Für manche Menschen sind 24 Stunden am Tag eindeutig zu wenig. Gäbe es 48 Stunden, Alex Schornstein würde auch diese seiner Passion widmen. Der 38-Jährige (Stand: Oktober 2021) liebt die Börse, er atmet sie, er fühlt sie, er lebt sie.
Moment, Liebe? Für die Börse? Beschwert sich da nicht seine langjährige Partnerin, mit der er einen zweijährigen Sohn (Stand: Oktober 2021) hat? Schornstein denkt kurz nach, dann grinst er und sagt: „Ihr habe ich gerade das Depot verdreifacht, deshalb habe ich jetzt ein bisschen Ruhe.“
Die erste Aktie mit gesparten 1.000 € gekauft
Angefangen hat der gebürtige Aachener vor rund 20 Jahren, als er seine erste Aktie erwarb. Seine gesparten 1.000 € hat er damals ins Lufthansa-Papier investiert. „War langweilig, hat sich wenig bewegt“, erinnert er sich. Er verkaufte mit kleinem Verlust, kaufte Evotec – und fuhr 50% Gewinn ein. Sein Vater, ebenso ein erfolgreicher Börsianer, der mit dauernd rot und grün flimmernden Kursen im Videotext des Fernsehers das Interesse seines Sohnes geweckt hatte, war mit ihm zufrieden.
Alex Schornstein machte beruflich eine Ausbildung zum Medienkaufmann, studierte dann Wirtschaftswissenschaften in Aachen. Seinen ersten Job trat er bei einem niederländischen Konzern für Foto-Produkte an. Vier Jahre lang organisierte er mit großem Erfolg dessen Deutschland-Expansion.
2009 die Webseite sharedeals.de registriert
Aber die Börse beschäftigte ihn unentwegt, und 2009 registrierte er nebenbei die Webseite sharedeals.de. Es war zunächst nur ein Hobbyprojekt, ein Blog, später auch ein Chat, um sich besser als in Foren mit anderen über Aktien austauschen zu können.
Im Grunde waren die Anfänge eine wilde Zockerei. „Nano Caps, klein, spekulativ und explosiv“, fasst der Tierfreund und Besitzer eines Bolonka-Pudel-Mischlings zusammen. Aus der Community heraus kam dann die Idee, sich mit besonders dynamischen Biotech-Aktien zu beschäftigen. Und hierauf konzentrierte sich Schornstein – aus einem guten Grund.
Mit Biotech-Aktien den Weg in die finanzielle Freiheit gefunden
„Es reicht ein Feld, das Du beherrschst, um dauerhaft Erträge zu erzielen und Vermögensbildung zu betreiben“, begründet er. Biotech-Werte hätten „Größenordnungen und Eigenschaften, bei denen man Geschäftsberichte und Bilanzen sehr gut durchleuchten kann, denn sie sind nicht so komplex“. Wenn man sich spezialisiere, sein Wissen stetig vertiefe und beginne, den Markt zu „fühlen“, dann könne man ihn nachhaltig schlagen. Und darauf komme es am Ende an.
Das typische Biotech-Risiko sei kein Nachteil, gerade das könne man gewinnbringend für sich nutzen. Schornstein ist überzeugt: „Irgendwann sind wir auch als Community unschlagbar.“
Bekanntlich ist noch kein Meister vom Himmel gefallen, deshalb vergisst Schornstein nie seine langen und harten Lehrjahre an der Börse. „Es hat mehr als eine Dekade gedauert, bis ich den Dreh raus hatte“, sagt er. Die erste Million hatte er mit Anfang 30, „die erste war die schwerste“. Wer zu ungeduldig sei und zu schnell zu viel wolle – so wie er lange – falle immer wieder auf die Nase. „Ich bin immer wieder gescheitert – und genau deswegen heute so erfolgreich.“
In der Folgezeit ging es für Schornstein stetig und immer schneller bergauf. Über einen Zeitraum von sieben Jahren stehen durchschnittlich +100% Depotwertzuwachs jährlich zu Buche. Für das Kapitalmanagement wurde mittlerweile eine eigene GmbH gegründet. An Ausschüttungen denkt Schornstein aktuell nicht. „Aus materieller Sicht habe ich alles, um glücklich zu sein“. Seine letzte große Anschaffung war ein Penthouse auf Mallorca.
Denken wie ein Unternehmer
Grundvoraussetzung für Erfolg beim „Value Investing“ sei, zu denken wie ein Unternehmer, Geschäftsberichte und Management-Kommentare zu lesen, zu verstehen und richtig einzuordnen. Irgendwann fühle man dann so wie er auch den Puls der Märkte und könne Emotionen besser im Zaum halten. Das aber nur, wenn man aus seinen Fehlern und Erfahrungen lerne und sich auch von Kursabstürzen mental nicht aus der Bahn werfen lasse. „Du darfst die Fehler nur bei dir selbst suchen“, erzählt Schornstein. Er habe Börsenbriefe nach einiger Zeit zur Seite gelegt und aufgehört, auf andere Experten zu hören, sondern sich stattdessen gesagt: „Du musst besser werden.“
Infos wie bei einem Puzzle zusammensetzen
Der Fußball- und Basketballfan, der seit Jahren kein Heimspiel von Alemannia Aachen verpasst, freut sich über das Internet, in dem man praktisch alles recherchieren könne. „Das sollte man für sich nutzen.“ Genau das macht der Aktien-Experte und Spezialist für Fundamental- und Sentimentanalyse unter anderem im selbst konzipierten No Brainer Club der bull markets media GmbH, deren Gründer und Gesellschafter er ist.
Sobald sich Alex Schornstein auf die Jagd nach Details über eine Aktie begibt, und seien sie noch so klein, um dann alle Infos wie bei einem Puzzle zusammenzusetzen, saugen die NBC-Mitglieder alles begierig von ihm auf. Weil sie wissen, welche Perlen der Schatzsucher findet. Schornstein hat nicht nur die Gabe, Inhalte außergewöhnlich tiefgründig zu recherchieren. Er kann diese auch verständlich kommunizieren und Anleger begeistern. Kursentwicklungen werden von ihm mit überwältigender Trefferquote im Voraus antizipiert.
Achtung, was blinkt da?
Alex Schornstein geht in seiner Freizeit gerne mit seinem Hund spazieren. Auch bereist er gerne die Welt. Wenn das die knapp bemessene Zeit nicht zulässt, dann zumindest virtuell als Hobbypilot am PC. „In den vergangenen 20 Jahren gab es keinen Tag, an dem ich mich nicht mit Börse beschäftigt habe. Als stolzer Familienvater muss ich mich vielleicht künftig etwas anders sortieren“, sagt er nachdenklich. Denn auch für ihn ist klar: Es gibt immer noch Wichtigeres im Leben als Geld.
Achtung, was blinkt da? Schornstein hat aus dem Augenwinkel einen Kursalarm wahrgenommen. Sofort fängt er an zu recherchieren.
Der Jäger hat die Witterung aufgenommen.