BYD, Tencent und Co: China-Aktien im Ukraine-Strudel
Aufgrund des Ukraine-Konflikts fallen weltweit die Kurse, doch in China ist das Marktsentiment derzeit besonders vergiftet. Zu allem Überfluss ist auch bei der Regulierungswut Pekings kein Ende absehbar. Selbst die Vorzeige-Konzerne BYD (WKN:A0M4W9) und Tencent (WKN:A1138D) sind vor den staatlichen Übergriffen nicht sicher. Ist der Markt ähnlich wie Russland für ausländische Anleger bald nicht mehr investierbar?
Während sich auf den europäischen Märkten eine erste Erholung vom kriegsbedingten Sell-off abzeichnet, stürzen auf dem chinesischen Festland und in Hongkong die Kurse immer tiefer. Der CSI 300, ein Blue-Chip-Index für die Börsen in Shanghai und Shenzhen, hatte am Mittwoch den sechsten Tagesverlust hintereinander verzeichnet – die längste Negativserie seit dem Corona-Crash. Seit Monatsbeginn haben die Festland-Blue-Chips damit knapp -10% nachgelassen.
Was China-Anleger derzeit besonders nervös macht: Auf chinesische Unternehmen, die sich den Russland-Sanktionen widersetzen, könnten Restriktionen seitens der USA zukommen – etwa ein Anlageverbot für amerikanische Investoren, wie es das US-Handelsministerium vergangenes Jahr vorübergehend für den Smartphone-Hersteller Xiaomi verhängt hatte.
Viele Beobachter befürchten zudem, dass sich ausländische Anleger aus „ethischen Gründen“ aus dem Markt zurückziehen werden aufgrund Pekings grundsätzlicher politischer Unterstützung für Moskau. Einen Vorgeschmack darauf gab es bereits: Am Mittwoch hat Norwegens Staatsfonds den Ausstieg aus seinen Anteilen am chinesischen Sportartikelhersteller Li Ning verkündet.
Regulierungskampagnen Pekings gehen weiter
Der Markt kommt einfach nicht zur Ruhe. 2021 war aufgrund der zunehmenden Regulierungswut Pekings bereits ein turbulentes Jahr für China-Anleger. Vorzeige-Tech-Riesen wie Alibaba, Tencent und Meituan wurden geradezu gegeißelt mit abgesagten Börsengängen, Rekordbußgeldern und Verboten bestimmter Geschäftspraktiken. Investoren reagierten auf die Flut schlechter Nachrichten mit massiven Abverkäufen: Der chinesische Tech-Index Nasdaq Golden Dragon verlor in den vergangenen 12 Monaten -62%.
Trotz des akuten Verkaufsdrucks durch den Ukraine-Konflikt schreckt Pekings Behördenapparat jedoch nicht vor weiteren restriktiven Auflagen zurück. So gedenkt die Regierung nun, Essenslieferdienste zur kräftigen Senkung der Gebühren zu zwingen, die diese den Restaurants und Cafés berechnen für die Zustellung ihrer Waren an den Endkunden.
Tencent-Geschäfte widerstehen den Regierungsmaßnahmen
Die Attacke auf die Lieferdienstbetreiber hat vor allem dem Marktführer Meituan zugesetzt. Aber auch Tencent leidet unter der Entwicklung, weil der Platzhirsch für Social Media, Gaming und Internetdienste eine wesentliche Beteiligung an Meituan hält und in vielfältiger Weise mit dem Unternehmen kooperiert. So hat die Aktie des Onlineriesen seit Monatsbeginn fast -13% nachgelassen, in den vergangenen 12 Monaten waren es -46%.
Man muss Tencent (Börsenwert: 424 Milliarden €) jedoch zugestehen, dass sie die zahlreichen direkten und indirekten negativen Beeinflussungen Pekings operativ sehr gut wegstecken. So floriert das Geschäft des Konzerns weiter: Umsatz und Gewinn sollen Analysten zufolge in den nächsten Jahren stets um jeweils mehr als 15% wachsen. Absturz geht jedenfalls anders.
BYD weiterhin mit starken Aussichten
Auch beim Mischkonzern BYD ist die Kursrallye im vergangenen Herbst gehörig ins Stocken geraten: -37% ist die Aktie seither abgestürzt. Zuletzt erlitt der Titel zweimal Tagesverluste von knapp -10%. Der erste Crash: Bei der Veröffentlichung der Fahrzeug-Auslieferungszahlen vor einer Woche musste der Autobauer zum zweiten Mal in Folge einen sequenziellen Rückgang melden. Am Dienstag brach die Aktie erneut ein, als BYD-Gründer Wang Chuan-Fu seinen Rücktritt als Chairman der Tochtergesellschaft Hangzhou BYD Auto verkündet hatte.
Langfristig sind die Perspektiven beim chinesischen Auto-Konzern mit einer Marktkapitalisierung von 63 Milliarden € jedoch ebenfalls vielversprechend: Neben einem soliden operativen Geschäft kann das Unternehmen weiterhin auf den Börsengang der Chip-Sparte hoffen sowie auf lukrative Zuliefergeschäfte mit Batterien. In Europa winkt zudem ein neuer Absatzmarkt.
Auf Basis des für 2022 prognostizierten Überschusses ist die BYD-Aktie derzeit mit dem 21-fachen Gewinn bewertet – so günstig wie lange nicht. Das liegt in erster Linie an dem regulatorischen Durchgreifen der heimischen Regierung bei Tech-Konzernen. Da es Peking jedoch vor allem auf B2C-Software-Unternehmen abgesehen hat, dürften sich die politischen Geschäftsrisiken für BYD in Grenzen halten.
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