Adobe-Aktie: Wird KI zum Totengräber?
Mit einem Minus von fast -14% erlebte die Adobe-Aktie am gestrigen Donnerstag einen der größten Kursverluste der letzten Monate. Das Papier des US-Softwarekonzerns beendete dann auch den Handelstag auf einem neuen Jahres- und zugleich 12-Monatstief. Hat Adobe so stark mit seinen Zahlen enttäuscht und ist die Aktie jetzt ein kluger Schnäppchenkauf?
Starke Zahlen, enttäuschender Ausblick
Es ist mal wieder der klassische Fall eines Technologiekonzerns, der mit hervorragenden Zahlen glänzt, aber einen schwachen Ausblick liefert. Und bekanntlich interessieren sich Anleger mehr für die Zukunft als für die Vergangenheit.
Im ersten Quartal konnte Adobe seinen Umsatz um 10% auf 5,71 Milliarden US$ steigern. Analysten gingen im Vorfeld von einem Quartalsumsatz von 5,66 Milliarden US$ aus. Auch der Gewinn je Aktie lag mit 5,08 US$ über der Markterwartung von 4,97 US$.
Für lange Gesichter sorgte allerdings der Ausblick auf das laufende zweite Quartal des Geschäftsjahres. Mit einer Umsatzerwartung von 5,77 bis 5,82 Milliarden US$ konnte Adobe die Markterwartung von 5,8 Milliarden US$ nicht wirklich toppen. Und auch die EPS-Schätzung von 4,95 bis 5,00 US$ lag unter dem Analystenkonsens von 5,00 US$.
Den Ausblick für das Gesamtjahr bestätigte das Unternehmen. Das Adobe-Management rechnet mit einem Gesamtumsatz von 23,30 bis 23,55 Milliarden US$ und einem Gewinn je Aktie zwischen 20,20 und 20,50 US$. Das entspricht in etwa den Erwartungen der Analysten.
Die Kursziele purzeln
Analysten nahmen die vorgestellten Finanzdaten negativ auf und verringerten reihenweise ihre Kursziele für die Adobe-Aktie. Größter Bär unter den Experten ist derzeit KeyBanc Capital Markets mit einem Kursziel von 390 US$, was fast dem aktuellen Kursniveau entspricht.
Die Investmentbank Stifel reduzierte ihr Kursziel der Adobe-Aktie von 576 auf 525 US$, Bernstein von 587 auf 525 US$, Oppenheimer von 560 auf 530 US$ und Evercore ISI von 650 auf 550 US$. Die letztgenannten Banken und Analysehäuser sehen damit allerdings immer noch ein signifikantes Upside gegenüber dem gestrigen Schlusskurs von 378 US$.
Ganz schlechte Nachrichten
Die Adobe-Aktie befindet sich seit September 2024 in einem Abwärtstrend. Charttechnisch ist es eine sehr schlechte Nachricht, dass das bisherige 12-Monatstief bei 406 US$ gestern auf einen Schlag deutlich unterboten wurde.
Der Nasdaq-Titel notiert nun auf einem starken Widerstandsniveau. Sollte dieses durchbrochen werden, droht ein weiterer Kursrückgang auf 335 US$.
KI als Umsatztreiber oder Umsatzkiller?
Bei Adobe dreht sich alles um die Frage, ob der Softwarekonzern durch den Einsatz Künstlicher Intelligenz seinen Umsatz und Gewinn steigern kann oder ob KI letztlich der Totengräber für das Geschäftsmodell des Technologiekonzerns sein wird. Die sehr starken Kursschwankungen der Adobe-Aktie in den letzten Jahren zeigen, dass Anleger und Analysten offenbar noch keine schlüssige Antwort darauf gefunden haben. (Apropos: Für all jene, die vom KI-Boom profitieren möchten, ohne unnötige Risiken einzugehen, bietet unser Report „KI-Boom-Gewinner“ wertvolle Einblicke und Handlungsempfehlungen.)
Die Entwicklung der Zahlen zeigt, dass es Adobe bislang recht gut gelang, KI-Funktionen in seine Grafik-, Foto- und Videoprogramme zu installieren, für die Kunden auch bereit sind, höhere Preise zu zahlen. Das muss aber in Zukunft nicht so bleiben. Die Entwicklung Künstlicher Intelligenz schreitet mit einem unglaublich rasanten Tempo voran. Viele Dinge, für die man vor kurzem noch die mächtigen Werkzeuge von Adobe benötigte, lassen sich inzwischen mit deutlich kostengünstigeren KI-Programmen erledigen. Und die Mächtigkeit dieser KI-Programme wird in den nächsten Jahren noch deutlich zunehmen.
Einen Ausblick auf die Zukunft von Adobe und KI könnte der nächste Woche in Las Vegas stattfindende Adobe Summit EMEA geben. Auf der jährlich abgehaltenen Veranstaltung präsentiert der Softwarekonzern traditionell seine Zukunftspläne. Anleger werden gespannt lauschen, wie sich Adobes Geschäftsmodell in Zukunft mit generativer KI entwickeln lässt.
Ich rate Anlegern, die Konferenz abzuwarten. Der starke Kursrückgang der Adobe-Aktie zeigt, dass der Markt inzwischen große Sorgen hinsichtlich der Zukunftsfähigkeit des Geschäftsmodells hat. Mit einem Forward-KGV von 18,5 ist die Adobe-Aktie so preiswert wie schon seit vielen Jahren nicht mehr. Aber das hat eben auch seinen guten Grund.
Adobe in Kürze
- Adobe (WKN: 871981) mit Sitz im kalifornischen San José einer der weltweit wichtigsten und bekanntesten Software-Konzerne.
- Das Unternehmen ist Marktführer bei Software für die Erstellung und Veröffentlichung eines breiten Spektrums von Inhalten, darunter Grafik, Fotografie, Illustration, Animation, Multimedia, Video und Druck.
- Zu den wichtigsten Produkten von Adobe gehören die Bildbearbeitungssoftware Adobe Photoshop, die Illustrationssoftware Adobe Illustrator sowie die Dokumenten-Managementsoftware Adobe Acrobat Reader.
- Adobe ist Mitglied in den US-Leitindizes S&P 500 und Nasdaq 100 und an der Börse aktuell ca. 164 Milliarden US$ wert.
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