TUI: Kommt jetzt erst das dicke Ende?

Marco Messina
09.09.20

Aktionäre des gebeutelten Reiseveranstalters TUI (WKN: TUAG00) kommen derzeit weiterhin nicht zur Ruhe. Muss der Staat zeitnah erneut mit einer Milliardenhilfe zur Seite springen?


Die Aktien des weltweit führenden Reiseveranstalters notieren derzeit 3,3% im Minus bei 3,80 Euro, obwohl das Börsenumfeld heute im frühen Handel positiv gestimmt ist. Die beängstigenden Entwicklungen in einigen Hauptreiseländern geben erneut Anlass, dass die Flieger von TUI anders als erhofft in den kommenden Monaten erneut überwiegend auf dem Boden der Tatsachen stehen bleiben.

Inzwischen warnt das Auswärtige Amt vor Reisen in nahezu sämtliche Regionen, die bei TUI-Kunden, insbesondere aus Deutschland und England, zu den Lieblingszielen zählen. Heute lese ich aus Frankreich beunruhigende Neuigkeiten aus einigen Regionen.

Auch ich musste erst vor wenigen Tagen meine geplante Herbstreise nach Spanien in einem TUI-Hotel aufgrund der bestehenden Reisewarnung absagen. Das habe ich nicht gemacht, weil ich Angst hätte, mich vor Ort mit dem Virus zu infizieren.

Die Strände im geplanten Urlaubsort sind menschenleer, viel leerer als unsere Strände an Nord- und Ostsee und die AHA-Regeln habe ich mittlerweile so verinnerlicht, dass ich diese selbstverständlich auch im Urlaubsort angewendet hätte. Schlicht die Ungewissheit, wie lange die Quarantäne nach Rückkehr dauert, bis ich das Testergebnis habe, hat mich am Ende dann stornieren lassen. So ergeht es derzeit vielen Menschen.

Deutscher Staat rettet Milliardäre

Natürlich ist die Reisebranche in der Coronakrise schwer getroffen und angeschlagen. Bei einer repräsentativen Umfrage des Deutschen Reiseverbandes stehen rund 60 Prozent der befragten Reisebüros vor ihrer eigenen Insolvenz.

Der Reisekonzern aus Hannover konnte bekanntlich mittlerweile nur durch zwei Kredite in Milliardenhöhe gerettet werden. Ich bezweifle, dass diese Finanzspritzen ausreichen, und erwarte schon bald ein weiteres Milliardenpaket.

Das freut insbesondere die Großaktionäre, den russischen Oligarchen Alexej Mordaschow, der knapp ein Viertel des Unternehmens besitzt, sowie der ägyptische Milliardär Hamed El Chiaty, der 5,1 Prozent der Anteilsscheine besitzt und die Familie Riu, die rund 3,6 Prozent an dem Unternehmen halten. Alle drei milliardenschwere Großaktionäre wurden in der Rettungsmaßnahme nicht zur Kasse gebeten, deren Vermögen hat der deutsche Steuerzahler durch die Kreditvergaben der KFW bisher maßgeblich mitgerettet.

Und das erfolgte im vollen Bewusstsein, dass in der aktuellen Krise kaum jemand so gut durch die Wellen geschwommen ist wie Mordaschow. Während der Pandemie konnte er sein weltweites Vermögen um rund 2,3 Milliarden USD auf rund 19 Milliarden USD steigern. Sich bei der Rettung im Verhältnis zu seinem Anteilsbesitz zu beteiligen, wäre ihm daher sicherlich nicht schwergefallen.

Alle Hoffnungen ruhen auf einem Impfstoff

CEO Fritz Joussen erwartet bereits in 2021 eine starke Rückkehr des Reisekonzerns. Ob dieser Strohhalm so zerplatzt wie die derzeitigen Pappstrohhalme in der Gastronomie, werden wir in den kommenden Monaten sehen. Ohne einen ernsthaften, vernünftig durchgetesteten Impfstoff ist auch in 2021 noch nicht von einer Rückkehr zur Normalität zu denken. Des Weiteren steht das große Risiko im Raum, dass das Virus mutiert und auch ein Impfstoff nicht wirklich das Allheilmittel sein wird.

Einen "Spitz-auf-Knopf" genähten Impfstoff werde ich mir mit Sicherheit nicht als einer der Ersten verabreichen lassen. Erst wenn dieser ausreichend getestet ist und die Nebenwirkungen erkennbar sind, bin ich dazu bereit. So sehen es viele Menschen, mit denen ich mich in den letzten Wochen ausgetauscht habe. An eine Rückkehr zur normalen Reisetätigkeit ist daher aktuell auch für 2021 nicht zu denken. Der Staat dürfte daher noch mal die Schatulle öffnen und mit einer Milliardensumme zur Hilfe kommen.

Die Aktie bleibt weiterhin sehr volatil und ist derzeit eher für Trader als für Langfristinvestoren geeignet. Eine Verwässerung oder ein weiteres Hilfspaket schwebt wie ein Damoklesschwert über dem Aktienkurs.

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