Westwing Group: Pandemie ade – wie tief fällt die Aktie?
Auch wenn es mir viele Leserinnen und Leser nicht glauben mögen, ist die Covid-19-Pandemie aus meiner Sicht sowie aus Sicht der Börsianer vorbei. Ich bin gespannt, wann die deutsche Politik ebenfalls zu dieser Erkenntnis gelangt, befürchte hier aber das Schlimmste. Genau wie für den Kurs der Aktie der Westwing Group (WKN: A2N4H0).
Die Westwing Group ist ein deutsches E-Commerce-Unternehmen mit Hauptsitz in München, das sich auf Produkte aus dem Home & Living-Segment spezialisiert hat. Die Gesellschaft gibt an, dass die Geschäftsidee von Delia Lachance, zuvor Fischer, stammt, die während ihrer Tätigkeit als Redakteurin für die Frauenzeitschrift „Elle“ eine Marktlücke im Bereich Möbel und Wohnaccessoires erkannte. Tatsächlich existiert in den USA jedoch schon seit 2002 der Konkurrent Wayfair (damals: CSN Stores), der nahezu das gleiche Geschäftsmodell verfolgt.
Absturz der Aktie nach dem Börsengang
Das Unternehmen wurde im April 2011 von Delia Lachance sowie ihren Mitgründern Stefan Smalla, Tim Schäfer, Matthias Siepe und Georg Biersack offiziell ins Leben gerufen. Dank dem von Zalando kommenden Biersack gelang es dem Gründerteam schnell, genügend Investoren zu finden, so dass man schon im August des gleichen Jahres online gehen konnte. Sieben Jahre später, im August 2018, wurde das Unternehmen schließlich in eine Aktiengesellschaft umgewandelt.
Bereits am 9. Oktober 2018 kam es zum Börsengang an der Frankfurter Börse. Die Bookbuildingspanne für die seinerzeit zur Zeichnung angebotenen 114,4 Millionen Aktien (plus Greenshoe von 660.000 Stück) lag zwischen 23,00 und 29,00 €, ausgegeben wurde der Titel in der Mitte dieser Spanne zu 26,00 €. Der erste Börsenkurs wurde mit 26,49 € festgestellt. Anschließend wurden so hohe Kurse zunächst nicht mehr bezahlt, die Aktie fiel bis Ende September 2019 auf unter 2,00 €.
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Rettung dank der Covid-19-Pandemie
Für viele, ich gebe zu auch für mich, war das Unternehmen quasi ein Insolvenzkandidat. Denn zwar hat das Geschäftsmodell grundsätzlich schon funktioniert, es stellte sich jedoch die Frage nach der Nachhaltigkeit. Denn insbesondere so schwere Dinge wie Möbel über das Internet zu verkaufen, ist nicht einfach. Schließlich haben Kunden – dank dem Fernabsatzgesetz – gewisse Rechte, und die Retouren sind schon bei deutlich E-Commerce-affineren Produkten wie Kleidung oder Schuhen ein großes Problem.
Doch dann kam die Covid-19-Pandemie inklusive entsprechender Lockdowns. Kunden konnten und/oder wollten kaum noch in klassische Möbelgeschäfte gehen, plötzlich boomte auch in diesem Bereich der E-Commerce. In der Folge explodierte der Umsatz bei Unternehmen wie home24 oder eben auch Westwing und zugleich auch der Gewinn. Die Aktie wurde vom Insolvenzkandidaten zum Corona-Gewinner, Anleger prügelten sich an der Börse fast schon um sie.
In der Spitze schoss der Titel so auf über 50 €. Doch mit dem Abebben der Covid-19-Pandemie kam es zuletzt bereits zu einer Kurshalbierung. Dies dürfte meines Erachtens erst der Anfang vom Ende sein. Ja, Westwing war ein Corona-Gewinner und bleibt es auch. Das Unternehmen konnte schließlich ein, zwei herausragende Geschäftsjahre verbuchen und sich so ein gewisses Polster schaffen.
Aber die hochgesteckten Erwartungen, die aus der Hoch-Zeit der Pandemie stammen, wird man nicht erfüllen können. Mittelfristig sehe ich die Aktie daher wieder unter 10,00 €.
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