Gazprom-Aktie: Kommt es im April zum Sell-off?
Die Probleme von Gazprom (WKN 903276) seit dem Einmarsch russischer Truppen in die Ukraine häufen sich. Nach Gasimportstopps von Großbritannien und den USA soll Medienberichten zufolge nun auch die britische Handelsabteilung des Staatskonzerns in finanzielle Nöte geraten sein. Ausländische Investoren registrieren die schlechten Nachrichten, können ihre Gazprom-Aktien jedoch noch nicht verkaufen. Kommt es im April zum massiven Sell-off?
Für Gazprom wird die Luft immer dünner. Die britische Handelsabteilung des Gasriesen soll nun auch mit Liquiditätsproblemen zu kämpfen haben, berichtete der Nachrichtendienst Bloomberg unter Berufung auf ungenannte Quellen.
Zurückzuführen seien die Probleme darauf, dass Banken die Transaktionen des Unternehmens verzögern würden und sich Kunden und Partner angesichts des Ukraine-Kriegs mehr und mehr von den Russen distanzierten.
Ein Zahlungsausfall der Gazprom-Handelseinheit könnte dem Bericht nach letztlich auch ein Risiko für die Energiemärkte in Europa und Asien darstellen. Die Tochtergesellschaft mit Hauptsitz in Großbritannien und einer Niederlassung in Singapur handelt auf beiden Kontinenten mit Gas, Flüssigerdgas und Strom. Unter anderem würde das Unternehmen milliardenschwere Absicherungsgeschäfte für den deutschen Gaslieferanten Wingas halten, heißt es in dem Bloomberg-Bericht.
Handel startete mit starken Einschränkungen
Nach der längsten Börsenschließung in der Geschichte Russlands begann vergangenen Donnerstag wieder der Handel in Moskau – jedoch unter regulatorischen Einschränkungen, sodass eine freie Preisbildung nicht möglich ist. Unter den zunächst nur 33 handelbaren Titeln war auch Gazprom. Seit dem heutigen Montag sind alle Aktien wieder handelbar. Für inländische Anleger, wohlgemerkt.
Der Börsenhandel wurde zunächst auf ein verkürztes Zeitfenster von vier Stunden reduziert – ganz so, also wolle man zunächst die Anlegerstimmung testen. Ausländern ist es bis zum 1. April untersagt, ihre Aktien zu verkaufen. Leerverkäufe sind ebenfalls verboten.
Die Gazprom-Aktie hatte zwar bei ihrem Börsen-Comeback anfangs wieder Zugewinne erzielt; der Titel dürfte jedoch nicht mehr sein Vorkriegsniveau erreichen und ab April nochmal deutlich nachgeben. Aufgrund des schwächelnden Rubel-Kurses ist es wahrscheinlich, dass ausländische Investoren ihre Anteile mit Rubel-Nennwert verkaufen.
Kreml fordert Rubelzahlung für Gaslieferungen
Der Kreml plant währenddessen den Kurs seiner Währung zu stützen, indem er zukünftig auf die Zahlung russischer Gaslieferungen in Rubel bestehen will. Importländer müssten sich dafür schließlich große Mengen der russischen Währung beschaffen. Der Haken an dem Plan: Für Gaslieferungen gibt es langfristige Verträge, die auf Dollar oder Euro laufen.
Kremlsprecher Dmitri Peskow drohte, dass Russland Europa im Fall einer Weigerung „nicht umsonst“ beliefern werde. Der Westen zeigte sich davon jedoch wenig beeindruckt: Die G7-Staaten haben den russischen Forderungen nach einer Rubel-Zahlung eine klare Absage erteilt.
Für Gazprom wird dieses Vabanque-Spiel Moskaus meiner Einschätzung nach nicht gut enden. Drohungen mit einem offensichtlichen Vertragsbruch dürften die Bemühungen der EU, sich von der Abhängigkeit des russisches Gases abzukoppeln, nur beschleunigen.
Einer IEA-Studie zufolge könnte die EU ihre Abhängigkeit von Ost-Exporten innerhalb von nur 12 Monaten um etwa ein Drittel reduzieren. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hatte gesagt, Deutschland könne die russischen Ölimporte bis zum Sommer halbieren. Für Gazprom wäre das wirtschaftlich ein Alptraum.
Mit dem Einmarsch in die Ukraine hat der Kreml das Ende des russischen Gasmonopols in Europa eingeläutet. Putin kann diese Entwicklung nun nicht mehr stoppen. Gazprom sehe ich daher in spätestens fünf bis zehn Jahren nur noch als einen Schatten seines früheren Selbst. Sanktionen seitens der EU sind damit nur noch eine Frage der Zeit.
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