Atos-Aktie: Ist die Hoffnung gerechtfertigt?

Die Atos-Aktie hat in den letzten Monaten eine Achterbahnfahrt sondergleichen erlebt. Der einst stolze französische IT-Konzern mit einem Jahresumsatz von 10 Milliarden € und über 95.000 Beschäftigten ist tief gefallen. Ein Résumé der jüngsten Geschehnisse und eine Einordnung für Anleger.

Eine erdrückende Schuldenlast von 4,7 Milliarden € und Managementfehler haben das Unternehmen an den Rand des Abgrunds geführt und die Aktie im November 2024 auf ein bis dazu historisches Tief von unter 0,01 €.

Doch was folgte, war eine Kursexplosion, die selbst erfahrene Börsianer staunen ließ. Innerhalb weniger Tage schoss der Kurs dank einer kleinen Armee von Meme-Aktien-Zockern auf bis zu 2,10 € – ein Plus von sage und schreibe 21.000%! Auslöser für diesen Kurssprung waren Gerüchte über ein mögliches Eingreifen des französischen Staates. Atos, als Lieferant essenzieller Komponenten für Militär und nationale Sicherheit, gilt als strategisch wichtig für Frankreich.

Am 25. November 2024 bestätigte Atos die Gerüchte und berichtete über konkrete Verhandlungen, einschließlich einer möglichen Übernahme der Advanced-Computing-Aktivitäten für bis zu 500 Millionen €.

Die Ernüchterung folgt prompt

Doch die Euphorie war nur von kurzer Dauer.

Profi-Zocker verabschiedeten sich mit Gewinnen, und die harte Realität des Umstrukturierungsplans wurde sichtbar. Die geplante Ausgabe von 63 Milliarden neuen Aktien zu einem Stückpreis von 0,0037 € führte zu einer massiven Verwässerung des Aktienkapitals.

Der Kurs kollabierte erneut auf eben jene 0,0037 €.

Was bedeutet das für Anleger?

Die Atos-Aktie bleibt ein Hochrisiko-Investment.

Die Restrukturierung unter gerichtlichem Schutzschirm und die Umwandlung von 2,9 Milliarden € Schulden in Eigenkapital sind erste Schritte zur Stabilisierung. Doch der Weg zur Gesundung ist lang und steinig. Maßgebend ist, wie der Konzernumbau ausfällt. Wird es zu Verkäufen von Konzernteilen kommen, oder nicht? Wird es zu einem Personalabbau kommen und werden dafür wieder einmalige Kosten anfallen?

Die Marktteilnehmer warten immer noch auf den Reverse Split. Damit wird die Aktie für institutionelle Anleger wieder interessant. Der Aktiensplit erfolgt im Verhältnis 10.000 zu 1, d.h. für 10.000 alte Aktien wird eine neue Aktie ausgegeben. Am 24. April 2025 wird der Aktiensplit wirksam und die neuen Aktien werden erstmals gehandelt.

Vorsichtiger Optimismus für die Zukunft

Trotz der düsteren Gegenwart gibt es Gründe für vorsichtigen Optimismus.

Das technologische Know-how von Atos, insbesondere in Bereichen wie Advanced Computing, Cybersicherheit und KI, bleibt wertvoll. Die strategische Bedeutung für Frankreich könnte sich als Rettungsanker erweisen.

Aber: Die Atos-Aktie wird vorerst ein Spielball für Spekulanten bleiben und ist nichts für Anleger mit schwachen Nerven. Wer hier investiert, muss sich des extremen Risikos bewusst sein. Gleichzeitig bietet sich für sehr risikobereite Anleger die Chance auf überdurchschnittliche Renditen, sollte die Sanierung gelingen.

Die kommenden Monate werden entscheidend sein. Kann das neue Management um Philippe Salle den Turnaround schaffen? Wird der französische Staat tatsächlich eingreifen? Und wie entwickelt sich das operative Geschäft?

Für alle, die das Geschehen an der Börse lieben, bleibt die Atos-Aktie auf jeden Fall ein faszinierendes Studienobjekt – ein Lehrstück über die Volatilität der Märkte, die Macht von Gerüchten und die Bedeutung soliden Managements.