Amazon-Aktie: Wie es nach dem Prime-Video-Schock weitergeht
Die Amazon-Aktie (WKN: 906866) klettert am Donnerstag nach US-Börsenstart um rund +3% auf über 125 US$ und erholt sich damit von dem kleinen Börsenbeben, dass das Wall Street Journal tags zuvor ausgelöst hat. Demnach sendet der Tech-Gigant Signale, wonach es bei Prime Video alles andere als rund läuft. Sind die ambitionierten Analysten-Kursziele zwischen 150-200 US$ nun in Gefahr?
Amazon mit Hauptsitz in Seattle im US-Bundesstaat Washington ist ein global agierender Online-Versandhändler mit einer breit gefächerten Produktpalette. 1997 für den Buchversand gegründet, ist Amazon inzwischen weltweit Marktführer im E-Commerce und bei Cloud-Diensten. An der Börse wird der Konzern aktuell mit 1,15 Billionen US$ bewertet.
Börse reagiert empfindlich auf Prime-Video-Gerüchte
Das Wall Street Journal (WSJ) hat am Mittwoch für die ganze Streaming-Branche eine News-Bombe platzen lassen: Dem Bericht zufolge erwägt Amazon eine werbegestützte Version seines Streaming-Dienstes Prime Video. Obendrein sei der E-Commerce-Riese in Gesprächen mit den Medienkonzernen Warner Bros. Discovery und Paramount, die werbefinanzierten Kanäle Max und Paramount+ auf Prime Video als zubuchbare Optionen zuzulassen, wie das Finanzmedium unter Berufung auf Insider schrieb.
Während die Amazon-Aktie einen hohen Tagesverlust (-4,25%) erlitt, stiegen die Papiere von Warner Bros. (+8,43%) und Paramount (+3,86%) kräftig. Die Konzerne haben sich zu den Gerüchten bislang jedoch noch nicht geäußert.
Bislang kommt das Prime-Video-Angebot ohne Werbung aus – mit Ausnahme von Freevee und Sportübertragungen. Werbekunden hätten laut dem WSJ-Bericht jedoch zuletzt verstärkt nach Zugang zu den teils sehr populären Serien und Filmen auf der Plattform gebeten.
Hinzu kommt, dass Amazon-CEO Andy Jassy um die zukünftige Rentabilität des Streaming-Geschäftsbereichs bangen muss, der mit immer höheren Produktionskosten konfrontiert ist.
Mögliche Chancen durch neue Werbe-Strategie
Die Amazon-Aktie ist auf Jahressicht weiterhin knapp +45% im Plus, der neue WSJ-Bericht hat Anlegern offenbar jedoch gar nicht geschmeckt. So legen die darin beschriebenen Gedankengänge des Tech-Giganten nahe, dass der Prime-Service in seiner jetzigen Form nicht ausreicht, um Kunden zu halten und hinzuzugewinnen.
Auf der anderen Seite könnte sich das Unternehmen mit der Werbeoption jedoch hohe zusätzliche Einnahmen sichern, um noch spektakulärere Inhalte zu produzieren und bei alten und neuen Nutzern damit zu punkten.
Aktienkurs könnte bald wieder abdrehen
Fundamental lief es für Amazon in den letzten Quartalen durchwachsen – insbesondere was den ins Stottern geratenen Wachstumsmotor AWS angeht. Der Ende April veröffentlichte Geschäftsausblick hat den Markt nicht überzeugt – ebenso wenig wie die Tatsache, dass der Konzern auch im Cloud-Bereich Mitarbeiter entlässt, während die Konkurrenz von Microsoft und Alphabet angesichts des aktuellen KI-Hypes in diesem Bereich aufrüstet.
Aufgrund der alles andere als günstigen Bewertung der Aktie und der drohenden Rezession besteht meiner Meinung nach ein nicht zu unterschätzendes Abwärtsrisiko für den Kurs. Die aktuelle Rallye dürfte sich als Bullenfalle erweisen, da sie eher eine Korrektur der vorherigen Talfahrt darstellt.
Langfristig bin ich weiterhin davon überzeugt, dass Amazon von den Wachstumstrends im E-Commerce und Cloud-Geschäfts profitieren wird. Die Jagd auf die von Analysten ausgerufenen Kursziele zwischen 150 und 200 US$ dürfte sich mit einer konjunkturellen Verschnaufpause jedoch verzögern.
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