mRNA-Roundup: CureVac mit Bayer-Deal, Translate Bio vor großem Knall

Redaktion
07.01.21

Die Aktie von CureVac (WKN: A2P71U) legt heute zweistellig zu. Ein Deal mit dem Pharmariesen Bayer beflügelt. Auch bei Translate Bio (WKN: A2JPE) werden in Kürze wegweisende News erwartet.

Ein „Kooperations- und Servicevertrag“ mit dem Bayer-Konzern soll CureVac bei der Entwicklung und Bereitstellung seines mRNA-Impfstoffkandidaten gegen Covid-19 unterstützen. Da es sich nicht um einen klassischen Pharma-Lizenzdeal handelt, bleibt CureVac im Besitz der Vertriebsrechte. Bayer erhält jedoch die Option, Inhaber der Marktzulassung in Ländern außerhalb Europas zu werden.

CureVac kündigt an, nach Zulassung weltweit mehrere hundert Millionen Impfstoffdosen zur Verfügung stellen zu wollen. Die Kooperation der Tübinger mit Bayer weckt in Deutschland die Hoffnung auf eine nationale Impfallianz, bei der vorrangig die hiesige Bevölkerung versorgt werden könnte.

CureVac hatte im Dezember die finale Studie für seine Covid-19-Vakzine gestartet. Eine Zulassung wird ab dem Frühjahr erwartet. Nach dem heutigen Anstieg beläuft sich die Marktkapitalisierung CureVacs wieder auf über 17 Milliarden US-Dollar.

Nach riesigen Kursgewinnen in 2020 ist die deutliche Korrekturphase der mRNA-Player, darunter die der beiden vorläufigen "Impfstoff-Sieger" BioNTech (WKN: A2PSR2) und Moderna (WKN: A2N9D9), mittlerweile abgeschlossen und die Augen richten sich schon wieder auf kommende Meilensteine. Zudem wird die mRNA-Technologie von Seiten der Wall Street zunehmend als die Technologieplattform der Zukunft mit fast grenzenlosem medizinischen Potenzial identifiziert.

Translate Bio – Tick, Tack!

Translate Bio (WKN: A2JPE8) bleibt unser Top-Kandidaten für 2021. Über die Gründe hatten wir bereits ausführlich berichtet. Wie aus einem Update auf der französischen Website des Partners Sanofi hervorgeht, soll spätestens im Februar der Studienstart des eigenen Covid-19-Impfstoffkandidaten MRT5500 erfolgen.

Sanofi ist mit MRT5500 unter Druck, technologisch und vertriebstechnisch einen Volltreffer zu landen. Die Entwicklung einer weiteren Vakzine auf Basis einer alten Adjuvans-Technologie in Kooperation mit GlaxoSmithKline war nach schwachen Daten ins Stocken geraten. Experten sind sich mittleweile einig, dass mRNA-Impfungen die Zukunft sind. So ist davon auszugehen, dass hunderte Millionen Dosen, die unter anderem die EU bereits bei Sanofi und GSK bestellt hatte, in Kürze auch vom Translate-Kandidaten geordert werden.

Translate Bio verfügt unter allen mRNA-Firmen über den umfassendsten und finanziell wertvollsten Deal im Impfstoffbereich. Doch der wahre Wert schlummert in der Anwendbarkeit und Skalierbarkeit der Plattform insbesondere auch bei Therapeutika (siehe u.a. The New Coronavirus Vaccine Is Changing The Future Of Medicine“).

Es ist fast zu offensichtlich!

Die renommierten Kollegen von Fool.com hatten Translate diese Woche als Buyout-Kandidaten ins Spiel gebracht. Unzählige Indizen sprechen in der Tat mittlerweile dafür. So wurde zuletzt bekannt, dass Sanofi über ein Übernahmebudget von rund 50 Milliarden US-Dollar verfügt und innovative Technologien akquirieren möchte, angeblich sogar vor allem im Bereich der "Rare Diseases". Was viele noch nicht auf dem Schirm zu haben scheinen: Translate ist der führende mRNA-Forscher im Bereich dieser seltenen Erkrankungen. So wurde die Technologieplattform seinerzeit von Shire übernommen, dem vor der Übernahme durch Takeda größten Rare-Disease-Konzern der Welt.

Mit dem Kauf eines Translate-Aktienpakets in dreistelliger Millionenhöhe setzte Sanofi im vergangenen Jahr bereits einen ordentlichen Fuß bei Translate in die Tür. Die Franzosen zahlten 25,59 USD je Aktie. Sanofi-CEO Paul Hudson bezeichnete den Deal im Rahmen einer Analystenkonferenz als „sehr günstig“.

Bislang hat Sanofi jedoch lediglich Lizenzrechte an der Vakzin-Sparte des Unternehmens und wäre hier im Erfolgsfalls gegebenenfalls dazu verpflichtet, über die nächsten Jahre Milliardenzahlungen an Translate zu leisten. Dass der Konzern auch an der gesamten Plattform und dessen Potenzial bei Therapeutika Interesse hat, liegt auf der Hand. Interessant: In diesem Jahr zieht Translate in ein neues, deutlich größeres Headquarter in Waltham und wird damit Nachbar von Sanofi Genzyme, der Rare-Disease-Arm des französischen Pharma-Schwergewichts.

Mit aktuell lächerlichen 1,5 Milliarden US-Dollar Börsenwert wäre Translate ein gefundenes Fressen für "Big Pharma". Zwar müsste Sanofi wohl ein Vielfaches von dieser Summe auf den Tisch legen, um inbesondere alle Großaktionäre Translates zu beglücken, doch wäre selbst ein hoher einstelliger Milliardenbetrag noch ein möglicherweise einmaliger Schnapper. Fakt ist: Die Aktionärsstuktur Translates ist mit über 90 Prozent institutionellem Anteil, darunter die Baupost Group mit rund einem Viertel des Kapitals, prädestiniert für eine Übernahmeofferte.

Es wäre nicht der erste Buyout, den Baupost und Translate-CEO Ron Renaud gemeinsam feiern...

Interessenkonflikt: Autor, Herausgeber und Mitarbeiter halten selbstverständlich Aktien des besprochenen Unternehmens Translate Bio. Somit besteht konkret und eindeutig ein Interessenkonflikt. Autor, Herausgeber und Mitarbeiter beabsichtigen, die Aktien – je nach Marktsituation auch kurzfristig – zu kaufen oder zu veräußern und könnten dabei von erhöhter Handelsliquidität profitieren.

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