First Quotation Board vor Schließung: Aktuelle Delisting-Kandidaten

Marc Rendenbach
05.10.12

Seit dem Frühjahr ist bekannt: Am 15. Dezember dieses Jahres erfolgt die Schließung des "First Quotation Boards". Damit endet die Ära des am wenigsten regulierten deutschen Börsensegments - und möglicherweise auch jene der unzähligen dort notierten Unternehmen aus dem In- und Ausland. Immer wieder kam es zu Verdachtsfällen in Bezug auf Marktmanipulation. Firmen aus dem First Quotation Board haben nahezu keine Transparenzvorschriften zu erfüllen; entsprechend spekulativ ist eine Investition in sie. Nicht viele Unternehmen scheinen einen Wechsel in ein strenger reguliertes Börsensegment zu schaffen - oder zu wollen. Die Deutsche Börse informiert regelmäßig über möglicherweise von einem Delisting betroffene Emittenten.

Umzug in den Entry Standard?

Um zukünftig handelbar zu bleiben, vollziehen einige Unternehmen den Wechsel in den stärker regulierten Entry Standard. Alle neuen Emittenten dieses Segments sind künftig verpflichtet, neben dem Jahresabschluss auch einen Halbjahresbericht mit Bilanz sowie eine Gewinn- und Verlustrechnung zu publizieren. Darüber hinaus sind eine zweijährige Existenz der Gesellschaft, ein Grundkapital in Höhe von 750.000 Euro, ein Nennwert von einem Euro je Aktie sowie ein gültiger Wertpapierprospekt die Mindestvoraussetzungen. Die Deutsche Börse führt in einer aktuellen Tabelle sämtliche Emittenten, die einen entsprechenden Wechselantrag entweder noch nicht gestellt und/oder die Zulassungsvoraussetzungen noch nicht erfüllt haben:

Aktuelle Delisting-Kandidaten (Stand: 01.10.2012)

Alternativoptionen

Weiterhin haben Unternehmen auch in Zukunft die Option, ein Zweitlisting bei der Deutschen Börse zu beantragen, um den Handel ihrer Aktien auch über Frankfurt und Xetra anbieten zu können. Voraussetzung hierfür ist jedoch ein Erstlisting an einem in- oder ausländischen, von der Deutschen Börse anerkannten Handelsplatz, der nicht zum Freiverkehr gehört. Zu letzterem zählen beispielsweise die Regionalbörsen in Stuttgart oder Berlin. Nicht wenige Experten gehen davon aus, dass viele "Schmuddelfirmen" genau hier künftig ihr Dasein fristen werden. Es ist allerdings damit zu rechnen, dass Deutschlands Regionalbörsen ebenfalls schärfe Bedindungen für Listings aufsetzen und zweifelhaften Emittenten einen Riegel vorschieben werden.

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