Hapag-Lloyd: Lässt sich das Ausnahmejahr steigern?
Hapag-Lloyd (WKN: HLAG47) blickt auf ein denkwürdiges Ausnahmejahr 2021 zurück. Nach einer schwierigen Phase entwickelte die Hamburger Reederei im vergangenen Jahr aufgrund eines überlasteten Marktumfelds eine starke Gewinndynamik, meldete das Unternehmen in seinem Jahresbericht. Anlegern gefiel insbesondere, dass der Schifffahrtskonzern für das laufende Jahr weitere Gewinnerhöhungen in Aussicht stellt. Die Aktie kletterte bis zum Mittag um +5,25% auf 274 €. Was passiert jedoch, wenn sich die weltweiten Lieferkapazitäten wieder erholen?
Mit einer Flotte von über 250 Containerschiffen und einer Transportkapazität von 1,8 Millionen Containern ist Hapag-Lloyd eine der weltweit führenden Linienreedereien. Das in Hamburg ansässige Transportunternehmen beschäftigt über 14.000 Mitarbeiter in knapp 140 Ländern. Der Börsenwert des Logistikkonzerns beträgt zurzeit 46 Milliarden €.
Zahlen eines Ausnahmejahres
Angesichts der Corona-Pandemie und der weltweiten Lieferkettenprobleme hat sich 2021 für Hapag-Lloyd eine außergewöhnliche Gewinndynamik entwickelt, meldete der Konzern am heutigen Donnerstag in seinem Jahresbericht. So fiel das operative Ergebnis (EBITDA) mit 10,85 Milliarden € mehr als viermal so hoch aus wie im Vorjahr.
Der den Aktionären zurechenbare Überschuss hat sich auf 9,07 Milliarden € oder 51,63 € je Aktie sogar annähernd verzehnfacht. Damit hat die Reederei die Durchschnittsprognose der von Visible Alpha befragten Analysten um fast 5% übertroffen. Aktionäre sollen nun an den üppigen Konzerngewinnen beteiligt werden mit einer Dividende in Höhe von 35 € je Aktie.
Der Umsatz stieg im Vorjahresvergleich um knapp 75% auf 22,27 Milliarden € und übertraf damit ebenfalls die Konsensschätzung. Ursächlich für die positive Geschäftsentwicklung waren Firmenangaben zufolge in erster Linie Frachtraten, die sich gegenüber dem Vorjahr im Durchschnitt fast verdoppelt haben. Die Preisanstiege erklärt das Unternehmen mit der starken Nachfrage nach Containertransporten aus Asien angesichts eines pandemiebedingt überlasteten Marktumfelds.
Transportkosten steigen
Trotz der hohen Nachfrage nach den Schifffahrtsdiensten von Hapag-Lloyd erreichte das Transportvolumen jedoch nur annähernd das Vorjahresniveau. Die Reederei wies darauf hin, dass ihre Transportkosten deutlich um 17,1% auf 10,3 Milliarden € gestiegen sind. Grund dafür waren den Angaben nach insbesondere höhere Bunkerpreise und Charterraten sowie gestiegene Stand- und Lagergelder.
Mit den hohen Überschüssen konnten die Hamburger im vergangenen Jahr ihre Nettoverschuldung vollständig abbauen. Per Jahresende lagen die liquiden Mittel bei 7,7 Milliarden € und überstiegen damit die Finanzschulden deutlich, sodass der Konzern zum Bilanzstichtag über eine Nettoliquidität von 2,2 Milliarden € verfügte.
Ausblickend rechnet der Schifffahrtsriese damit, dass sich die hohe Gewinndynamik in der ersten Jahreshälfte 2022 hält und dann im zweiten Semester normalisiert, sobald die Lieferkettenengpässe nachlassen. So prognostiziert das Hapag-Lloyd-Management für das laufende Jahr ein EBITDA von 12 bis 14 Milliarden €. Die Hamburger gehen in ihrem Ausblick davon aus, dass sich das Transportvolumen leicht verbessern wird und die durchschnittlichen Frachtraten sich moderat entwickeln werden.
