Die „Schweineherz-Aktie“ – eine einmalige Chance?

In den USA ist zum ersten Mal einem Menschen erfolgreich ein Schweineherz implantiert worden, das zuvor genetisch verändert worden war. Hinter dieser medizinischen Sensation steckt die Firma Revivicor, die wiederum eine Tochter der United Therapeutics Corporation (WKN: 923818) ist. Die Aktie reagierte gestern mit einem Plus von 3,52 % auf 206,25 US$ und legte nachbörslich weiter zu. Winkt hier eine einmalige Chance?

Die 1996 gegründete United Therapeutics Corporation mit Sitz in Silver Spring (Maryland) ist an der Nasdaq unter dem Symbol UTHR gelistet und das erste börsennotierte Biotech- oder Pharmaunternehmen in Form einer gemeinnützigen Körperschaft. Am 30. September 2021 haben die Aktionäre dieser Umwandlung in eine gemeinnützige Corporation (PBC) zugestimmt. Die Firma entwickelt neuartige, lebensverlängernde Technologien für Patienten in den Bereichen Lungenerkrankungen und Organherstellung.

Was ist das Besondere an einer PBC? Auf der Homepage schreibt United Therapeutics: „Eine PBC ist eine gewinnorientierte Körperschaft, die zwar Wert für die Aktionäre schafft, aber auch die besten Interessen derjenigen berücksichtigen muss, die wesentlich vom Verhalten des Unternehmens betroffen sind, und den spezifischen öffentlichen Nutzen, den es in seiner Satzung festlegt.“

David Bennetts letzte Chance

Für den 57-jährigen David Bennett ist das modifizierte Schweineherz seine letzte Chance. Denn er leidet an einer so schweren Herzkrankheit, dass ein menschliches Spenderherz für ihn aus medizinischer Sicht keine Option mehr darstellte. Ein Ärzteteam implantierte Bennett in Baltimore in einem achtstündigen Eingriff das Schweineherz.

Die OP markiert zwar einen Meilenstein in der Transplantationsmedizin, weil das gentechnisch veränderte Schweineherz zeigt, welche rasanten Fortschritte die Gentechnik macht. Allerdings muss sich in den nächsten Tagen und Wochen erst noch zeigen, ob Patient Bennett tatsächlich eine Überlebenschance hat. Denn selbst bei der Transplantation von menschlichen Organen werden diese häufig nach kurzer Zeit vom Körper abgestoßen.

Beeindruckende Pipeline

Hierzulande mag United Therapeutics für die meisten Aktionäre ein unbeschriebenes Blatt sein, in den USA ist es die Firma keinesfalls. Sondern mit einer Marktkapitalisierung von rund 9,3 Milliarden US$ ein Schwergewicht, das über eine umfassende und beeindruckende Pipeline verfügt. Derzeit laufen allein sechs klinische Phase-3-Studien zu verschiedenen Formen von pulmonaler Hypertonie und Lungenfibrose.

UHTR hat zudem fünf zugelassene Produkte und damit im dritten Quartal 2021 einen Umsatz von 444,7 Millionen US$ erwirtschaftet, eine Steigerung von 17% im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Die stärksten Erlöse werden mit Tyvaso erzielt, einem Mittel zur Behandlung der pulmonalen arteriellen Hypertonie und der pulmonalen Hypertonie in Verbindung mit interstitiellen Lungenerkrankungen, mit dem man bis Ende 2022 rund 6000 Patienten in den USA erreichen will.

CEO und Gründerin Martine Rothblatt kommentierte die Q3-Zahlen so:

Unsere Dynamik setzt sich fort, da unsere Medikamente, die durch Infusionen, Inhalationen und Tabletten verabreicht werden, zunehmend von Patienten verwendet werden.

Der Aktienkurs von United Therapeutics hat binnen eines Jahres um mehr als +25% zugelegt. Das Unternehmen befindet sich sowohl mit seinen zugelassenen Produkten als auch seinen Medikamenten-Kandidaten offenbar auf einem vernünftigen Weg. Die Aktie stellt somit ein solides Investment dar. Wunderdinge sollten Anleger nach der sensationellen Transplantation des Schweineherzens allerdings nicht kurzfristig erwarten.

Die Bilanz der Firma ist aber eine Festung und die Gewinnlage nicht nur solide, sondern weiter kurzfristig aussichtsreich. Das Unternehmen handelt gerade einmal auf einem EV/EBITDA-Multiplikator von 7 und ist daher für Value-orientierte Anleger spannend. Für den wichtigsten Umsatzbringer sind aber ab 2026 generische Alternativen zu erwarten und die Firma hat einige Patentstreitigkeiten, unter anderem mit Liquida und Sandoz. Interessierte Käufer sollten zumindest warten, bis sich der „Schweineherz-Hype“ etwas gelegt hat.

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