Amazon +5%: Darum sollten Anleger jetzt aufpassen
Nach überraschend starken Q3-Zahlen springt die Amazon-Aktie (WKN: 906866) am Donnerstag nachbörslich um über +5% hoch. Der nicht so berauschende Ausblick für das Schlussquartal deutet es jedoch schon an: Es gibt eine Reihe von Gründen, warum der Titel des E-Commerce-Riesen für Anleger derzeit kein Kauf ist.
ℹ️ Amazon vorgestellt
Amazon mit Hauptsitz in Seattle im US-Bundesstaat Washington ist der globale Riese unter den Online-Versandhändlern mit einer breit gefächerten Produktpalette. 1997 für den Buchversand gegründet, ist Amazon inzwischen weltweit Marktführer im E-Commerce und bei Cloud-Diensten. An der Börse wird der Konzern aktuell mit 1,25 Billionen US$ bewertet.
Aktie springt nach starken Quartalszahlen
Die Amazon-Aktie ist am Donnerstagabend nachbörslich um +5,3% auf 125,93 US$ hochgesprungen, nachdem der Konzern einmal mehr eindrucksvolle Quartalsergebnisse vorgelegt hat. So hat der E-Commerce-Riese Umsatz und Gewinn dank guter Entwicklungen im Kerngeschäft und insbesondere bei der Cloud-Sparte überraschend stark gesteigert.
Die Einnahmen im Septemberquartal kletterten gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 12,6% auf 143,1 Milliarden US$, was 1,5 Milliarden US$ über dem Marktkonsens liegt. Noch deutlicher übertraf Amazon die Analysten beim Nettogewinn: Während die Marktexperten im Schnitt von 8,8 Milliarden US$ ausgingen, steigerte das Unternehmen seine Ausbeute im Vergleich zum Vorjahr von 2,9 auf 9,9 Milliarden US$.
Ein großes Highlight des Finanz-Updates war die Cloud-Sparte, die nach sieben aufeinanderfolgenden Quartalen der relativen Schwäche inmitten vieler Gegenwinde eine erhebliche Margenausweitung erzielen konnte. Während das Umsatzplus bei AWS mit 12% auf 23,1 Milliarden US$ noch in etwa den Analystenerwartungen entsprach, wurde das operative Ergebnis von 5,4 auf 7 Milliarden US$ gesteigert – deutlich höher also, als die Wallstreet auf dem Zettel hatte. So berichtete Amazon-Chef Andy Jassy, man habe mehrere neue Kundenverträge für Cloud-Dienste abgeschlossen, die seit diesem Monat griffen.
Ausrufezeichen im Werbegeschäft und bei Rivian
Zum Gewinn trug auch ein Plus von 1,2 Milliarden US$ bei der Bewertung von Amazons Beteiligung am E-Autohersteller Rivian bei. Der Anteil an dem Tesla-Konkurrenten, der auch tausende Elektro-Lieferwagen an den Tech-Giganten liefert, hatte in den vergangenen Jahren mehrfach die Quartalszahlen des Handelskonzerns mit Wertberichtigungen verhagelt.
Beachtlich ist außerdem, dass die Werbeeinnahmen um satte 26% auf über 12 Milliarden US$ gewachsen sind. Damit rückt Amazon dem aus Meta und Google bestehenden Duopol auf dem digitalen Werbemarkt allmählich auf den Pelz.
Weniger beeindruckender Ausblick
Im Hinblick auf das laufende Schlussquartal bewegt sich die Umsatzprognose nun in einer Spanne von 160 bis 167 Milliarden US$, was Wachstumsraten von etwa 7 bis 12% entsprechen würde. Damit wäre es gut möglich, dass der Markt beim nächsten Finanz-Update enttäuscht wird, da der Analystenkonsens (166,5 Mrd. US$) bereits am oberen des Schätzungskorridors liegt.
Beim Betriebsergebnis plant Amazon in Q4 mit 7 bis 11 Milliarden US$, verglichen mit 2,7 Milliarden US$ im Vorjahr.
Makro-Sorgen drosseln das Kurspotenzial
Amazon straft einmal mehr die Zweifler Lügen und zeigt, dass vom Tech-Riesen in Zukunft noch viel Wachstum zu erwarten ist – dank der dominanten Position in den Bereichen E-Commerce und Cloud und des Potenzials im Werbegeschäft.
Makroökonomische Risiken werden jedoch wahrscheinlich verhindern, dass die Aktien des Unternehmens kurzfristig deutlich zulegen können. Auch wenn die US-Wirtschaft sich in Q3 gut entwickelt hat und diesen Schwung auch im Schlussquartal beibehalten dürfte, sieht es derzeit danach aus, dass sich die Situation im neuen Jahr merklich verschlechtern wird.
Die Tatsache, dass die US-Inflation wieder steigt, sowie positive Arbeitsmarktberichte dürften die Fed außerdem dazu veranlassen, die Zinsen im Laufe des Jahres erneut zu erhöhen und sie noch länger hochzuhalten. Hinzu kommt ein möglicher Ölpreisanstieg aufgrund der zunehmenden geopolitischen Spannungen im Nahen Osten.
Anleger wären dann dazu veranlasst, in sicherere Anlagen zu fliehen – eine Umschichtung von Wachstums- zu Substanzwerten, wie sie schon Anfang 2022 stattgefunden hatte. Aus diesem Grund ist die Amazon-Aktie aus meiner Sicht nun eine Halte-Position, ein Einstieg bietet sich derzeit also nicht an.
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