Biofrontera: Die US-Zocker drehen jetzt völlig durch!
Aufgrund der Covid-19-Pandemie bedingten Wirtschaftskrise gibt es in den USA plötzlich ein Sozialsystem. Welch seltsame Blüten dies treibt, zeigt sich nun ausgerechnet beim deutschen Biotechunternehmen Biofrontera (WKN: 604611).
Aber der Reihe nach! In normalen, Vor-Corona-Zeiten erhielt jeder arbeitslos gemeldete Amerikaner 385 US-Dollar pro Woche vom Staat. Bis Ende Juli jedoch bekam man 600 US-Dollar pro Woche on top. Anstatt etwas mehr als 1.500 US-Dollar pro Monat gab es also knapp 4.000 US-Dollar pro Monat vom Staat. Darüber hinaus haben Arbeitslose auch noch viel Zeit. So verwundert es wohl kaum, dass viele Amerikaner plötzlich die Börse als neues Spielcasino für sich entdeckt haben.
Glücksspiele streng reglementiert, Sportwetten nahezu unmöglich...
Zumal Glücksspiele in den USA ohnehin streng reglementiert sind (Las Vegas lässt grüßen!) und auch Sportwetten aufgrund ausfallender Spiele nicht möglich waren. Dafür jedoch hatten viele Online-Broker, auch unter dem Druck neuer Konkurrenten wie Robin Hood, ihre Ordergebühren gesenkt beziehungsweise komplett gestrichen (wir berichteten). So gibt es in Deutschland inzwischen ja schon Experten, die die gesamte Kursrally seit März den verrückten Robin Hood-Tradern in die Schuhe schieben möchten, um von eigenen Fehlern abzulenken.
Was für den Gesamtmarkt eine geradezu blödsinnige Erklärung ist, gilt bei Einzelwerten durchaus. So wurde die Aktie des insolventen Autovermieters Hertz genauso von verrückten Robin Hood-Tradern in die Höhe katapultiert wie zuletzt das Papier von Eastman Kodak (wir berichteten). Gestern nun war Biofrontera an der Reihe. Denn in US-Trader-Foren wurden wohl Gerüchte gestreut, dass Biofrontera mit seinem bereits zugelassenen Medikament Ameluz einen weiteren Meilenstein in der Hautkrebstherapie erreicht habe.
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Die Tücken eines American Depositary Receipts (ADR)!
Aufgrund dieser Gerüchte wollten nun viele Robin Hood-Trader gerne in Biofrontera investieren. Allerdings haben die wenigsten Amerikaner Zugang zum deutschen Markt. Bei Biofrontera jedoch kein Problem. Denn in den USA wird ein sogenannter American Depositary Receipt (ADR) gehandelt, der zwei Biofrontera-Aktien verbrieft. Ergo griffen die weitestgehend unerfahrenen Robin Hood-Trader eben einfach zu diesem ADR, dessen Kurs daraufhin zeitweise auf über 50 USD explodierte.
Damit wäre eine Biofrontera-Aktie eigentlich mehr als 25 USD respektive 21 Euro "wert" gewesen. Tatsächlich handelte die Aktie hier jedoch selbst in der Spitze nur knapp oberhalb von vier Euro. Grundsätzlich wäre hier also ein nettes Arbitragegeschäft möglich gewesen. Nur leider kann man den ADR nicht shorten. Somit haben wir hier die kuriose Situation, dass ein Unternehmen in den USA mehr als fünf Mal so hoch bewertet wird wie am deutschen Markt!
Ich gebe zu, dass ich so etwas selbst zu wildesten "Dotcom Bubble"- und Neuer Markt-Zeiten nicht erlebt habe. Okay, beim Bitcoin gab es im "Krypto Hype" des Jahres 2017 mal ähnliches. Dort wurde der Bitcoin in manchen afrikanischen Ländern, aber auch in Südkorea, deutlich höher gehandelt als an unseren entwickelten westlichen Märkten. Aber generell ist das eine geradezu absurde Marktverwerfung. Passen Sie daher gut auf Ihr Geld auf – und überlassen Sie solche Zockerspielchen à la Biofrontera lieber sehr erfahrenen Tradern!
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