Aumann: Schocknachricht zur Abendstunde
Deutlich reduzierte Gewinn- und Umsatzerwartungen schicken die Aumann-Aktie (WKN: A2DAM0) am Donnerstag tief in den roten Bereich. Der Kurs rutscht im Xetra-Handel um -19,33% auf 14,36 Euro und markiert damit ein neues Allzeittief. Die Schocknachricht platzte gestern kurz vor 21 Uhr herein.
EBIT und Umsatz für 2019 werden laut Neueinschätzung deutlich unter den Vorjahreswerten liegen. Aumann ist das nächste Opfer der sich eintrübenden Aussichten im Automobilsektor, nachdem in den vergangenen Tagen und Wochen kaum positive Nachrichten zur Wirtschaftsentwicklung von der Autoindustrie zu vernehmen waren.
Halbiert sich 2019 das EBIT im Worst Case?
In der letzten Quartalsmitteilung sprach Aumann von "spürbarer Zurückhaltung" und "Verunsicherung" bei Kunden aus der Automobilbranche (wir berichteten). Diese Umstände wirken sich nun dahingehend aus, dass Aumann laut gestriger Mitteilung für 2019 mit einem rückläufigen Umsatz auf 240 bis 260 Millionen rechnet. Das bereinigte EBIT soll maximal 22 Millionen Euro betragen, kann im Worst Case jedoch auf 16 Millionen Euro zurückgehen.
Das bereinigte EBIT 2018 lag bei 29,3 Millionen Euro, der Umsatz bei 291 Millionen Euro. Bisher ging das Aumann-Management für 2019 von einer "leichten Steigerung" von Umsatz und EBIT gegenüber 2018 aus.
Grund sind "wiederholte Verschiebungen von Auftragsvergaben" von beträchtlicher Größe, was wiederum zu einem "enttäuschenden Auftragseingang" von rund 85 Millionen Euro im ersten Halbjahr führte.
Noch immer macht das Hauptgeschäft mit traditionellen Verbrennungsmotoren das Gros der Gesamterlöse aus. Das e-mobility-Segment wächst umsatzseitig mit 35% wie im ersten Quartal noch immer stark. Aumann bekräftigte gestern seine Zuversicht, mittelfristig am e-mobility-Trend weiter partizipieren zu können.
Hoffnungen auf Trendwende dahin
Die Hoffnungen auf eine Trendwende dürften sich seit gestern Abend vorerst zerschlagen haben. Beide wichtigen Rahmenpunkte - Gewinn als auch Auftragslage - liefern wenig Kaufargumente zum aktuellen Zeitpunkt.
Laut Unternehmensangaben handelt es sich bei der aktualisierten Einschätzung um eine "vorsichtige Neueinschätzung". Unter Umständen stellt sich die Entwicklung letzten Endes doch besser heraus als befürchtet.
Sollten wir in den kommenden Monaten völlig "ausgebombte" Kurse sehen, womöglich sogar im einstelligen Euro-Bereich, dann bietet sich ein spekulativer Einstieg an. Grundsätzlich bleibt Aumann mit seinem „asset-light“-Geschäftsmodell, der Fokussierung auf profitable Wachstumsfelder und einer vergleichsweise soliden Kapitalausstattung einer der interessantesten deutschen Nebenwerte. Die Schwäche und Abhängigkeit des zyklischen Geschäftsmodells tritt nun klar zu Tage. Bis die Autoindustrie weltweit nicht zur Wende ansetzt, bleibt die Aumann-Aktie wohl im Abwärtsstrudel gefangen.