BAE Systems: Startschuss oder alles eingepreist?

28.02.22

Plötzlich wieder in aller Munde: Rüstungshersteller BAE Systems (WKN: 866131) schießt zweistellig los, nachdem die deutsche Bundesregierung aufgrund des Krieges in der Ukraine den Verteidigungsetat langfristig bedeutend erhöht hat.

BAE Systems ist der größte europäische Hersteller von Waffensystemen, Kriegsmaterial sowie Cybersecurity und die größte Produktionsfirma Großbritanniens. Wichtigste Kunden sind natürlich die großen NATO-Staaten, allen voran die USA.

Das Angebot der Briten ist umfassend: Neben Waffensystemen und Cybersecurity gibt es gepanzerte Gefährte, Kampfflugzeuge und verschiedene Bootstypen im Angebot.

Größe und Zuverlässigkeit ein Vorteil

Nach der Anhebung des deutschen Rüstungsetats sind logischerweise auf den ersten Blick deutsche börsennotierte Rüstungsfirmen zunächst im Fokus. Deren Vorteil ist oft vor allem der große Hebel aufgrund der geringen Marktkapitalisierungen. Das heißt aber eben auch, dass diese Unternehmen nicht von heute auf morgen Großorders bedienen werden, wie es eine BAE Systems kann.

100 Milliarden und mehr in den Folgejahren müssen zunächst einmal investiert und abgearbeitet werden. Meiner Meinung nach bringt BAE gleich mehrere Vorteile für Aktionäre mit sich:

Doppelbonus für Aktionäre

Unabhängig davon, wie schnell oder langsam der Krieg in der Ukraine endet: Europa 2022 hat sich schlagartig verändert. Stabilere und höhere Rüstungsausgaben werden (leider, muss ich sagen) wohl eine strukturelle Änderung darstellen. Dadurch ergeben sich für Rüstungshersteller wie BAE Systems gleich zwei Vorteile.

Zunächst einmal steigen logischerweise die Umsätze und durch eine bessere Umlage der Gemeinkosten (vor allem im neuen, wachsenden Software-Bereich) ebenso die Margen. In einem zweiten Schritt verdienen diese Unternehmen womöglich höhere Bewertungsmultiplikatoren, als das bisher der Fall war.

Aktie nicht übermäßig teuer

Auf Basis der nun bereits gestiegenen Kurse um 745 Britische Pence notiert die Firma auf Basis der geschätzten 2022er Zahlen auf einem KGV von 14,9, einem EV/EBITDA von 9,1 sowie einer Free Cash Flow-Rendite von 6,1%. Das ist jeweils rund 15 bis 20% über den Bewertungsbändern der letzten Jahre.

Es ist aber anzunehmen, dass sowohl zahlreiche NATO-Staaten als auch sonstige Länder ihre Verteidigungsausgaben tendenziell kurzfristig erhöhen werden. Im Vergleich zum Jahresende 2021 ist der Firmenwert der BAE Systems um etwa sieben Milliarden US$ angestiegen. Bei einer EBITDA-Marge von ungefähr 13% müssten damit in den nächsten Jahren grob 50 Milliarden US$ mehr umgesetzt werden als bisher veranschlagt.

Angesichts der jüngsten Ereignisse sowie schwelender Konflikte zum Beispiel in Taiwan finde ich es nicht unrealistisch, dass die Briten ihre bisherigen Umsätze von grob 25 Milliarden US$ jährlich in der nächsten Dekade entsprechend erhöhen werden.

Kampfflugzeuge

Ein Fokus von BAE Systems

Aktie als langfristige Position geeignet

Aus meiner Sicht ist das Papier damit für gestreute Depots gut geeignet. Ob eine solche Firma aus ethischen Gründen in ein Wertpapierdepot gehört, muss jeder Anleger selbst entscheiden. Der ESG-Fokus zahlreicher Investoren kann aber dazu führen, dass Du die Rendite hier langfristig über das Halten der Aktie einfährst und nicht über plötzliche Sprünge.

Da ich die Erhöhung der europäischen Rüstungsausgaben für strukturell erachte, würde ich das Papier sowohl zu aktuellen Kursen um 740 Britische Pence als auch bei Rücksetzern infolge von Fortschritten im Rahmen von Friedensbemühungen für einen vertretbaren Kauf erachten. Der Ukraine-Krieg hat zudem gezeigt: Es lohnt sich häufig, stabile und ertragreiche Unternehmen, die in Krisenzeiten gegenläufig zum Markt notieren, einzusammeln.

Bis sich die veränderte Lage in den Geschäftszahlen zeigt, wird vermutlich noch das ein oder andere Quartal ins Land ziehen. Geduld und Sammel-Mentalität mitbringen!

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