Afrikageschäft mit Übernahme erweitert
Hapag-Lloyd gab zudem bekannt, mit den Deutschen Afrika-Linien (DAL) einen Rahmenvertrag geschlossen zu haben, um das Container-Liniengeschäft der Reederei zu übernehmen. DAL verkehrt mit vier Liniendiensten zwischen Europa, Südafrika und dem Indischen Ozean. Der Afrika-Experte besitzt ein Schiff für bis zu 6.600 Container und rund 17.800 eigene und geleaste Container, die die Hamburger im Rahmen der Akquisition erwerben.
Rolf Habben Jansen, Vorstandschef von Hapag-Lloyd, sagte zu der Übernahme:
Afrika bleibt ein wichtiger strategischer Wachstumsmarkt. Insbesondere für unser Serviceangebot von und nach Südafrika ist DAL eine wertvolle Ergänzung, die es uns ermöglicht, unserer Kundschaft ein besseres Netzwerk und eine zusätzliche Hafenabdeckung in dieser Region anzubieten.
Erst im vergangenen Jahr hatte Hapag-Lloyd die auf Afrika spezialisierte Reederei NileDutch übernommen und damit sein Angebot von und nach Westafrika deutlich verstärkt. Der DAL-Deal des Konzerns steht noch unter Vorbehalt der Genehmigung durch die zuständigen Kartellbehörden.
Engpässe treiben Gewinne der Reedereien
In den Jahren vor 2021 hat sich die Containerschifffahrt nicht gerade in einer guten Verfassung befunden. Erst belastete der Handelsstreit zwischen China und den USA den weltweiten Warenaustausch. Dann folge die Corona-Krise und Reedereien haben in Antizipation einer stark belasteten Konjunktur ihre Kapazitäten drastisch gesenkt.
Die auf diese Weise erzeugten Engpässe entpuppen sich für Hapag-Lloyd und Co. jedoch als Segen. Die wirtschaftliche Erholung fiel überraschend stark aus, zahlreiche Häfen weltweit verbuchten im vergangenen Jahr neue Umschlagsrekorde. Die Kombination aus einem Nachfrageboom und Angebotsengpässen führte für die Schifffahrtskonzerne zwangsläufig zu steigenden Frachtraten und hohen Gewinnen. Angesichts der sprudelnden Einnahmen hatte Hapag-Lloyd seine Prognose für 2021 zweimal angehoben.
Viel Unsicherheit im Spiel
Die Aktie des Unternehmens ist im vergangenen Jahr zwar schon sehr heiß gelaufen. Seit September 2020 hat sich der Börsenkurs des Hamburger Konzerns fast versechsfacht. Dank der hohen Überschüsse ist der Titel jedoch bei aktuellen Kursen mit einem KGV von 5,3 weiterhin moderat bewertet.
Für das laufende Jahr hält das Management zwar Gewinnsteigerungen für denkbar. Aufgrund pandemie- und kriegsbedingter Unwägbarkeiten ist die Prognose des Unternehmens jedoch mit erheblichen Unsicherheiten behaftet.
Hapag-Lloyd und seine Rivalen arbeiten zudem daran, den Mangel an Schiffen und Containern zu überwinden. Analysten der Deutschen Bank schätzen, dass der Höhepunkt des „Superzyklus“ der Logistikbranche im laufenden Jahr erreicht wird. Die derzeit sehr hohen Frachtraten werden damit wahrscheinlich ab dem zweiten Quartal langsam abnehmen.
Wie wir bereits in unserem letzten Update der Hapag-Aktie geschrieben haben, dürfte das Interesse an dem Titel dann abnehmen. Auch wenn die Dividende mit einer Mega-Rendite von fast 14% lockt: Auf Folgegewinne zu spekulieren, bleibt ein gewagtes Unterfangen.
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