Aroundtown und TLG Immobilien: Vor Zusammenschluss?!
Wie Aroundtown (WKN: A2DW8Z) und TLG Immobilien (WKN: A12B8Z) gestern Abend kurz vor 21 Uhr in zwei separaten Ad hoc-Meldungen berichteten, hat TLG Immobilien ein Aktienpaket in Höhe von knapp 10% an Aroundtown zum Preis von gut einer Milliarde Euro (entspricht 8,30 Euro je Aktie) erworben. Verkäufer des Aktienpakets war dabei der Aroundtown-Großaktionär Avisco. Dies allein hätte wohl schon für entsprechende Übernahmespekulationen unter den Anlegern geführt.
Allerdings brauchen diese gar nicht mehr zu spekulieren. Denn darüber hinaus vermeldeten beide Gesellschaften, dass TLG Immobilien die (Call) Option besitzt den Anteil um weitere knapp 5% auf dann knapp 15% aufzustocken – und daher eine entsprechende Repräsentanz im Aufsichtsrat von Aroundtown anstrebt. Auch dieses Aktienpaket würde dabei von Aroundtown-Großaktionär Avisco kommen.
Zu guter Letzt begrüßte das Management von Aroundtown dann auch noch den Einstieg des Konkurrenten und bestätigte – wie auch TLG Immobilien – das man Gespräche über einen Zusammenschluss beider Unternehmen aufgenommen habe. Mit anderen Worten: TLG Immobilien und Aroundtown stehen kurz vor einem Zusammenschluss, der jedoch keineswegs eine feindliche Übernahme darstellt.
Deutscher Immobilienmarkt vor Konsolidierung?
Folgerichtig dürfte die Aktie von Aroundtown, die im vorliegenden Fall ja das Übernahmeziel darstellt, kurzfristig anspringen. Denn der Schlusskurs der Aktie am vergangenen Freitag lag bei ca. 7,55 Euro, TLG Immobilien bewertete sie jedoch im Zuge des Einstiegs mit 8,30 Euro (+10%). Stand heute ist davon auszugehen, dass der Merger, der ja offensichtlich auch von Aroundtown-Großaktionär Avisco unterstützt wird, am Ende klappen sollte. Die eigentliche Frage, die sich Anleger stellen sollten, ist daher eine andere.
Nämlich ob dieser Merger, nach dem Zusammenschluss von Deutsche Annington und GAGFAH zum DAX-Konzern Vonovia (in den Jahren 2014/2015) der Auftakt zu einer größeren Konsolidierungswelle auf dem deutschen Immobilienmarkt darstellt. Denn hier sprossen, angesichts des Niedrig-, Nullzins- bzw. inzwischen ja sogar Negativzinsumfelds in den letzten Jahren immer mehr Immobiliengesellschaften aus dem Boden.
Verantwortliche wiegeln zumeist ab, aber...
So habe ich selbst auf verschiedenen Investorenkonferenzen wie beispielsweise der "mkk – Münchener Kapitalmarkt Konferenz" in den vergangenen beiden Jahren mit zahlreichen Verantwortlichen solcher Unternehmen gesprochen. Angesprochen auf eine mögliche Konsolidierung des Marktes zeigten diese sich jedoch eher zurückhaltend. Denn der deutsche Immobilienmarkt sei so groß, dass es Platz für alle geben würde. Zudem würden Merger in den meisten Fällen nur wenig Sinn ergeben, da es kaum Synergie-Effekte gebe.
Offensichtlich sieht man das zumindest bei zwei der größeren Player nun anders. Wobei es sehr interessant ist, dass ausgerechnet die deutlich kleinere TLG Immobilien hier die treibende Kraft hinter der Idee zu sein scheint. Sollte der Merger jedenfalls klappen, würde eine fusionierte TLG Immobilien/Aroundtown hinter Vonovia auf Platz 2 der größten deutschen Immobilienkonzerne vorrücken. Ob sich das eine Deutsche Wohnen oder eine LEG Immobilien so einfach gefallen lassen? Es darf spekuliert werden...