Adidas-Aktie: Starke erste Halbzeit – ab ins Finale?

Die Aktie von Adidas (WKN: A1EWWW) konnte das Hoch von rund 232 € Anfang Juni nicht halten, aktuell steht sie bei 219,30 €. Dennoch befindet sie sich seit Anfang des Jahres in einem Aufwärtstrend, der Kursgewinn beträgt seit dem Tief Mitte Januar aktuell rund +33%. Um es sportlich zu sagen: Die erste Halbzeit war erfolgreich – reicht das für das Erreichen des Finales?

Korruptionsvorwürfe belasten

Das Chinageschäft soll laut Unternehmensangaben wieder verstärkt zu den Wachstumstreibern gehören. Hierzu ist ein hohes Werbebudget von 250 Millionen € eingeplant.

Anfang Juni wurden gerade dort Korruptionsvorwürfe gegen leitende Angestellte laut. Adidas erklärt, das sehr ernst zu nehmen und zu prüfen. Solche Vorwürfe sind zwar nicht existenziell, sie belasten jedoch das Ansehen eines Unternehmens und die Geschäftsentwicklung.

Ein weiterer negativer Aspekt für Sportausrüster sind gefälschte Sportartikel, insbesondere bei Sportbekleidungen und Schuhen. Das gesamte Volumen wird auf 850 Millionen € geschätzt. Gerade in Jahren von sportlichen Großveranstaltungen nimmt der Absatz solcher Fälschungen zu. Dies geht hauptsächlich zulasten der Hersteller wie Adidas, Puma oder Nike.

Guter Jahresauftakt

Das schwierige Geschäftsjahr 2023 scheint überwunden zu sein. Der am 30. April veröffentlichte Quartalsbericht strotzt nur so von guten Kennzahlen. Der Umsatz stieg in den ersten drei Monaten währungsbereinigt um 8% auf knapp 5,5 Milliarden €. Hierzu trugen alle Artikel und alle Märkte bei.

Deutlich besser entwickelte sich die Ertragslage. Das Betriebsergebnis verbesserte sich überproportional von 60 auf 336 Millionen €. Beim Konzernergebnis wurde aus einem Verlust im Vorjahreszeitraum ein Gewinn von 171 Millionen €.

Insgesamt machten sich hier die Käufe von Sportartikeln hinsichtlich der Großveranstaltungen bemerkbar. Dieser Trend dürfte sich im zweiten und dritten Quartal noch fortsetzen. Das neue Trikot der deutschen Nationalmannschaft ist bereits jetzt das am meisten verkaufte Nationaltrikot. Sehr positiv ist, dass der Lagerbestand sich um 1,2 Milliarden € auf 4,4 Milliarden € reduzierte.

Konzernchef Bjørn Gulden kommentierte die Entwicklung so:

Ich freue mich sehr, dass sich das Geschäft besser entwickelt hat als erwartet. Umsatz, Bruttomarge und Betriebsergebnis waren besser als ursprünglich gedacht.

Für das restliche Geschäftsjahr gibt der Konzern sich zuversichtlich. Die Umsatz- und Ertragsprognose wurde angehoben.

Potenzial begrenzt

Trotz der geschäftlich guten Entwicklung und den weiteren positiven Erwartungen dürfte das Potenzial meiner Meinung nach begrenzt sein. In dem starken Kursanstieg im laufenden Jahr ist viel Positives eingepreist. Der Rücksetzer sollte nicht überbewertet werden, das sind normale Entwicklungen.

Meiner Meinung nach liegt der faire Wert bei 240 €, zudem gehe ich zukünftig eher von einer Seitwärtsentwicklung aus. Die meisten positiven Erwartungen sind bereits eingepreist. Mittelfristig bin ich jedoch weiter positiv eingestellt.

Diese Einschätzung teilt auch Goldman Sachs, deren Zielkurs bei 243 € liegt. JP Morgan und RBC sind mit jeweils 250 € noch zuversichtlicher. Es gibt aber auch pessimistischere Einschätzungen, Bernstein sieht den fairen Wert bei 204 €.

Mein Fazit: Der starke Aufwärtstrend dürfte vorerst gebremst sein, jetzt kommt erstmal die Konsolidierung. Um es wieder sportlich zu sagen: Der Einzug ins Finale ist unwahrscheinlich.