Amarin: Großes Kurspotenzial, ob Übernahme oder nicht
Eine meiner persönlichen Lieblingsaktien aus dem US-Biotechnologiesektor ist schon seit geraumer Zeit das Papier von Amarin (WKN: A0NBNG). Kein Wunder, denn Amarin hat in der Vergangenheit mit dem Blutfettsenker Vascepa nicht nur ein erstes Medikament erfolgreich zur Marktreife geführt. Sondern darüber hinaus, trotz zunächst erheblicher Widerstände von Seiten der US-Gesundheitsbehörde Federal Drug Administration (FDA), mit Hilfe positiv verlaufender klinischer Studien eine Ausweitung des Anwendungsbereichs dieses Medikaments schon fast in der Tasche.
Vascepa ist dabei eigentlich nichts anderes als hochdosiertes Fischöl in Kapselform. Allerdings hilft es dabei das Blutfett ("Cholesterin") zu senken, insbesondere das gefährlichere LDL-Cholesterin ("Low Density Lipoprotein"). Bisher werden dazu sogenannte Statine eingesetzt, die jedoch starke Nebenwirkungen haben. Nicht umsonst musste vor knapp 20 Jahren sein entsprechendes Medikament Lipobay – wegen zahlreicher Todesfälle – vom Markt nehmen und Schadenersatz in Milliardenhöhe bezahlen.
Allerdings ist der Markt für solche Blutfettsenker gigantisch. So erzielte der US-Pharmagigant Pfizer mit seinem Wirkstoff Atorvastatin (unter dem Markennamen Lipitor in den USA sowie dem Markennamen Sortis in der EU vermarktet) im Geschäftsjahr 2004 einen Jahresumsatz von 10,7 Mrd. US-Dollar sowie im Jahr 2007 sogar 12,8 Mrd. US-Dollar. Zwischenzeitlich sind die Umsätze jedoch deutlich eingebrochen, auch weil es immer mehr Konkurrenten wie Fluvastatin (Lescol) von Novartis oder Lovastatin (Mevinacor) von Merck gibt.
Hedgefonds stiegen nach Teilzulassung zu Ausverkaufskursen ein...
Die Aktie von Amarin hat in der Vergangenheit schon einmal einen regelrechten Höhenflug erlebt. Denn viele Investoren setzten darauf, dass die Gesellschaft mit Vascepa den Markt für Blutfettsenker aufrollen und – wegen deutlich geringerer Nebenwirkungen – quasi nahezu komplett vereinnahmen könnte. Damit wären hier Spitzenumsätze von mehr als 10 Mrd. US-Dollar im Jahr möglich gewesen, so dass das Unternehmen sicherlich mindestens 20-25 Mrd. US-Dollar wert gewesen wäre.
Dann jedoch kam es zum Schock. Zwar ließ die US-Arzneimittelaufsicht FDA das Medikament grundsätzlich zu, jedoch erst einmal nur sehr eingeschränkt. Dadurch reduzierte sich das Potenzial auf einen jährlichen Spitzenumsatz zwischen 500 Millionen und einer Milliarde US-Dollar. Die Anleger zeigten sich natürlich massiv enttäuscht davon – was folglich zu einem regelrechten Ausverkauf der Aktie führte. Anschließend dümpelte sie dann lange Zeit deutlich unterhalb von 5,00 US-Dollar herum.
Wie prekär die Situation des Unternehmens zu dieser Zeit war, zeigt der Fakt, dass man sich zwischenzeitlich sogar frisches Geld über Hedgefonds besorgen musste. Diese setzten dabei sowohl einen niedrigen Kaufpreis für Aktien an dem Unternehmen als auch den Erhalt entsprechender Optionen durch. Beides erwies sich inzwischen als sehr gutes Geschäft für die Hedgefonds. Denn nachdem sehr positive klinische Studiendaten nun wieder eine Ausweitung des Anwendungsgebiets von Vascepa wahrscheinlich machen, notiert der Titel wieder zwischen 15,00 und 20,00 US-Dollar.
Merck, Novartis, Pfizer – wer übernimmt Amarin?
Aktuell wird nun wieder auf eine vollständige Zulassung von Vascepa spekuliert, die sich wohl – siehe die heutigen Nachrichten (auf englisch) dazu – mehr und mehr abzuzeichnen scheint. Daher ist das Unternehmen jetzt endgültig ein heißer Übernahmekandidat, zumal ja große Aktienpakete bei sicherlich – zu entsprechend hohen Preisen – verkaufsbereiten Hedgefonds liegen. Analysten jedenfalls haben nach den positiven klinischen Studiendaten umgehend reagiert und sehen aktuell überwiegend Kursziele zwischen 75,00 und 80,00 US-Dollar.
Dies würde gegenüber dem aktuellen Aktienkurs in etwa einer Vervierfachung entsprechen. Trotzdem erscheint es realistisch, denn zu Kursen um 20,00 US-Dollar liegt die Marktkapitalisierung bei "nur" ca. 6,5 Mrd. US-Dollar. Wie jedoch schon geschrieben, halte ich einen Börsenwert von 25 Mrd. US-Dollar für jährliche Spitzenumsätze von 10 Mrd. US-Dollar und mehr für durchaus angemessen. Zumal die potenziellen Kaufkandidaten aus der Pharmabranche Großkonzerne wie Merck, Novartis und Pfizer sind.
Trotzdem würde ich, als Kleinanleger, versuchen die Aktie unter 20,00 US-Dollar einzusammeln und sehe das Kursziel vorerst sogar nur zwischen 40,00 und 50,00 US-Dollar! Denn noch gibt es natürlich gewisse Risiken was die mögliche Ausweitung des Anwendungsbereichs durch die FDA betrifft. Vor diesem Hintergrund wird man daher auch ein wenig Geduld brauchen. Denn egal ob nun nur 40,00 bis 50,00 US-Dollar oder doch 75,00 bis 80,00 US-Dollar – eine so große Übernahme tätigt auch kein großer Pharmakonzern mal eben über Nacht.