Total, Shell, BP, Equinor & ENI: Klimaneutral oder in die Hölle?
Die größten europäischen Ölkonzerne – darunter Royal Dutch Shell (WKN: A0D94M), Total (WKN: 850727), BP (WKN: 850517), Equinor (WKN: 675213) oder Eni (WKN: 897791) – wollen spätestens 2050 größtenteils Klimaneutralität erreichen. Investoren klatschen Beifall, haben aber keine Vorstellung von den Milliardenkosten, die auf ihre zuckersüßen Dividendenaktien zurollen.
Der norwegische Ölkonzern Equinor startete zu Jahresbeginn die Förderung auf dem Johan-Sverdrup-Feld, dem drittgrößten Ölfeld Norwegens. Man bezeichnet es als einen technologischen Triumph und Meilenstein für die norwegische Ölindustrie, die die Welt mit Energie versorgt und einen Wert für die Gesellschaft schafft. Es wird erwartet, dass die Produktion in Phase 1 auf 440.000 Barrel pro Tag steigen wird.
Eigentlich müsste die Equinor-Aktie mit diesen Aussichten und der Dividendenrendite über 6%, die in den kommenden drei Jahren noch in Richtung 7% steigen soll, längst im Anlagerhimmel schweben, stattdessen schmort sie kurstechnisch in der Hölle.
In fast selbstironischer Art stellt sich Equinor auf seiner Internetseite selbst die Frage: Was ist mit dem Klima?
Das Jahr 2020 startet als Jahr des Klimas
Kein Anleger kommt mehr um die Frage herum, wie sich politische Aktivitäten für mehr Klimaschutz auf die Renditen auswirken. Es herrscht zudem geschlossene Einigkeit in den Führungsetagen der großen Öl- und Energiekonzerne, die sich für Klimaschutz aussprechen.
Klimaneutralität heißt das Zauberwort, das von elitären Kreisen beim Weltwirtschaftsforum in Davos 2020 propagiert wurde. Ob das Ziel eher darin lag, Klimaaktivisten zu besänftigen oder darin, neue Steuern und Einnahmenströme zu kreieren, lässt sich schwer beurteilen und spielt auch nur eine untergeordnete Rolle.
Faktisch haben die Konzernlenker bei diesem zunehmenden Druck von Seiten der Meinungsmacher, den Wählern und der Politik gar keine andere Wahl, als intensive Klimaschutzprogramme voranzutreiben.
Die Ölkonzerne preschen mit ihren Plänen voran
Der britisch-niederländische Konzern Shell macht ernst und bildet die Speerspitze beim Klimaschutz. Der Konzernumbau gilt als größte Restrukturierung in der 111-jährigen Geschichte und zielt darauf ab, den Kohlenstoffdioxidausstoß des geförderten Öls und Erdgases zu neutralisieren. Das wird durch große Investitionskampagnen geschehen müssen, über deren Größenordnung noch wenig bekannt ist. Vor allem der Ausbau von Solar- und Windkraft sowie Biotreibstoffen steht im Vordergrund.
Als Verbraucher habe ich das erst kürzlich beim Besuch eines der bekannten Stromvergleichsportale gesehen, in denen Shell mir einen permanenten Tankrabatt von 4 Cent pro Liter anbot, wenn ich mich von ihnen mit Strom beliefern lasse.
Damit will die Konzernführung geschickt die Konsequenzen einer künftigen CO2-Besteuerung abwehren. Über deren Höhe ist zwar noch nichts konkret bekannt, doch erwähnt der IWF in einem im Dezember 2019 erschienenen Artikel, dass eine CO2-Steuer von mindestens 35 US$ für die Schwellenländer und 70 US$ für westliche Industrieländer angestrebt wäre.
Das Selbstregulierungsgremium Climate Leadership Council – bestehend aus westlichen Konzernen angefangen von Konsumgüterherstellern bis zum Finanzsektor wie Procter & Gamble, Johnson & Johnson, Goldman Sachs, Allianz sowie Rohstoffunternehmen wie BHP, BP, Shell, Total, ExxonMobil – sprechen sich anfangs für eine einheitliche CO2-Steuer in den USA in Höhe von 40 US-Dollar pro Tonne aus, die jährlich 5% steigen soll.
Würden die Ölkonzerne nichts tun, bestünde tatsächlich akute Gefahr, dass diese Steuer einen erheblichen Teil der Gewinne des Kerngeschäfts der großen Energiekonzerne aufzehren würde. Immerhin würden allein beim Shell-Konzern, der sich eigenen Angaben 2018 für netto 1,7 Milliarden Tonnen jährlichem CO2-Ausstoß verantwortlich bekannte, umgerechnet bis zu 68 Milliarden US-Dollar an CO2-Steuern fällig.
Dies wäre ein Betrag, der mit dem Vierfachen des Jahresgewinns die Zahlungsfähigkeit von Shell bei weitem übersteigen würde. Natürlich gilt, dass für die Steuer letztlich nicht Shell, sondern der Verbraucher aufkommen müsste.
Ölförderung wird stiefmütterlich behandelt
Gleichzeitig investiert man bei den Konzernen schon länger nicht mehr ausreichend in die Erneuerung cvon Ölvorkommen. So wurden bei Shell 2018 nur die Hälfte der geförderten Ölreserven ersetzt. Mit einer Reserven-Erneuerungsrate von 53 Prozent lag man deutlich unter dem langjährigen Durchschnitt von annähernd 100 Prozent.
