AppLovin-Aktie -20%: Warum das schon wieder?
Die AppLovin-Aktie rauschte am gestrigen Donnerstag mit einem Verlust von -20% gewaltig in den Kurskeller. Die Erholung des Werbenetzwerks in den beiden letzten Wochen scheint damit endgültig vom Tisch zu sein. Doch was steckt hinter dem massiven Kurseinbruch? Und sollten Anleger ihn für einen Einstieg nutzen?
Der nächste Leerverkäufer tritt auf den Plan
Auslöser des Kurssturzes der AppLovin-Aktie war eine Studie des Leerverkäufers Muddy Waters. Nach Culper Research und Fuzzy Panda ist es nun schon der dritte Shortseller, der massive Geschütze gegen AppLovin auffährt.
Die schwerwiegenden Vorwürfe von Muddy Waters sind teilweise sehr technischer Natur und für Laien in der Online-Werbebranche nicht einfach nachzuvollziehen. Ich will versuchen, sie vereinfacht darzustellen:
Vorwurf 1: Muddy Waters behauptet, dass mit 52% die Mehrheit der E-Commerce-Umsätze von AppLovin aus dem Retargeting stammt und keine Neuverkäufe sind, wie vom Unternehmen selbst behauptet.
Vorwurf 2: Der Shortseller meint, dass AppLovin im ersten Quartal 2024 eine Kundenabwanderungsrate von ca. 23% hatte. Das steht im Widerspruch zur Aussage des Unternehmens, dass es keinen Customer Churn gebe.
Vorwurf 3: Muddy Waters ist der Auffassung, dass AppLovin systematisch die Nutzungsbedingungen von Drittplattformen verletzt. Das geschieht laut dem Leerverkäufer durch die Erstellung sogenannter „Persistent Identity Graphs“. Dabei handelt es sich um synthetische Nutzerprofile, die aus unrechtmäßig erlangten Daten von Plattformen wie Google, Meta oder Shopify gebildet werden.
Eine Bank springt in die Bresche
Derweil springt die US-Großbank Wells Fargo AppLovin bei und verteidigt die Geschäftspraktiken des Werbenetzwerks. Nach Einschätzung von Wells Fargo basieren die Daten von Muddy Waters in Bezug auf Neukunden bzw. Retargeting aus zu wenigen Kundeninterviews und geben demnach kein akkurates Bild des gesamten Kundenstamms ab.
In Bezug auf die Kundenabwanderung sind die Experten der US-Bank der Meinung, dass diese aufgrund der erst kurzen Tätigkeit von AppLovin im Bereich E-Commerce völlig normal sei. Werbetreibende würden zunächst Testbudgets ausgeben, bevor sie ihre Ausgaben über AppLovin skalieren, so Wells Fargo.
Hinsichtlich der Vorwürfe der Verwendung von Persistent Identity Graphs meint Wells Fargo, dass diese schwer zu bewerten seien. Nach Meinung der Bank lassen die Nachweise im Shortseller-Bericht von Muddy Waters keine eindeutige Verletzung der Nutzungsbedingungen von Drittplattformen erkennen.
Nicht mehr vernünftig zu analysieren
Das Chartbild der AppLovin-Aktie ist seit dem durch die ersten Shortseller-Berichte ausgelösten Kurssturz Mitte Februar kaum mehr vernünftig zu analysieren. Der Aktienkurs des Tech-Unternehmens ist extrem erratisch und reagiert auf jede Neuigkeit mit sehr hohen Ausschlägen.
Vorwürfe nicht auf die leichte Schulter nehmen
Ich muss ganz ehrlich zugeben, dass ich als Online-Werbung-Laie bei den Vorwürfen der Leerverkäufer nicht mehr ganz durchblicke. Anleger sollten sich meiner Ansicht nach immer vor Augen halten, dass Shortseller das Geschäftsmodell verfolgen, vermeintlich überbewertete Aktien durch Anschuldigungen in Verruf zu bringen und damit Verkaufsdruck auszulösen.
Bei der AppLovin-Aktie ist ihnen das hervorragend gelungen. Auf jeden Shortseller-Bericht reagiert die Börse mit panikartigen Verkäufen, so wie gestern. Ich möchte nicht wissen, wie viel Geld Culper Research, Fuzzy Panda und Muddy Waters inzwischen verdient haben.
Damit will ich aber keineswegs sagen, dass Anleger die Anschuldigungen der Leerverkäufer achselzuckend abtun und blindlings in die AppLovin-Aktie investieren sollten. Dazu sind mir die Vorwürfe zum einen zu breit und zum anderen zu schwerwiegend.
Vor allem der dritte Vorwurf könnte sich als existenzgefährdend für AppLovin erweisen. Sollten Apple, Google, Meta & Co. zum Schluss kommen, dass das Werbenetzwerk die Nutzungsbedingungen ihre Plattformen verletzt hat, könnte das zu einem Ausschluss von AppLovin führen. Ergänzend dazu: Für Anleger auf der Suche nach zukunftsträchtigen Investments bietet unser exklusiver Report „3 Top-Picks“ einen exklusiven Einblick in Aktien, die von wichtigen Megatrends profitieren könnten.
Ich rate Anlegern deshalb, vorerst die weitere Entwicklung der Dinge abzuwarten. Die Kursentwicklung der AppLovin-Aktie ist seit Mitte Februar überhaupt nicht mehr prognostizierbar. Die Gefahr, sich mit einem Investment die Finger zu verbrennen, ist dementsprechend hoch.
AppLovin in Kürze
- AppLovin ist ein mobiles Werbenetzwerk, das Kunden Werbe- und Marketinglösungen für Apps und Spiele bereitstellt.
- Das Unternehmen ermöglicht Entwicklern und anderen Firmen die Vermarktung, Monetarisierung und Analyse ihrer Apps.
- AppLovin betreibt dazu drei mobile Werbe-, Marketing und Analyseplattformen namens MAX, AppDiscovery und SparkLabs.
- Zudem betreibt das Tech-Unternehmen Lion Studios, um Spieleentwickler bei der Veröffentlichung und Vermarktung von mobile games zu unterstützen.
- Das im kalifornischen Palo Alto ansässige Unternehmen notiert an der Technologiebörse Nasdaq und ist derzeit ca. 89 Milliarden US$ wert.
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