Aktien-Trading: Das ist wichtig bei Korrelationen
Heute blicken wir auf ein fachliches Thema, das in der Praxis beim Trading von Aktien oder unterschiedlichen Märkten eine große Rolle spielt: Es geht um Korrelationen. Was muss man hierbei beachten?
Ein statistisches Maß
Die Korrelation ist ein statistisches Maß, welches die Stärke (und damit auch Richtung) des Zusammenhangs zwischen zwei Variablen beschreibt. Sie gibt damit an, inwieweit Veränderungen in einer Variable mit Veränderungen in einer anderen Variable einhergehen. Für unser Trading wird dieser Begriff häufig beim direkten Vergleich von Indizes oder Aktien verwendet, denen ein Zusammenhang bei der Bewegung unterstellt wird.
Prominentesten Beispiel ist hier sicherlich der DAX und der Vergleichsindex Dow Jones am Nachmittag, wenn die Wall Street geöffnet hat und beide Handelszeiten der Indizes parallel verlaufen. Aber auch am US-Markt selbst wird eine Korrelation von den Indizes Dow Jones und beispielsweise der Technologiebörse Nasdaq häufig unterstellt.
Ob dies in der Praxis eine gute Idee ist und was es über die Korrelation noch zu erfahren gibt, habe ich Dir daher aufbereitet und möchte damit ein paar grundlegende Gedanken für unser zukünftiges Trading zusammenfassen.
Die Korrelation bei Aktien ist recht simpel
Die Korrelation zwischen Aktien beschreibt den statistischen Zusammenhang zwischen den Kursbewegungen zweier oder mehrerer Aktien. Sie gibt an, inwieweit die Preisentwicklung einer Aktie mit der einer anderen Aktie in die gleiche oder entgegengesetzte Richtung verläuft. Dieses Verhältnis wird mathematisch durch den Korrelationskoeffizienten dargestellt, der Werte zwischen -1 und +1 annehmen kann:
Ist der Koeffizient nahe +1, denn sprechen wir von einer positiven Korrelation. Zwei Aktien bewegen sich somit in der Regel in die gleiche Richtung. Wenn der Kurs einer Aktie steigt, steigt meist auch der Kurs der anderen Aktie. Ein Beispiel könnten Aktien aus der gleichen Branche sein, wie etwa Automobilhersteller, deren Kurse oft ähnliche Trends aufweisen. In der aktuellen Automobilkrise Deutschlands leiden daher die Aktien von Porsche, Volkswagen, Mercedes oder BMW in einem ähnlichen Ausmaß.
Wenn der Koeffizient nahe -1 notiert, handelt es sich um eine negative Korrelation. Die Kursbewegungen der Aktien verlaufen somit entgegengesetzt. Steigt der Kurs einer Aktie, sinkt der Kurs der anderen. Ein solches Verhalten kann bei Aktien aus unterschiedlichen Sektoren auftreten, etwa zwischen Ölkonzernen und Fluggesellschaften, da steigende Ölpreise oft die Gewinne von Airlines schmälern und damit Ryanair oder Lufthansa höhere Kosten für den Geschäftsbetrieb aufwenden.
Ein Sonderfall
Der Sonderfall ist eine fehlende Korrelation. Dann ist der Koeffizient nahe der 0 und es gibt keinen erkennbaren Zusammenhang zwischen den Kursbewegungen der beiden Aktien. Die Kursentwicklungen verlaufen unabhängig voneinander. Idealerweise versucht man dies im Depot abzubilden, indem nicht „alle Aktien einer Branche reflektiert“, sondern eine breite Diversifikation erzielt werden soll. Wir merkten dies in den letzten beiden Wochen, als mit Nvidia auch andere Chipwerte im Gleichlauf Kursverluste verbuchten.
Die Analyse der Korrelation zwischen Aktien spielt somit in der Portfoliotheorie eine zentrale Rolle. Anleger verwenden sie, um das Risiko in ihrem Portfolio zu diversifizieren. Wenn ein Portfolio aus Aktien mit geringer oder negativer Korrelation besteht, können Verluste bei einer Aktie durch Gewinne bei einer anderen ausgeglichen werden. Dies trägt dazu bei, das Gesamtportfolio stabiler gegenüber Marktschwankungen zu machen. Damit kommst Du durch alle Marktphasen ohne extreme Verluste.
Allerdings ist die Korrelation zwischen Aktien nicht statisch, sondern kann sich mit der Zeit ändern, insbesondere in unterschiedlichen Marktphasen. In Krisenzeiten, wie während eines Börsencrashs in der Coronapandemie, neigen viele Aktien dazu, stärker positiv zu korrelieren, da Investoren in Panik flächendeckend verkaufen. Dies kann die Vorteile der Diversifikation reduzieren und das Risiko erhöhen. Aber Sonderfälle gibt es immer und wir sollten eher versuchen, auf die hohen Wahrscheinlichkeiten abzuzielen.
Die Korrelation zwischen Aktien ist aber insgesamt ein wichtiges Instrument, um fundierte Investmententscheidungen zu treffen und ein ausgewogenes Portfolio aufzubauen, das sowohl Rendite als auch Risikomanagement berücksichtigt. Bei Indizes schaut dies leicht verändert und aus meiner Erfahrung heraus auch etwas komplizierter aus.
