Adler Group-Aktie: Gelingt der Neustart?
Die Aktie des stark angeschlagenen Wohnungsvermieters Adler Group (WKN: A14U78) ist heute bei Bekanntgabe der Halbjahreszahlen um rund -18% auf 0,52 € abgestürzt. Damit ist die kurzfristige Erholung des Immobilien-Titels im Juli wieder teilweise hinfällig. Seit Jahresanfang sind mehr als zwei Drittel des Börsenwerts futsch. Welche Perspektiven bieten sich noch für Anleger?
ℹ️ Adler Group vorgestellt
Die Adler Real Estate AG gehört zur Adler Group S.A., die 2020 aus der Fusion von ADO Properties, Adler Real Estate und Consus Real Estate entstanden ist. Die Adler Group mit Sitz in Luxemburg ist auf Immobilienentwicklung sowie Vermietung und Verwaltung von Wohnungen spezialisiert. Die Immobilien im Bestandsportfolio liegen vorwiegend in Deutschland, mit Fokus auf die Top-7-Städte. Spätestens seit der Shortseller-Attacke im Herbst 2021 befindet sich der Immobilienkonzern in einer schweren Krise. Die Marktkapitalisierung beträgt 76 Millionen €.
Restrukturierung eingeleitet
Im Laufe des Jahres ist die Luft für die Adler Group immer dünner geworden, die jüngsten Razzien in den Büros des Immobilienverwalters haben den Imageverlust weiter verschlimmert. Klar ist: Damit die Luxemburger jemals wieder auf einen grünen Zweig kommen können, müssen sie zunächst die Hosen komplett herunterlassen. Vollständige Transparenz ist das Gebot, insbesondere für die Bilanzierungsprobleme bei der Tochter Adler Real Estate.
Positiv zu werten ist, dass die Hauptversammlung vom 21. Juni die eingeleiteten Restrukturierungsmaßnahmen vollständig gebilligt hat. Der Vorschlag der Vorstandserweiterung um einen Restrukturierungsvorstand (CRO) sowie die neue Zusammensetzung des Aufsichtsrats wurde ebenfalls genehmigt. Damit ist der Weg frei für den Beginn der geplanten Maßnahmen.
Die Probleme der Tochter Adler Real Estate sind momentan die größte Baustelle des Immobilienkonzerns. Der Vorstandschef Sven-Christian Frank wurde jedoch richterlich von jeglichen Schwindelei-Vorwürfen freigesprochen. Die Muttergesellschaft nahm sein Rücktrittsgesuch daher nicht an.
Es wird sehr spannend bleiben, welche Fortschritte bei der Neuaufstellung erzielt werden. Im zweiten Halbjahr werden hierzu die Weichen gestellt. Mittelfristig ist die Konzentration auf einen reinen Immobilienbestand in Berlin vorgesehen.
Verwaltungsrats-Chef Stefan Kirsten zeigt sich zuversichtlich:
Die sehr hohen Zustimmungsquoten zu den Beschlussvorlagen und das klare Votum der außerordentlichen Hauptversammlung für die Fortführung des Unternehmens sind eine deutliche Bestätigung unseres Restrukturierungskurses und zeigen die breite Unterstützung durch unsere Aktionäre für unseren eingeschlagenen Kurs. Adler ist auf dem Weg in eine neue Normalität.
Wertberichtigung belastet Ergebnisse
Insgesamt zeigt sich in dem am heutigen Dienstag veröffentlichten Halbjahresbericht, dass die begonnenen Maßnahmen bereits ihre Spuren hinterlassen haben. Durch die Verkäufe von Immobilien sind die Mieteinnahmen gegenüber dem Vorjahreszeitraum von 131 Millionen € auf 108 Millionen € gesunken sind.
Beim operativen Ergebnis ist der Rückgang gravierend ausgefallen. Die maßgebende Kennzahl Fund from Operations (FFO1) sank von 50 Millionen € auf 8 Millionen €. Aufgrund einer Wertberichtigung auf den Immobilienbestand fiel unterm Strich ein Nettoverlust von rund einer Milliarde € an – ein Jahr zuvor waren es 604 Millionen €.
Positiv ist, dass noch ein operativer Gewinn erzielt wurde. Der Nettoverlust ist meines Erachtens weniger wichtig.
Ausblick ungewiss
Bei der Jahresprognose hat das Adler-Management nur den Wert der Nettomieteinnahmen von 207 bis 219 Millionen € bestätigt. Auf einen Prognosewert beim FFO1 wurde verzichtet.
Der Schwerpunkt im weiteren Jahresverlauf liegt auf dem Liquiditätsmanagement. Hierzu wurde eine neue Schuldverschreibung über 191 Millionen € ausgegeben, die der vorzeitigen Rückzahlung einer Wandelanleihe über 165 Millionen € dient sowie der weiteren Schuldentilgung.
Wie sind die Zukunftsaussichten zu beurteilen?
Die Zukunft der Adler Group hängt allein vom Erfolg der Restrukturierung ab. Gelingt sie nicht, droht der Totalverlust. Kann die Insolvenz abgewendet werden, ist langfristig mit einer Kurserholung zu rechnen. Allerdings dürfte die Sanierung viel Zeit in Anspruch nehmen.
Problematisch wird der Verkauf weiterer Immobilien sein, momentan ist die Nachfrage wegen höherer Kreditzinsen sehr gering.
Meiner Meinung nach eignet sich die Aktie für „normale“Anleger überhaupt nicht.
Wie immer bieten sich in der größten Not aber auch hohe Chancen. Wenn die Sanierung zu greifen beginnt und die Probleme bei der Tochter Adler Real Estate gelöst werden, können hohe Kursgewinne anfallen. Diese Spekulation eignet sich jedoch nur für sehr risikobewusste Anleger.
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