Alphabet-Aktie: Gelingt der KI-Coup gegen OpenAI?

08.12.23

Die Alphabet-Aktie springt am Donnerstag um +5,35% auf knapp 137 US$, nachdem das Unternehmen sein neues KI-System vorgestellt hat. Sollte der Google-Konzern dem Microsoft-Investment OpenAI nun Marktanteile abknöpfen können, wäre eine Menge Kurspotenzial vorhanden. Mehrere Schlüsselfaktoren sprechen bereits dafür.

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ℹ️ Alphabet vorgestellt

Die börsennotierte US-amerikanische Holding Alphabet mit Hauptsitz im kalifornischen Mountain View ist die Google-Muttergesellschaft. Sie entstand im Jahr 2015 durch eine weitreichende Umstrukturierung des Suchmaschinen-Konzerns. An der Börse ist das Unternehmen aktuell über 1,8 Billionen US$ wert.

Neues KI-System soll OpenAI-Produkt übertreffen

Die letzten 12 Monate müssen für Alphabets KI-Abteilung schmerzhaft gewesen sein. Lange Zeit galt ihre Forschungsabteilung als führend, verlor dann jedoch schlagartig das Rampenlicht, als ChatGPT das Licht der Welt erblickte. Konkurrent OpenAI überrollt seitdem die Tech-Landschaft und ermöglichte es Investor Microsoft, KI-gestützte Software aggressiv an Unternehmen zu vertreiben.

Am Donnerstag hat der Google-Konzern jedoch mit der Markteinführung von Gemini zum Gegenschlag ausgeholt. Das mit Spannung erwartete KI-System sei schneller als das jüngste Modell von OpenAI und könne verschiedene Formen von Medien wie Video, Audio und Text verarbeiten, erklärte das Unternehmen.

Wall Street feiert Gemini

Die Wall Street scheint jedenfalls dran zu glauben, dass Alphabet mit Gemini im KI-Rennen den Rückstand auf das von Microsoft unterstützte OpenAI verringern kann. Die Aktien des Google-Konzerns sind am Donnerstag prompt um +5,35% auf knapp 137 US$ hochgesprungen. Der Börsenwert des Unternehmens nimmt damit um knapp 100 Milliarden US$ zu.

In ähnlicher Höhe erlitt der Nasdaq-Titel im Februar noch einen Abverkauf, nachdem Googles Bard-Chatbot in einem Werbevideo ungenaue Informationen weitergegeben hatte und die Demonstration bei Anlegern einen faden Beigeschmack hinterlassen hatte. Das Marktvertrauen in die Fähigkeiten von den KI-Produkten des Unternehmens ist nun offenbar ein Stück weit zurückgekehrt.

Turbulenzen beim Konkurrenten

Obendrein kommt die Gemini-Veröffentlichung zu einem strategisch interessanten Zeitpunkt. So gab es bei OpenAI jüngst allerlei Spannungen. CEO Sam Altman wurde innerhalb von 6 Tagen gefeuert, bei Microsoft verpflichtet und schließlich doch wieder an seinen alten Posten installiert. Eine Gruppe von wichtigen Mitarbeitern hatte sich gegen die von Altman forcierte schnelle Kommerzialisierung der KI-Technologie gestellt und den Verwaltungsrat auf ihre Seite gezogen.

Die ganze Aktion deutet bei OpenAI auf ein tiefes inneres Zerwürfnis. Da nun erzwungenermaßen umstrukturiert wurde, könnte die Effektivität des Unternehmens bei der Bereitstellung von Produkten beeinträchtigt sein. Mehrere Kunden sollen sich schon darüber beschwert haben, dass jüngste Aktualisierungen der GPT-Modellfamilie die Qualität der Ergebnisse negativ beeinträchtigt habe.

Der Chatbot-Konkurrent Bard dürfte davon profitieren und Marktanteile erobern, so dass er die Nutzer an sich binden und sie in Googles profitablem Ökosystem halten kann – insbesondere wenn nun ein GPT-4-übertreffendes Sprachmodell ausgeliefert wird.

Aktie nun mit starkem Momentum

Mit dem jüngsten Kurssprung ist die Alphabet-Aktie in diesem Jahr bereits um über +55% hochgeklettert. Die Bewertung entspricht etwa dem 25-Fachen des freien Cashflows. Damit zählt das Google-Papier noch zu den günstigeren Tech-Riesen.

Im Septemberquartal verlangsamte sich das Wachstum von Alphabets Cloud-Einheit zwar auf ein Dreijahrestief und verblasste damit im Vergleich zum Aufschwung bei Microsoft Azure. Das OpenAI-Drama gepaart mit einem deutlich verbesserten KI-Produkt sollte dem Google-Konzern nun aber ermöglichen, Marktanteile zu erobern und das Wachstum zu beschleunigen. Hinzu kommen die Vertriebsvorteile des Unternehmens.

Aus meiner Sicht hat die Alphabet-Aktie damit als Nutznießer der jüngsten KI-Branchenentwicklungen mehr kurzfristiges Kurspotenzial als andere große KI-Stocks wie Microsoft oder Nvidia.

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