Komplexer Zusammenhang gilt bei der Korrelation von Indizes
Etwas komplexer ist die Betrachtung bei Indizes, da sie logischerweise weder die gleichen Aktien enthalten, noch die gleiche Gewichtung der Titel haben. Sogar die Ausrichtung ist hier weitestgehend unterschiedlich. So fasst der DAX40 die von der Marktkapitalisierung 40 größten Unternehmen aus Deutschland zusammen, während der Dow Jones 30 der größten US-Unternehmen bündelt. Beide Indizes haben keineswegs die gleichen Werte und noch nicht einmal die gleichen Auswahlkriterien zur Aufnahme. Ebenso unterscheiden sie sich in der Berechnung. Warum sollten sich daher beide Indizes gleich entwickeln?
Genau dies lesen wir jedoch häufiger in Chats und Lektüren. Langfristig mag es stimmen, dass eine robuste Weltwirtschaft für den „Leitindex“ in Deutschland ebenso positiv ist, wie für den „Leitindex“ in den USA. Doch der Fehler liegt im Detail, wie wir gerade in den letzten Wochen sehr gut erkennen mussten. Dort gab es eine Phase, in der die US-Börsen und damit der Dow Jones im Zuge der Präsidentschaftswahl von Donald Trump stiegen, während der DAX seitwärts bis abwärts tendierte. Es liegt nahe, dass externe Ereignisse (die Präsidentschaftswahl) damit einen Einfluss auf einen Index des zugrundeliegenden Landes zeigen, während andere Indizes kaum, oder sogar negativ davon betroffen sind.
Blicken wir auf den Dezember, so startete der DAX seine Rekordjagd mit dem Ausbruch über 20.000 Punkten in einer Phase des Dow Jones, in der er noch den Anstieg nach der US-Wahl korrigierte. Damit entwickelten sich beide Indizes sogar unterschiedlich. Auch in der letzten Woche vor Weihnachten war eine gegenteilige Entwicklung zu erkennen, als der Dow Jones mehrere Tage in Folge fiel, während der DAX keine klare Richtung vollzog. Dies zeigt sich in diesem Chartbild von Ende 2024:
Selbst in den USA selbst, ist der Dow Jones mit vielen Titeln aus der Finanzbranche, Pharma und Industrie nicht direkt mit dem Technologieindex Nasdaq vergleichbar. Dieser vollzog im gleichen Zeitraum vor der Fed-Sitzung weitere Rekorde, während der Dow Jones eine sehr lange Korrekturstrecke absolvierte.
Vom 18. November bis zum 17. Dezember hat der Dow Jones per Saldo keine Veränderung gezeigt, während der Nasdaq 100 sogar um 7 Prozent anstieg. Auch dies kannst Du im Chartbild sehr gut nachvollziehen:
In der Vorwoche, der ersten vollen Handelswoche in 2025, ist das gleiche Bild zu beobachten. Während der DAX um 1,55 Prozent zulegte, verlor der Dow Jones auf Wochensicht 1,88 Prozent und der Nasdaq sogar 2,24 Prozent.
Auch dies möchte ich Dir nun mit der Erweiterung auf die ersten beiden Handelstage dieser Woche topaktuell aufzeigen:
Ursachen und Handel der Korrelationen
Im Aktienhandel macht es durchaus Sinn, den Korrelationen zu folgen und beispielsweise in einer Branche im Aufwärtstrend den schwächsten Wert zu finden und zu kaufen, um auf ein Angleichen der Performance zu spekulieren. Ebenso beim stärksten Wert in einer fallenden Branche natürlich.
Doch beim Index-Trading sollte jeder Index für sich betrachtet werden und mögliche Korrelationen als Inspiration aufgenommen, aber nicht als Signal interpretiert werden. Zu oft fallen oder steigen die US-Indizes am Nachmittag, während der DAX eine gänzlich andere Bewegung vollzieht. Und selbst bei einem scheinbaren Gleichlauf bleibt die Frage im Raum stehen, welcher US-Index als Vergleich herangezogen werden soll.
Einen Hinweis auf das Auseinanderlaufen bieten die Währungen, die ein Wechselverhältnis darstellen. So fällt seit Wochen der Euro zum US-Dollar und könnte über die Umsätze der Unternehmen (Währungsgewinn Deutscher Aktien beim Dollar-Umsatz versus Währungsverlust US-Unternehmen beim Euro-Umsatz) ein Punkt sein, der in die mittelfristige Analyse einbezogen werden muss. Das Chartbild ab November teile ich hier ebenso:
Mein Ratschlag nach rund 30 Jahren Indexhandel ist somit: Brich die Suche nach der punktgenauen Korrelation im kurzfristigen Trading ab und analysiere jeden Index separat. Damit wirst Du zwar mehr zeitlichen Aufwand, aber weniger Frust in der Umsetzung haben.
Erst bei längerfristigen Trends, untermauert von der Währung, generiert diese Analyse einen Mehrwert.
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