Martijn Rats, Ölanalyst von Morgan Stanley, ist sicher, dass selbst ein Ölpreis von 65 US-Dollar pro Barrel zu niedrig wäre, um das halsbrecherische Tempo bei den Ausschüttungen an die Aktionäre fortzusetzen und gleichzeitig ausreichende Investitionsmittel zur Erhöhung der Reserven aufrechterhalten können, geschweige denn zusätzliche Investitionen in erneuerbare Energien zu tätigen.
Shell ist aber längst kein Einzelfall.
BP brüstet sich mit gewinnlosen Investitionen
Ähnlich wie Shell ergeht es auch BP. Der Konzern brüstet sich auf seiner Internetseite sogar damit, dass seine Strategie zur CO2-Vermeidung nicht gewinnorientiert geführt wird und man nicht versuche, eine Rendite aus dem Kauf und Verkauf von Emissionsgutschriften zu erzielen.
Zahlreiche Experten sehen für Westeuropas Gesellschaften und Energiekonzerne bereits eine Wandlung voraus, in der diese schon in zwei Jahrzehnten ohne Fossile Energien auskommen. Ich persönlich glaube nicht an derlei Unsinn. Ähnlich gewagte Prognosen werden seit 100 Jahren schätzungsweise alle zwei Jahrzehnte einmal ausgerufen.
Die Renditen bewegen sich langsam in Richtung Infarkt
Deshalb mache ich mir weniger Sorgen, um das Ende der Ölproduktion, sondern mehr um die Renditen der Aktionäre. Noch gelten Ölwerte an den europäischen Börsen als verlässliche Dividendenzahler. Mit zunehmenden Investitionsvorhaben in alternative Energien, einer wahrscheinlichen CO2-Steuer und dem Ziel der Klimaneutralität, wird aber die inhärente Kapitalrendite beschnitten.
Der norwegische Energiekonzern Equinor, der bislang im Öl- und Gasgeschäft mit Bravour eine Kapitalrendite von 15 Prozent erreichte, wird bis zu einem Fünftel seiner Kapitalzuflüsse in erneuerbare Energie reinvestieren, die aber laut Analysten schätzungsweise 10 Prozent Rendite erwirtschaften.Wobei auch hier gilt, dass Anleger die sich verschlechternde Rentabilität nur schleichend mitbekommen.
Wie die meisten Ölkonzerne hat auch Equinor seine Schuldenlast in der abgelaufenen Dekade reduziert. Alle Energiekonzerne haben gemein, dass ihre Verschuldungskapazität noch erheblich ausgeschöpft werden sollte.
Die Dividenden dürften spätestens ab Mitte der kommenden Dekade massiv einbrechen
Konkret sehe ich keine Anhaltspunkte, die bei den Ölaktien für eine unmittelbare Dividendenkürzung in nächster Zeit sprechen. Jedoch werden die aktuell hohen Dividendenrenditen auf Kosten der langfristigen Substanz gezahlt. Die Herausforderungen im Öl- und Gasgeschäft, den Anschluss zu halten, während gleichzeitig Dutzende Milliarden in die Klimaneutralität fließen, halte ich für wenig tragfähig.
In wenigen Jahren könnte dies zu einer Aufschuldungsorgie führen, an deren Ende typischerweise der Infarkt steht, der zum dauerhaften Kollaps der Renditen und einer starken Reduktion der Dividenden auf Jahre hinaus führt.
Die Ironie besteht darin, dass insbesondere der schnelle technologische Fortschritt der erneuerbaren Energien es sein wird, der heutige Investitionen in zehn Jahren wieder alt aussehen lässt. Darum lautet meine wenig vorteilhafte Prognose für den Großteil der westeuropäischen Öl- und Energiekonzerne, dass diese ihre Dividenden spätestens zur Mitte der Dekade nicht mehr nachhaltig stemmen werden.
Nur die Wähler und Politik können mit einer Kehrtwende für rasant steigende Kurse sorgen
Sarkastisch würde ich sagen, dass meine heutigen Sorgen, ausgehend von meiner derzeitigen Bestandsaufnahme, in fünf Jahren vielleicht wirklich keine Rolle spielen, wenn die derzeitige politische Landschaft umgekrempelt wurde, doch realistischerweise lässt sich das nicht erwarten. Bis dahin werde ich mein Geld lieber woanders investieren.
Ölkonzerne der Schwellenländer mit gravierenden Strategievorteilen
Seit über 20 Jahren frage ich mich ernsthaft, warum Anleger überhaupt damit liebäugeln, ihr Kapital in europäische Ölkonzerne zu investieren? Im Vergleich zu ihren russischen, brasilianischen und asiatischen Wettbewerbern sind sie strategisch viel schlechter positioniert und haben außerdem mit einem schwer durchschaubaren politischen Wirrwar zu kämpfen.
Chinesische oder russische Energiekonzerne wissen dagegen die volle Unterstützung ihrer Regierungen hinter sich und arbeiten mit diesen Hand in Hand bei der Erschließung neuer Energiequellen. Diese Vorteile wirken sich langfristig vorteilhaft auf die Kostenbasis aus und weniger Dividende brauchen Sie von dort auch nicht befürchten.
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