig auf eine "Eigenkapitalspritze" im Zuge einer Kapitalerhöhung zurückgreifen? Immerhin möchten Sie laut eigener Aussage auch "internationale Investoren" auf die Firma aufmerksam machen...

Andy Rösch: Bis dato hat die MMB mit Unterstützung der Geschäftspartner alle Schritte finanzieren können. Investoren werden derzeit nicht für eine Kapitalmaßnahme gesucht. Die MMB ist bereit, die neuen Aktien bei einer Bank zu hinterlegen und kann wahrscheinlich auf diesem Wege eine geeignete Finanzierung darstellen.

Nach der angekündigten Sachkapitalerhöhung wäre die INJEX Pharma AG bei einem Aktienkurs von aktuell 2,25 Euro gut 7,4 Millionen Euro wert. In Ihren Augen zu wenig?

Andy Rösch: Wichtig ist, dass wir mittel- und langfristig fair bewertet werden. Wir müssen Zahlen liefern und dann soll der Markt entscheiden. Ein Vergleich mit anderen börsennotierten Unternehmen aus dem Segment "Nadelfreie Injektionstechnologie" sollte gemacht werden.

Die Paketeria AG verfolgte seinerzeit ein interessantes "Super-Service-Markt-Konzept" und hatte mit Injektionssystemen nicht wirklich etwas zu tun. An das Konzept glauben Sie bekanntlich nach wie vor, doch unter dem Dach der Injex Pharma AG scheint dieses Geschäftsmodell nur schwer vorstellbar...?

Andy Rösch: Nur erfolgreiche Konzepte werden kopiert – Ja, ich glaube an das Konzept. Es wird auch in einer Business Unit weiter verfolgt. Wegen der negativen Erfahrung aber auch mit der gebotenen Vorsicht.

Zum Abschluss die Frage: Wo sehen Sie Ihr Unternehmen in zwei bis drei Jahren?

Andy Rösch: Als profitables Unternehmen mit einer fairen Marktbewertung.

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