CureVac: Nächster Partner zieht den Stecker – was bedeutet das?
Mit den gestrigen Quartalszahlen muss CureVac (WKN: A2P71U) auch das Ende einer Kooperation mit dem deutschen Biotech-Spezialisten Boehringer Ingelheim bekannt geben. Die Hoffnung für Aktionäre lastet immer mehr auf der Europäischen Union.
Wer die Pressemitteilung liest, stellt klar fest, dass die Firma stark unter den schwachen Ergebnissen der HERALD-Studie leidet. Diese hatte eine deutlich schlechtere Wirksamkeit des hauseigenen Kandidaten CVnCoV als die bisher zugelassenen mRNA-Impfstoffe in der Prävention einer Covid-19-Infektion festgestellt. Eine Wirksamkeit bei Probanden, die älter als 60 Jahre sind, konnte gar nicht festgestellt werden.
Werde kostenlos Mitglied im Börsen-Chat Nr. 1
So werden zahlreiche laufende Studien verkleinert oder abgebrochen und geplante Studien, wie jene für eine Covid-19- und Grippe-Kombi-Impfung mit Partner Bayer, liegen wegen der laut Firma „unklaren“ Ergebnisse der HERALD-Studie erst einmal auf Eis. Eine alte Zusammenarbeit aus 2014 in der Erforschung von Wirkstoffen gegen nicht-kleinzelliges Lungenkarzinom mit Boehringer Ingelheim wurde eingestellt. Eine Zusammenarbeit auf Basis neuer Technologien wird aber „evaluiert“.
CVnCoV-Zulassung bleibt ein Politikum
Während der Impfstoff der Tübinger zu Beginn der Pandemie vielleicht noch einen sinnvollen Platz im Sortiment der Vakzine hätte finden können, ist die Wirksamkeit hierfür aktuell einfach nicht hoch genug. Entschiede sich die EU, den Impfstoff doch für den Fall der Fälle zu sichern, würden zumindest einige Umsätze winken.
In Schwellen- und Entwicklungsländern hingegen ist ein Vertrieb aller Voraussicht nach kein Thema. Diese bauen lieber auf die bestehenden Vektor- oder mRNA-Impfstoffe. Außerdem wird mit NovaVax zeitnah ein weiterer Hersteller in den Massenvertrieb gehen und etwa 150 Millionen Impfdosen pro Monat für die weltweite Impf-Initiative COVAX zur Verfügung stellen. Ein zweiter, günstiger und verträglicher, proteinbasierter Impfstoffkandidat von Sanofi und GlaxoSmithKline wird noch dieses Quartal Ergebnisse einer Phase-3-Studie veröffentlichen.
Bilanz bleibt grundsolide – der Mittelverbrauch aber hoch
Mit 1,35 Milliarden € in der Kasse muss sich CureVac kurzfristig keine Gedanken um Geld und damit den Aktienkurs machen. Allzu lange kann das Management sich den deutlich erhöhten Mittelverbrauch von circa 150 Millionen € im Quartal aber nicht leisten. Wie lange die Mittel halten, wird auch maßgeblich von weiteren, großen Studien abhängen.
Kann die nächste Generation Impfstoff überzeugen?
Im vierten Quartal 2021 soll eine Phase-1-Studie des Vakzin-Kandidaten CVnCoV starten, der die schwachen Ergebnisse der HERALD-Studie vergessen machen soll. Es bleibt für CureVac problematisch, dass sich die Dosis anscheinend aus Gründen der Verträglichkeit nicht weiter erhöhen lässt. Eine Zulassung wäre aller Voraussicht nach frühestens 2023 realistisch, da Notfallzulassungen im Grunde nicht mehr notwendig sind.
Bisher muss ich konstatieren: Die Ergebnisse des ersten Impfstoffkandidaten waren die mit Abstand schwächsten aller mRNA-Firmen. Abseits dessen fallen die eingestellten (Eli Lilly, Boehringer Ingelheim) oder jetzt verzögerten Kooperationen (Bayer, GlaxoSmithKline) auf. Auch die teils bedeutenden Aktien-Verkäufe von Insidern schaden dem Sentiment. Die größten Vorteile für Firma und Aktie bleiben kurzfristig eine zumindest mögliche EU-Zulassung, die solide Aktionärsstruktur und der kleine Free Float.
Für mich persönlich ist die Aktie bei Kursen um 60 US$ und einer Bewertung von 11,1 Milliarden US$ deutlich zu teuer für ein Investment.