CureVac: Rette sich, wer kann!
Schon lange sind wir für unsere zurückhaltende Einschätzung gegenüber der CureVac-Aktie (WKN: A2P71U) bekannt. Doch die enttäuschende Datenveröffentlichung sowie die nachfolgende Telefonkonferenz machen alles nur noch schlimmer!
CureVac ist ein Biotech-Unternehmen mit rechtlichem Sitz in den Niederlanden und Zentrale in Tübingen, das sich auf die Erforschung und die Entwicklung von Arzneimitteln auf der Grundlage des Botenmoleküls mRNA spezialisiert hat.
Fehler- und lückenhafte Daten
In der Pressemitteilung wurde von 424 Infektionen gesprochen (mittlerweile korrigiert), 134 davon vollständig ausgewertet. In der Präsentation waren es dann 474. Professionell ist anders.
Ob und wie viele der Erkrankten ins Krankenhaus eingeliefert werden mussten, beatmet wurden oder gar starben, wurde überhaupt nicht angerissen. Dabei wäre das der letzte Rettungsanker für den Impfstoff. Die Erfahrung lehrt uns, dass bezüglich nicht veröffentlichter Daten häufig zurecht das Schlimmste befürchtet werden muss.
Varianten keine Ausrede!
Dass eine unvergleichbar hohe Anzahl an Virusvarianten für Infektionen sorgten, mag zwar richtig sein, ist aber komplett irrelevant. Wettbewerber Novavax konnte jedenfalls diese Woche mit einer Studie im nahezu identischen Zeitraum trotzdem ~90% Wirksamkeit aufzeigen.
Die Tatsache untermauert eher die Nutzlosigkeit des Impfstoffes. Entwickelte CureVac eine auf Varianten optimierte Version, wäre diese bei Marktreife voraussichtlich schon wieder veraltet.
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Plattform und Technologie schon an der Grenze
Die Tübinger mussten leider die 12ug-Dosis in der Studie verwenden, da eine höhere Dosierung zu ernsthaften Nebenwirkungen führte. Auch der jetzt geplante Impfstoff der zweiten Generation wird dieser Limitierung unterliegen:
Die Probleme sind also noch größer, als sie auf den ersten Blick erscheinen. Wir sind mittlerweile überzeugt, dass CureVacs Plattform denen der Wettbewerber deutlich hinterherhängt. Das zeigt unter anderem auch, dass Pharmariese Eli Lilly eine alte Zusammenarbeit zügig eingestellt hat.
Wie ist die CureVac-Aktie jetzt bewertet?
Knapp 187 Millionen Aktien stehen nach der Kapitalerhöhung im ersten Quartal des Jahres aus. Bei 43 Euro je Aktie ergibt sich eine Marktkapitalisierung von 8 Milliarden Euro. Der Kassenbestand beläuft sich zum 31.03.2021 auf 1,3 Milliarden Euro. Für eine Firma, deren Programme bisher sämtlich gescheitert sind, ist das meiner Meinung nach eindeutig zu viel. Aus den genannten Gründen sehe ich auch für die zweite Impfstoff-Generation nur sehr beschränkten Nutzen.
Leider hat sich das Management von CureVac in der Vergangenheit praktisch nie an die veröffentlichten Zeitschienen gehalten. Dass das Unternehmen vom Coronavirus noch ernsthaft profitieren wird, halte ich für sehr unwahrscheinlich.
Kursziel für die CureVac-Aktie
Aufgrund der engen Verbindung mit dem deutschen Staat und der Chance auf eine „Mitleids-Order“ schreibe ich das Papier noch nicht ab. Fundamental würde ich der Aktie aber höchstens 3 Milliarden Euro Marktkapitalisierung zugestehen – also knapp 16 Euro je Aktie. Langfristig befürchte ich, dass CureVac die Lücke zur Konkurrenz nicht rechtzeitig schließen wird.
Allokiert man keine Restwerte für andere Indikationen oder die Verbindung mit dem deutschen Staat, sind sogar einstellige Kurse denkbar und würden immer noch einen dreistelligen Millionenwert für eine möglicherweise wertlose Plattform beinhalten.
Tod durch tausend Schnitte
Ein Fakt hält die Aktie noch am Leben: der geringe Float. Da ein signifikanter Teil der Aktien schon von Dietmar Hopp, der deutschen KfW und Kooperationspartner GlaxoSmithKline gehalten wird, werden deutsche Privatanleger meiner Meinung nach zu lange an dem Papier festhalten. Doch die jüngsten Daten zeigen das Limit der Entwicklungsplattform leider deutlich auf. Gerne hätte ich zu diesem deutschen Start-Up eine positive Meinung entwickelt.
Wir haben jedenfalls einen deutlich aussichtsreicheren und günstigeren Biotech-Kandidaten mit einer starken mRNA-Plattform auf der Uhr! Lies Dich gerne ein.
Interessenkonflikt: Autor, Herausgeber und Mitarbeiter können Positionen im besprochenen Unternehmen CureVac halten. Somit besteht konkret und eindeutig ein Interessenkonflikt. Autor, Herausgeber und Mitarbeiter beabsichtigen, die Aktien – je nach Marktsituation auch kurzfristig – zu kaufen oder zu veräußern und könnten dabei von erhöhter Handelsliquidität profitieren.