Alibaba oder Amazon: Welche ist die bessere Aktie?
Im Wettrennen um den größten Online-Handelskonzern der Welt wird die Alibaba Group Holding (WKN: A117ME) oft mit US-Konkurrent Amazon (WKN: 906866) verglichen, die durch den Direktvertrieb von Waren und Dienstleistungen ein leicht unterschiedliches Online-Shop-Modell im Vergleich zu Alibaba betreibt.
Der China-Riese ist inzwischen ein breit aufgestelltes Internet-Konglomerat und setzt neben dem heimischen Riesenmarkt ähnlich wie Amazon auf rasche Expansion in weitere Länder und Innovationen wie Cloud-Dienste, die sich vor allem wegen der Implementierung im "corporate environment" auf Siegeszug befinden. Welche Onlineshopping-Aktie ist die bessere Wahl?
Alibaba: Juni-Quartalszahlen toll
Am 15. August teilte Alibaba seine Quartalszahlen für das Juni-Viertel mit. Dank mittlerweile 800 Millionen monatlich mindestens einmal aktiven Kunden setzte die Alibaba Group 16,7 Milliarden US-Dollar um und damit 42% mehr wie im Vorjahreszeitraum. Das bereinigte EBITDA erreichte mit 34% Anstieg 5,7 Milliarden US-Dollar. Der Gewinn pro ADS-Anteilsschein (verwässert) lag bei 1,17 US-Dollar pro ADS und damit ebenfalls deutlich höher wie der Vorjahreswert. Auffällig: Besonders die mobile Nutzung von Alibabas Plattformen schreitet mit großen Schritten voran.
Eine wichtige Rolle spielt dabei Alipay, das auf den Onlineshopping-Portalen des Konzerns dominante System zur Abwicklung des Zahlungsverkehrs. 70% des Ordervolumens der Bestellungen wurden im vergangenen Geschäftsjahr über Alipay abgewickelt. Dabei hänge eine zufriedenstellende Geschäftsentwicklung auch mit der Nutzung von Alipay zusammen, so Alibaba. Die Cloud-Computing-Sparte des Konzerns steigerte den Umsatz im ersten Quartal um 66% auf 7,79 Milliarden RMB (entspricht ca. 1 Milliarde Euro).
2015 setzte der Alibaba-Konzern noch 76,2 Milliarden RMB um, im zurückliegenden Geschäftsjahr (Ende 31. März) waren es bereits 376,8 Milliarden RMB. Der Gewinn pro ADS vervielfachte sich im gleichen Zeitraum von 9,70 auf 33,38 US-Dollar.
Für Wachstum dürfte bei beiden Konzernen gesorgt sein
Mit 674 Millionen Kunden, die mindestens einmal im Jahr eine Bestellung aufgeben, dürfte Alibaba in Bezug auf die Kundenzahl noch vor der weitaus umsatzstärkeren Amazon der meistgenutzte Online-Marktplatz des Planeten sein. Hierzulande macht Amazon einer Analyse von Payback und der Universität St. Gallen zufolge fast 50% des gesamten E-Commerce-Umsatzes aus – ein Markt, in dem Alibaba in den kommenden Jahren Fuß fassen will.
Ziel von Alibaba ist es, Händler und Marktteilnehmer über die unternehmenseigenen Plattformen zu vernetzen. Die internationale Expansion soll in den kommenden Jahren 2 Milliarden neue Kunden bringen. Das Umsatzpotential von Alibaba ist gigantisch und schlägt sich in höheren Umsatzwachstumsraten als bei Amazon nieder, die im ersten Quartal nur 17% wuchs, aber wiederum beste Aussichten darauf hat, eine "Cashcow" zu werden.
Die bekannte SoftBank Group hält ein Viertel der Anteile an Alibaba. Der Tech-Financier ist hierzulande bestens bekannt wegen der Kooperation mit Wirecard sowie aus der Berichterstattung um den nahenden IPO des hochdefizitären US-Startups WeWork. Da diese nun den Börsengang zu einer weitaus niedrigeren Bewertung erwägt als ursprünglich angenommen, bereitet sich SoftBank als größter Geldgeber dem Vernehmen nach auf einen "potenziell schwindelerregenden Verlust" vor – laut Bloomberg eine deutliche Erinnerung an die Risiken einer Anlagestrategie, die die Bewertungen von Startups im Silicon Valley überhöhe.